Süddeutsche Zeitung

Gladbachs 1:0 gegen Bremen:"Richtig wichtig"

Lesezeit: 3 min

Nach dem Wirbel um Breel Embolo setzt sich die Borussia gegen Bremen durch und wahrt den Kontakt zu den Europapokalplätzen. Am Ende hat die Rose-Elf Glück, nicht erneut eine Führung zu verspielen.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Von den drei gelernten Stürmern, die in dieser Saison bislang Tore für Borussia Mönchengladbach geschossen haben, stand am Dienstagabend beim Anpfiff gegen Werder Bremen nur Alassane Pléa auf dem Platz. Das war für den Trainer Marco Rose umso bedauerlicher, als in Marcus Thuram und Breel Embolo zwei Torjäger deshalb fehlten, weil sie sich ungebührlich verhalten hatten.

Thuram hatte im Dezember einem Hoffenheimer Spieler ins Gesicht gespuckt und ist dafür noch bis Ende Januar gesperrt. Embolo ist in der Nacht zum Sonntag im Zusammenhang mit einer unzulässigen Party in einem Essener Restaurant von der Polizei identifiziert und angezeigt worden, daraufhin wurde er wegen möglicher Verstöße gegen die Corona-Auflagen von seinem Klub aus dem Kader genommen. Vor dem Spiel sagte Rose aber nicht, dass Embolos Ausfall der Borussia weh tue, sondern: "Nicht dabei sein zu dürfen, tut Breel sehr weh."

Dass Rose sich offenbar wirklich nicht übermäßig um die Personallage gesorgt hatte, war auch daran zu erkennen, dass er seinen Kapitän, Spielgestalter und zuletzt fünfmaligen Torschützen Lars Stindl erst nach einer Stunde einwechselte. Dies geschah auch mit Blick auf das bereits am Freitagabend anstehende Heimspiel gegen Borussia Dortmund, erschien aber trotzdem ein bisschen gewagt.

Das Wagnis gelang letztlich deshalb, weil gleichzeitig mit Stindl auch Laszlo Benes eingewechselt wurde, und der trat in der 66. Minute einen Freistoß, den der aufgerückte Innenverteidiger Nico Elvedi zum Gladbacher 1:0 (0:0)-Sieg einköpfte. In der 87. Minute rettete die Borussen bei einem Schuss des Bremers Milot Rashica der Pfosten. 18 Punkte hatte Gladbach in dieser Saison bereits nach Führungen verspielt, aber diesmal reichte es.

Gladbach ist jetzt vier Ligaspiele nacheinander unbesiegt

"Eine Niederlage durch einen Standard ist der Worst Case", klagte bei Sky Werders Mittelfeldmann Kevin Möhwald. "Richtig wichtig" fand "diesen Dreier" derweil Torschütze Elvedi, weil sein Team hart kämpfen muss, um den Kontakt zu den Europapokalplätzen zu wahren. Man ist jetzt vier Ligaspiele nacheinander unbesiegt.

Eine Stunde ohne Stindl und durchgängig ohne zwei Vollstrecker wie Thuram und Embolo tat sich Gladbach schwer, gute Chancen zu kreieren. Ein erster Kopfball von Elvedi und ein Schuss von Hannes Wolf waren zunächst die besten Gelegenheiten. Der Führung näher waren vor der Pause überraschend die konternden Bremer, für die Romano Schmidt in der 27. Minute per Volleyschuss beinahe in den Winkel getroffen hätte - Torwart Yann Sommer parierte aber stark. Schmidt, 20, hatte den Vorzug erhalten vor Rashica, Davie Selke und Leonardo Bittencourt. Bremens zweitbeste Chance vergab Felix Agu, dessen Schuss Matthias Ginter auf der Linie klärte (37). Kurios: Beide Torhüter erhielten in der ersten Halbzeit Gelb nach Fouls außerhalb des Strafraums.

Der Freistoß zum 1:0 in der 66. Minute, den der eingewechselte Bremer Niklas Moisander per Foul an Wolf verschuldete, hatte den 13. Gladbacher Standardtreffer der Saison zur Folge. Das ist der beste Wert der Liga. Benes trat den Freistoß scharf nach innen, wo Elvedi sogar hinabtauchen musste, um per Kopf zu treffen. Ab einer Viertelstunde vor Schluss wechselte Bremens Trainer Florian Kohfeldt nach und nach die Offensivkräfte Selke, Rashica und Bittencourt ein, doch die Gladbacher brachten den Sieg mit etwas Fortune heim.

Der 23 Jahre alte Embolo hatte am späten Montagabend im Internet schriftlich Medienberichte dementiert, er habe an der dubiosen Party (acht Männer, 15 Frauen, Alkohol, keine Masken, verhängte Fenster) im Obergeschoss eines Restaurants am Essener Baldeneysee teilgenommen. Er behauptete, er habe nur bei einem Kumpel Basketball geschaut. "Es trifft nicht zu, dass ich an einer Party teilgenommen habe", schrieb er, "die Wohnung, in der ich war, befand sich in unmittelbarem Umfeld des Lokals, in dem diese Party stattfand. Die Polizei hat mich in der Wohnung angetroffen und meine Personalien aufgenommen." Die Polizei Essen präzisierte jedoch explizit: "Der Einsatz hat sich auf den Gastronomiebetrieb konzentriert." Im Umfeld desselben habe es gar keinen Einsatz gegeben.

Schon Thuram hatte sich im Dezember eher fadenscheinig aus seiner unbequemen Situation herausreden wollen, als er behauptete, Hoffenheims Stefan Posch beim erregten Sprechen nur versehentlich angespuckt zu haben. Nun klang auch Embolo rhetorisch kreativ. Trainer Rose geht mit seinen Spielern nach außen aber moderat um. "Es ist sinnfrei, sich als Person des öffentlichen Lebens nachts um halb Drei bei einem Kumpel aufzuhalten", sagte er zwar, "Breel hat uns aber glaubhaft versichert, dass er nicht Teilnehmer einer Party war - und das macht für mich den entscheidenden Unterschied." Nach dem Spiel fügte er hinzu: "Gegen Dortmund ist Breel dabei."

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