Süddeutsche Zeitung

Formel E:Ohne Krach aufs Siegertreppchen

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Audi, Jaguar und Renault sind schon dabei in der Formel E. Nun präsentiert BMW seinen ersten elektrischen Einsitzer-Rennwagen.

Von René Hofmann

Der Wagen ist gut fünf Meter lang, knapp zwei Meter breit und er beschleunigt - ohne Krach und irgendwelche Abgase - in 2,8 Sekunden von null auf 100 km/h. Welche Bedeutung der in mehrerlei Blau und blendenden Weiß lackierte Flitzer für BMW hat, lässt sich daran erkennen, dass zwei Vorstandsmitglieder Spalier standen, als an diesem Freitag an der Firmenzentrale im Münchner Norden seine Fahrer vorgestellt wurden: Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich und Vertriebschef Pieter Nota applaudierten, als António Félix da Costa und Alexander Sims zwischen ihnen hindurch zu ihrem neuen Dienstwagen schritten. Der 27-jährige Portugiese und der 30 Jahre alte Brite gehen ab 15. Dezember für die Marke auf Punktejagd; dann startet in Riad in Saudi-Arabien die fünfte Saison der Rennserie, in der immer mehr die Zukunft des Automobilrennsports sehen: die Formel E.

Rein elektrisch angetriebene Monoposto-Rennwagen: 2014 hat der Automobilweltverband die Idee geboren. Seitdem hat sie sich mächtig entwickelt. Audi, Jaguar und Renault sind schon dabei, nun rollt BMW an den Start, in einem Jahr kommen Mercedes und Porsche hinzu. Es wird also bald eng auf den Stadtkursen, auf denen die Serie gastiert. Warum diese Form des Wettstreits sich bei den Autofirmen aktuell so großer Beliebtheit erfreut, ließ sich bei der Vorstellung des BMW iFE.18 getauften Renners gut sehen: Keiner will den Anschluss verpassen. "Die Formel E ist da, wo man sein muss - und dort sind wir jetzt", sagt Sportchef Jens Marquardt. Das Dabeisein ist aktuell auch noch erschwinglich - weil es viele Einheitsteile gibt.

Ein eigenes, festes Ingenieurteam, wie es dies beim letzten Formel-1-Engagement gab, hat BMW für die Formel E nicht zusammengestellt. Die Experten, die den Antrieb des Rennwagens frisierten, kamen alle aus der Abteilung, die sich um den E-Motor des i3 kümmert, der schon seit einigen Jahren auf den Straßen rollt. Bei den anderen Teilen, an denen gefeilt werden durfte, war es ähnlich. Die Nähe zur Serienentwicklung soll helfen, dass das Motorsportengagement allen etwas bringt. "Ich kenne keine andere Motorsportkategorie, die so nah an der Serie ist", sagt Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich. Ähnliches haben seine Vorgänger zu Formel-1-Zeiten allerdings auch gerne erzählt.

Überhaupt die Königsklasse: Die Wunde des wenig rühmlichen Engagements dort ist noch immer nicht ganz verheilt, die Formel E ist da nun ein willkommenes Trostpflaster. "Das ist heute ein historischer Tag", sagte Sportchef Jens Marquardt bei der iFE.18-Vorstellung, "zum ersten Mal seit 2009 zeigt BMW wieder einen einsitzigen Rennwagen." Damals endete das Formel-1-Programm, zu dessen Beginn die Verantwortlichen vollmundig getönt hatten, sie würden bis zum ersten Triumph nicht so lange brauchen wie Rivale Mercedes. Das Ziel in der Formel E? "Wir wollen dieses schöne Auto aufs Siegertreppchen bringen", sagt Sportchef Jens Marquardt.

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Quelle:
SZ vom 15.09.2018
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