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Internationaler Fußball:Supercup in der Türkei nach einer Minute abgebrochen

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Nächster Skandal im türkischen Fußball: Beim Derby gegen Galatasaray verlässt ein nur mit Nachwuchsspielern besetztes Team von Fenerbahce nach wenigen Momenten das Spielfeld.

Kaum war das Duell um den türkischen Supercup zwischen Fenerbahce und Galatasaray Istanbul angepfiffen, da erschütterte der nächste Skandal den krisengeplagten türkischen Fußball. Nicht einmal eine Minute war gespielt, als Fenerbahce das schnelle 0:1 durch Mauro Icardi kassierte, das nur aus Nachwuchsspielern bestehende Team verließ schlagartig wieder das Feld und provozierte damit den Abbruch der Begegnung. Mit der geplanten Protestaktion erhöhte der Klub im Streit mit dem türkischen Verband TFT den Druck gewaltig - und sorgte erneut für weltweite Negativschlagzeilen.

Die spanische Sportzeitung Marca schrieb von einer "Eskalation in der Türkei" und "surrealen Bildern". Die britische Daily Mail berichtete von "bizarren Szenen", und auch in Italien war in der Gazzetta dello Sport von "Chaos" und einer "sensationellen Geste" die Rede.

Fenerbahce sah sich wegen vermeintlich ungerechter Behandlung zu dieser skurrilen Aktion gezwungen. Der Klub hatte um einen ausländischen Unparteiischen für das Duell gebeten, doch dazu kam es nicht. Auch eine Verlegung des Supercups, der ursprünglich Ende Dezember in Saudi-Arabien stattfinden sollte, jedoch abgesagt worden war, blieb mit Blick auf das Conference-League-Viertelfinale am Donnerstag bei Olympiakos Piräus verwehrt. Vor der Partie Fenerbahces Präsident Ali Koc gesagt: "Es ist an der Zeit, dass die Uhren im türkischen Fußball zurückgestellt werden." Koc prangerte außerdem an, dass es seit Jahren ein "okkultes Netzwerk im türkischen Fußball" gebe, das "über die Schiedsrichter den Verlauf der Meisterschaft bestimmt".

Der Protest beim Supercup-Finale zeigt, wie verfahren die Lage mittlerweile ist. Zuletzt war es bei Trabzonspor im März zu einem Skandal gekommen, als gewalttätige Anhänger der Gastgeber nach der späten 2:3-Niederlage die Spieler von Fenerbahce attackiert hatten. Im Dezember brach Ankaragücü-Präsident Faruk Koca einem Schiedsrichter mit einem Faustschlag das Jochbein, daraufhin wurde der Betrieb in der Süper Lig ausgesetzt. Knapp eine Woche später sorgte der Präsident von Istanbulspor wegen einer vermeintlichen Fehlentscheidung für einen Spielabbruch.

Ob die letzten sieben Spieltage der Süper Lig ohne Zwischenfälle verlaufen, ist hinsichtlich der Ereignisse in den vergangenen Monaten eher fraglich. Den Supercup wird wohl Galatasaray am Grünen Tisch zugesprochen bekommen.

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