Süddeutsche Zeitung

Finale in der 2. Bundesliga :Mit 60 000 Zuschauern, aber ohne Bauchtänzerin

Lesezeit: 4 min

Der TSV 1860 München setzt auf Masse, der FC St. Pauli auf den Trend, der FC Ingolstadt auf den letzten Kick. Und Darmstadt kann das alles noch nicht glauben. Das Finale der 2. Liga im Überblick.

Die zweite Bundesliga ist vor dem 33. Spieltag vorne spannender und hinten genauso spannend wie die erste Liga. Wie die Ausgangslage für die einzelnen Verein vor Sonntag, 15.30 Uhr aussieht: Von vorne nach hinten:

FC Ingolstadt

"Es gibt kaum einen schöneren Moment, als den Aufstieg in einem Heimspiel vor einem ausverkauften Haus zu realisieren oder zu finalisieren", sagte Trainer Ralph Hasenhüttl vor der Partie gegen RB Leipzig. "Das sind die Spiele, auf die man wartet, auf die man hinlechzt, auf die man sich unglaublich freut." Vergangenen Sonntag hatten die Oberbayern den vorzeitigen Aufstieg durch eine Niederlage beim VfL Bochum zunächst verspielt. Diesmal würde selbst eine Niederlage gegen die Sachsen reichen, wenn Darmstadt in Fürth verliert oder Kaiserslautern nicht in Aue gewinnt. "Wir sind Tabellenführer und haben vor nichts Angst", entgegnete Hasenhüttl.

SV Darmstadt 98

Trainer Dirk Schuster steht mit Aufsteiger Darmstadt vor dem Durchmarsch von der 3. Liga in die Bundesliga. Nach dem 1:0 in Karlsruhe sind die Hessen euphorisiert. Tobias Kempe, der im Topspiel beim KSC der Matchwinner war, setzt auch in Fürth auf den Teamgeist: "Wir müssen erneut alles reinwerfen. Für Fürth geht es ums Überleben, auch dort können wir erneut nur gemeinsam bestehen." Deren Trainer Mike Büskens lobte den Gegner ausdrücklich: "Darmstadt ist ein vorbildliches Beispiel wie sich ein Verein aus einer prekären Sitautiion herausgekämpft hat. Da sieht man mit wie viel Herzblut gearbeitet wird." Darmstadt in der Bundesliga, das Böllenfalltor in einer Reihe mit der Arena auf Schalke und der Allianz Arena. Mit diesem Gedanken kann man sich schonmal anfreunden.

1. FC Kaiserslautern

Im Schlussspurt um den Sprung in die Fußball-Bundesliga kann der FCK wieder auf Stammtorwart Tobias Sippel zurückgreifen. Nach rund vierwöchiger Pause wegen einer Muskelverletzung im rechten Oberarm wird der 27-Jährige am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) im Auswärtsspiel bei Erzgebirge Aue sein Comeback geben. Seit Mitte der Woche steht bereits fest, dass Kaiserslautern in den noch anstehenden beiden Punktspielen auf Offensivkraft Karim Matmour (Muskelfaserriss) verzichten muss. Coach Runjaic bleibt dennoch zuversichtlich: "Wir haben mit Ausnahme der beiden vergangenen Spiele eine stabile Rückrunde gezeigt, sind immer optimistisch gewesen und werden unseren Optimismus in dieser verrückten Liga auch auf der Zielgeraden beibehalten."

Karlsruher SC/Eintracht Braunschweig

Für die Eintracht könnte selbst ein Heimsieg gegen Karlsruhe zu wenig sein, um noch im Rennen um Rang drei zu bleiben. Die Relegationsspiele gegen den Bundesliga-16. sind auch das neue Ziel des KSC. "Rang drei ist noch drin", sagte Trainer Markus Kauczinski. "Solange die Chance auf die Relegation besteht, müssen wir unsere Hausaufgaben erledigen und auch weiter beißen", forderte Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht am Freitag.

