Süddeutsche Zeitung

FC Ingolstadt:Solo fürs Finale

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Der Mittelfeldspieler Maximilian Thalhammer prägt das Spiel des FCI, Nürnbergs Gegner in der Zweitliga-Relegation. Seine Zukunft hängt daher wohl auch vom Ausgang der Entscheidungsspiele ab.

Von Johannes Kirchmeier

Als Maximilian Thalhammer das halbe Fußballfeld im Grünwalder Stadion mit dem Ball am Fuß überquert hatte und im Strafraum angekommen war, da hob er noch schnell den Kopf. Er erblickte Dennis Eckert Ayensa, spielte ihm den Ball im Sechzehner zu - und der Torjäger traf kurz vor dem Ende zum 2:0 gegen den TSV 1860 München. Die Eintrittskarte des FCI für die Zweitliga-Relegation gegen den 1. FC Nürnberg an diesem Dienstag und Samstag (je 18.15 Uhr) war gelöst, der Verein darf damit weiter an die Wiedergutmachung nach dem Abstieg vor einem Jahr glauben.

Bereits zuvor hatte Maximilian Beister den FCI mit einem feinen Weitschuss in Führung gebracht. Das letzte Saisonspiel der dritten Liga darf so als Exempel der vergangenen Wochen herhalten: Gemeinsam prägen die beiden "Maximilians" das Spiel des FC Ingolstadt, Thalhammer aus dem zentralen Mittelfeld heraus, der Rechtsaußen Beister im Angriff. Trainer Tomas Oral bewertet ungern einzelne Spieler. Trotzdem sagt er: "Die Entwicklung von Thalhammer und Beister überrascht mich nicht, weil das ist das, was ich von ihnen erwarte. Wenn es nicht so wäre, dann hätten wir ja ein allgemeines Problem. Deswegen bin ich sehr glücklich, dass ich sie habe."

Ein allgemeines Problem hätte er so gesehen auch bekommen können, wenn Thalhammer nur so lange für seinen Klub gespielt hätte, wie es auch vertraglich fixiert war. Dann hätte er sein Solo in München gar nicht angetreten. Das Coronavirus hat die Saison verlängert, über den Vertragsstichtag 30. Juni hinaus. Eine verzwickte Situation, Thalhammer wäre als einziger Ingolstädter nicht mehr angestellt. Doch der 22-Jährige signalisierte sehr schnell, dass er trotzdem alle Saisonspiele bestreiten würde, bis 12. Juli steht er so mindestens doch noch unter Vertrag - wie auch einige seiner Relegationsgegner vom FCN. Thalhammer ist der Heimat und dem Klub äußerst verbunden: Als gebürtiger Freisinger ist er bei Eintracht Freising als Fußballer groß geworden, ehe er mit 16 Jahren nach Ingolstadt wechselte. Dort hat er es als erster aus dem Nachwuchsleistungszentrum des Klubs nachhaltig zum Profi geschafft.

Das ist auch ein Grund, wieso Sportdirektor Michael Henke sich kürzlich positiv zu einem Verbleib Thalhammers bei Magenta Sport äußerte: "Er fühlt sich pudelwohl. Er ist so eine Art Eigengewächs und wir sind mit ihm in Gesprächen." Man sehe "ja auch an seinen Leistungen, dass er voll fokussiert ist auf uns". Sollte der FCI allerdings auch nach der Relegation noch Drittligist sein, könnte er natürlich trotzdem zu klein werden für den 1,91-Meter-Mann, der schon in der Vorsaison als Leihspieler beim SSV Jahn Regensburg zur Zweitliga-Stammkraft wurde. Die Regensburger haben immer noch großes Interesse an ihm - und sind damit wohl nicht der einzige Klub. Trotz seiner Größe ist Thalhammer ein technisch starker Fußballer, er kann das Spiel aus der Zentrale heraus sortieren.

Vor Vertragsverhandlungen stehen für alle Beteiligten aber die "Finals" (Oral). Achtmal setzte sich seit 2009 der Drittligist durch - so auch 2019, als Orals FCI Wehen Wiesbaden unterlag. Der ganze Klub arbeitet seither dafür, die Niederlage wiedergutzumachen. Daher findet der Trainer, dass es keine große Rolle spiele, dass sein Drittligist in diesem Jahr sechs Tage weniger Vorbereitungszeit als der FCN hatte: "Was ich in den letzten Wochen von der Mannschaft gesehen habe, überzeugt mich umso mehr." Elf Spiele in 35 Tagen musste das Team absolvieren. Er wisse, "dass wir nur diese zwei Tage für die Erholung brauchen." Kapitän und Angreifer Stefan Kutschke zählt übrigens auch zum Kader. Seine muskulären Probleme hat er überstanden.

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SZ vom 07.07.2020
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