Süddeutsche Zeitung

Frischling Pavard:Ein Makel zu viel

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Benjamin Pavards wechselhaftes Liga-Debüt für die Bayern: Der Franzose wirkt emsig und bemüht, sieht aber bei einem Gegentor unglücklich aus.

Von Thomas Hürner, München

Es waren erst wenige Minuten gespielt, da zeigte sich schon, mit welcher Aufgabe er an diesem Abend betraut sein würde. Benjamin Pavard, aufgestellt als linker Innenverteidiger neben Niklas Süle, nahm Dodi Lukebakio ins Visier, er pirschte sich von hinten heran, er fuchtelte mit dem Fuß zwischen den Beinen seines Gegenspielers. Lukebakio stemmte sich mit allem dagegen, was der 1,87 Meter große Hertha-Angreifer entgegenzustemmen hatte, aber Pavard fuchtelte so lange, bis er den Ball zu einem Mitspieler gebracht hatte.

Die Bewachung Lukebakios genoss hohe Priorität, hatte er doch in der vergangenen Saison für Fortuna Düsseldorf drei Treffer in der Münchner Arena erzielt. Eine Aufgabe übrigens, bei der Jérôme Boateng damals keine allzu gute Figur abgab, was wiederum einen Teil dazu beigetragen haben könnte, dass Boateng am Freitag nicht in der Startformation stand. Pavard jedenfalls fuchtelte noch ein paar Mal im Rücken des Berliner Angreifers, er fing zahlreiche Pässe auf ihn ab und sorgte dafür, dass dieser leicht entnervt die Seite wechselte, von der rechten auf die linke Stürmerposition. Es war der Moment, in dem das Spiel kurz zugunsten der Berliner kippte. Lukebakio traf in seiner neuen Arbeitszone mit einem Distanzschuss (36. Minute), der Ball wurde von seinem Sturmpartner Vedad Ibišević abgefälscht. Wenig später stieg Pavard zum Kopfballduell mit Marko Grujić hoch, sie prallten mit den Köpfen aneinander und Pavard blieb stehen, Grujic hingegen erzielte das 2:1. Es blieb Pavards einziger aber gravierender Makel bei diesem 2:2, bei dem er sein Bestes gab, den nach Dortmund abgewanderten Mats Hummels zu imitieren, mit einer führenden Rolle im Münchner Spielaufbau und vielen flachen Vertikalpässen ins Mittelfeld.

In diesem Münchner Transfersommer voller Wirrungen und Wendungen ist eine Frage ja immer weiter in den Hintergrund gerückt: Werden sich die 35 Millionen Euro, die der FC Bayern für den Verteidiger Benjamin Pavard, 23, gezahlt hat, auf Anhieb als eine bereichernde Investition erweisen? Und wenn ja: Wo? Pavard kann innen und außen verteidigen, er ist so etwas wie ein Alleskönner, der erst noch nachweisen muss, dass er das alles auch bei einem Spitzenklub wirklich gut kann. Pavard ist Weltmeister mit Frankreich und Absteiger mit Stuttgart, er spielte eine fabelhafte erste und eine eher dürftige zweite Bundesliga-Saison, eine ähnliche Diskrepanz war auch in einigen Vorbereitungspartien und dem guten Pokalspiel in Cottbus zu beobachten.

Nun gehört es zu den großen Aufgaben des Trainers Niko Kovac, sich demnächst für eine der vielen Abwehrvarianten zu entscheiden. Halblinks spielt nämlich auch Lucas Hernández, der noch nicht ganz fitte Münchner Rekordzugang, am liebsten.

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Quelle:
SZ vom 17.08.2019
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