Süddeutsche Zeitung

Fußball-WM in Brasilien:Costa Rica im Achtelfinale, Italien muss zittern

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Uruguay-Schreck Costa Rica sorgt für die nächste Überraschung bei dieser WM: Die Mittelamerikaner schlagen Italien verdient mit 1:0 und stehen damit bereits im Achtelfinale. Die Italiener erwartet nun ein Endspiel.

Wie Queen Elizabeth II. das 0:1 von Italien gegen Costa Rica aufgenommen hat, ist nicht überliefert. "Wenn wir Costa Rica schlagen, will ich einen Kuss von der Queen", hatte ja Italiens Stürmer Mario Balotelli gefordert und immerhin hinzugefügt: "natürlich auf die Wange". Denn nur wenn die Italiener zuerst Costa Rica und dann Uruguay geschlagen hätten, hätten die Engländer noch eine Chance aufs Achtelfinale gehabt.

Doch über eine Erfüllung dieser Forderung nachzudenken, bleibt Elizabeth II. nun erspart: Durch den Treffer von Bryan Ruiz (45.) steht nun Costa Rica bereits sicher in der Runde der letzten 16, was in dieser schweren Gruppe natürlich nicht weniger als eine Sensation ist; England trauert - und Italien muss im letzten Gruppenspiel gegen Uruguay noch mindestens ein Remis schaffen.

Bei den Italienern war Stammtorwart Gianluigi Buffon nach überstandener Verletzung zurückgekehrt; nach acht Minuten stand der 36-jährige Kapitän erstmals im Mittelpunkt. Allerdings auf andere Weise als vermutet, er erwischte nach einem Eckstoß den Ball nicht, Celso Borges köpfelte über die Querlatte. In der ersten halben Stunde tat sich ansonsten vor beiden Toren nicht viel, zu einfallslos agierten die Italiener gegen die engagierten, disziplinierten und nach dem Auftaktsieg gegen Uruguay vor allem sehr selbstbewussten Costa Ricaner.

Elfmeter für Costa Rica verweigert

Dass die Italiener dennoch zu zwei guten Tormöglichkeiten kamen, war Andrea Pirlo zu verdanken, der den Puls der Queen in die Höhe trieb, indem er zwei Mal Balotelli in Szene setzte. Doch der Stürmer lupfte erst am Tor vorbei (31.) und scheiterte zwei Minuten später an Costa Ricas Torwart Keylor Navas. Auf der Gegenseite parierte Buffon einen Schuss von Christian Bolanos (36.).

Kurz vor der Pause hatte die Partie dann ihre zwei Höhepunkte, und beide fanden sie vor Buffons Tor statt. Als Giorgio Chiellini Joel Campbell im Strafraum umgestoßen hatte, verweigerte der chilenische Schiedsrichter Enrique Osses einen Elfmeter (43.); kurz darauf ging Costa Rica dann doch in Führung. Außenverteidiger Junior Diaz vom FSV Mainz 05, der eine sehr gute Partie bot, flankte von der linken Seite, am entfernten Pfosten hatte sich Bryan Ruiz freigelaufen und traf mit dem Kopf zum 1:0, dann war Halbzeitpause.

Im Kabinengang lieferten sich die Mannschaften eine ziemlich hitzige Auseinandersetzung, und im zweiten Durchgang wirkten die Italiener dann - mit Antonio Cassano, der für Thiago Motta eingewechselt wurde - auch auf dem Platz endlich etwas emotionaler. Sie rissen das Spiel nun an sich, allerdings fehlten ihnen weiter jegliche Geistesblitze.

Balotelli wird nicht König von England

Natürlich war wieder Pirlo zuständig, für einen Hingucker zu sorgen - seinen Freistoß aus 30 Metern wehrte Navas ab (53.). Ansonsten waren außer zahlreichen Abseitspositionen in Italiens Angriffsspiel keine Auffälligkeiten zu sehen. Als die Fahne ausnahmsweise einmal unten bleib, drosch Lorenzo Insigne den Ball überhastet weit über das Tor - da waren schon 81 Minuten gespielt.

Die Italiener hatten in den vergangenen 15 WM-Spielen immer mindestens ein Tor geschossen - diesmal sah es nicht mehr danach aus. Costa Rica kam trotz angemessenem Abwehrbollwerk noch zu Angriffen; die beste Chance zum 2:0 hatten sie in der Nachspielzeit, als ein Schlenzer von Randall Brenes knapp am rechten oberen Toreck vorbeistrich.

"Wenn ihr Costa Rica und Uruguay besiegt, kannst du meinetwegen auch König werden", hatte ein englischer Fan im Internet Balotelli angeboten. Dass dies nun nicht der Fall sein wird, kann man als erste erfreuliche Nachricht für England seit Längerem werten.

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SZ vom 21.06.2014
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