Süddeutsche Zeitung

Franziska Hildebrand beim Biathlon-Weltcup:Das hätte ihr niemand zugetraut

Lesezeit: 2 min

Von Saskia Aleythe, Ruhpolding

Es gibt Erfolge, die im Verborgenen liegen. Franziska Hildebrand ist 28 Jahre alt und hat schon vieles in ihrem Biathletinnenleben mitgenommen, mehr negatives als positives. Vor allem ein Makel ist mit ihrer Biografie verwoben: Läuferisch gilt Hildebrand, gelinde gesagt, als bezwingbar. Richtig heißen muss es aber nun: Sie galt. Im Jahr 2016 könnte sie diesen Ruf bekämpfen.

Freitagnachmittag, das erste Rennen im neuen Jahr läuft, da gleitet Franziska Hildebrand fast unbemerkt über die Ziellinie in Ruhpolding. Neben ihrem Namen leuchtet die Eins auf, auch fast unbemerkt. Denn damit hatte wohl niemand gerechnet: Dass diese Hildebrand ein Lauftalent wie Gabriela Soukalova aus Tschechien auf der Strecke besiegen könnte. In Ruhpolding ist das nun tatsächlich geschehen, mit fehlerfreier Leistung am Schießstand bezwingt Hildebrand die ebenfalls fehlerfreien Soukalova und Kaisa Mäkäräinen aus Finnland. Als Zweitschnellste im gesamten Feld und mit einem Vorsprung von 0,3 Sekunden.

Früher hatte Hildebrand Probleme auf der letzten Runde

Was ihr da gelungen ist, konnte Hildebrand noch auf der Pressekonferenz kaum glauben: "Was, ich war Zweite?", fragte sie, ballte die Faust ein bisschen, lächelte und atmete erleichtert aus. "Das ist so geil, wenn man weiß, das man vorne mitlaufen kann." Oft war das anders, da überholten sie vor allem auf der letzten Runde selbst Läuferinnen, die sich einen Fehler geleistet hatten. "Wir haben im Sommer viel Grundlagentraining gemacht und gerade daran gearbeitet, dass ich meine gute Form über den Winter halten kann", sagte Hildebrand nach ihrem zweiten Weltcup-Sieg der Saison.

Vor allem die konstanten Leistungen machen Hildebrand in diesem Winter aus, auch auf der Strecke. 23. nach Laufzeiten war sie bei der Verfolgung in Hochfilzen, ansonsten immer besser, drei Mal in den Top Ten. Sie habe über Weihnachten ihren Akku wieder aufgeladen, sagte Hildebrand noch, "mit Braten und anderem guten Essen". Das hat sich gelohnt. "Franziska ist eine, die sich diesen Erfolg über Jahre erarbeiten musste", sagte Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig, "sie hat das Wettkampfalter gebraucht, die Erfahrung aus Tausenden Kilometern. Schießen konnte sie schon immer".

Eigentlich hätte Dahlmeier gewonnen

Doch die Konkurrenz hat sie freilich noch im Nacken, eine aus dem eigenen Team war in Ruhpolding schließlich noch schneller als sie: Laura Dahlmeier lief nach gerade erst überstandener Erkältung 17,7 Sekunden Vorsprung auf der Laufstrecke heraus. "Das überrascht mich schon, dass es so deutlich ist", sagte Dahlmeier, "umso ärgerlicher, dass ich den Fehler geschossen habe". Anders als Hildebrand liegt Dahlmeier das Laufen aber schon immer. Ohne Patzer wäre sie die Siegerin von Ruhpolding gewesen, so reichte es zu Rang vier. Gute Ausgangslage für die Verfolgung am Samstag.

"Morgen ist alles offen", sagte Dahlmeier noch. Hildebrand ist bestens vorbereitet.

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