Greuther Fürth

Mike Büskens fordert im Duell gegen Aufstiegsanwärter SV Darmstadt 98 einen leidenschaftlichen Kampf. "Wir müssen Grenzen überschreiten und uns stellen. Wir brauchen nicht nur in Sachen Laufstärke eine außergewöhnliche Leistung, sondern auch in den Zweikämpfen und da speziell was das Durchsetzungsvermügen in den Zweikampfen angeht", sagte Trainer Mike Büskens am Donnerstag in Fürth. Er muss auf den gesperrten Robert Zulj verzichten. "Klar ist Leben in der Mannschaft", betonte Torhüter und Kapitän Wolfgang Hesl. "Wir müssen jetzt nur auf uns schauen, der Gegner ist nicht so wichtig."

FC St. Pauli

Eigentlich ist es eine mittleschwere Sensation, dass der FC St. Pauli noch in diesem Maße hoffen kann. Spätestens nach der 0:1-Niederlage bei Union Berlin schien es direkt Richtung dritte Liga zu gehen. Dann kamen Siege gegen Leipzig und in Kaisersdlautern. Unter Trainer Ewald Lienen holte der Klub 21 Punkte aus 15 Spielen - das macht Platz sieben in der Rückrunden-Tabelle. "Für uns geht es nicht um fußballerische Leckerbissen, sondern darum, Spiele zu gewinnen", sagte Lienen vor dem Heimspiel gegen den VfL Bochum am Sonntag: "Wir sind nicht im Rechenkurs, sondern im Kampf um den Klassenerhalt."

FC Erzgebirge Aue

Zwei Siege in Folge gegen den Karlsruher SC und Union Berlin haben Aue in diese Lage gebracht. Im Erzgebirgsstadion ist die Mannschaft immer unangenehm zu spielen - gerade für ambitioniertere Teams wie den 1. FC Kaiserslautern. Der Präsident des Vereins lud die Mannschaft vor dem Spiel zum Vatertagsbrunch. Als "Einschwörung". Das Spiel ist übrigens ausverkauft.

1860 München

In München ist das Stadion auch voll, allerdings hat die Schüssel in Fröttmaning andere Dimensionen, als in Aue. Über 60 000 Zuschauer werden am Sonntag in die Allianz Arena strömen, um die "Löwen" in der 2. Fußball-Bundesliga beim sportlichen Überlebenskampf gegen den 1. FC Nürnberg zu unterstützen. "Es ist doch das Geilste für jeden Fußballer, in einer vollen Hütte zu spielen", sagte Mittelfeldspieler Daniel Adlung. Die Saisonrekordkulisse in der 2. Liga soll das heimschwächste Team nicht hemmen, sondern zusätzlich anstacheln. Es müsse für die Spieler eine Ehre sein, vor so vielen Zuschauern auflaufen zu können, sagte Trainer Torsten Fröhling: "Es wird im Stadion richtig was los sein." Zwei Spieltage vor Saisonende droht den Löwen der erste Absturz in die Drittklassigkeit seit 23 Jahren - doch Torsten Fröhling gibt sich gewohnt lässig. "Man darf nicht so viel verändern", sagte der Coach: "Wenn ich da jetzt eine Bauchtänzerin holen würde, würde sich auch nicht mehr viel ändern."

VfR Aalen

In der prekärsten Lage kommt es zum sogenannten Ostalb-Derby. Der VfR spielt gegen den 1. FC Heidenheim - die beiden Orte liegen 22 Kilometer auseinander. Das Stadion ist ausverkauft. Zum ersten Mal überhaupt bei einer Zweitlipapartie kommen 14 500 Zuschauer. "Die Ausgangslage ist für uns nicht anders als in den vergangenen Wochen. Die Mannschaft hat auch in dieser Woche hochkonzentriert gearbeitet und ist absolut fokussiert auf dieses Duell. Das Derby ist unser Champions-League-Finale", sagte Aalens Trainer Stefan Ruthenbeck.

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SZ vom 17.05.2015 / sid/dpa/sz
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