Süddeutsche Zeitung

FC Bayern München II:"Ich bin der Trainer der Amateure"

Lesezeit: 3 min

Von Benedikt Warmbrunn, München

Die Glocken läuten, der Wind weht, und so sind die ersten Worte von Heiko Vogel nicht zu verstehen. Vogel steht auf einem der hinteren Rasenplätze des Trainingsgeländes des FC Bayern, seine Stimme wird sich später noch durchsetzen gegen das Gebimmel und das Gewehe, niemand ist lauter als Vogel. Um ihn herum stehen junge Männer, manche mit gewagten Frisuren, einige noch mit schmächtigen Körpern, alle hören Vogel genau zu, es sind immerhin seine ersten Worte als - ja, als was eigentlich?

"Ich bin der Trainer der FC Bayern Amateure", sagt Vogel eineinhalb Stunden später, nach der ersten Trainingseinheit mit seiner neuen Mannschaft. Sollte dieses Team aber nicht zur neuen Saison U21 heißen statt wie bisher U23? Und hatten sich nicht vor wenigen Jahren noch Leiter der Nachwuchsabteilung dafür eingesetzt, die Mannschaft FC Bayern II zu nennen und eben nicht mehr Amateure, weil das zu sehr nach Anfängern klang? "Ich bin der Trainer der FC Bayern Amateure", sagt Vogel noch einmal, "das ist der richtige Name. Da geht es auch um eine Tradition, die man sich bewahren muss. Alles andere klingt mir zu mechanisch."

Schon bei seiner eigenen Vorstellung kommt Heiko Vogel, 39, also seiner neuen Aufgabe nach: Er ist jetzt ein Definierer. Vogel wird von nun an nicht nur die Amateure in der Regionalliga Bayern trainieren, er verantwortet als Sportlicher Leiter des sogenannten Junior Teams auch die U19 und die U17. "Ersponnen habe das Konstrukt ich", sagt Vogel, herausgearbeitet haben es jedoch andere: Sportvorstand Matthias Sammer, Kaderplaner Michael Reschke, sehr intensiv auch Uli Hoeneß, der ehemalige Präsident, der zurzeit als Freigänger für die Jugendabteilung arbeitet.

Als Sportlicher Leiter wird Vogel - in Absprache mit dem neuen U19-Trainer Holger Seitz und dem neuen U17-Trainer Tim Walter - Trainingspläne entwerfen, er wird überlegen, welcher Jugendspieler besonders gefördert werden soll, und vor allem soll er eine Spielidee der Juniorenteams definieren. "Offensiv, dominant, in beide Spielrichtungen handlungsschnell", das seien wichtige Schlagworte, sagt Vogel. Orientieren will er sich dabei stark an der Ballbesitz-Strategie, die Pep Guardiola mit den Profis verfolgt.

In den ersten Wochen des Sportlichen Leiters Vogel war die größte Herausforderung jedoch zunächst einmal, dem Amateure-Trainer Vogel eine starke Mannschaft zusammenzustellen. Mehr als die Hälfte des Kaders besteht aus Zugängen - allerdings haben auch zehn Spieler das Team verlassen, darunter die Routiniers Stefan Buck und Tobias Schweinsteiger, der in der U17 als Co-Trainer arbeiten wird. Die meisten neuen Spieler hat Vogel aus der Mannschaft mitgenommen, die er zuletzt betreut hatte, aus der U19. Von dort wurden die Innenverteidiger Philipp Walter und Yannick Günzel, Rechtsverteidiger Felix Pohl, Linksaußen Milan Pantovic sowie die Mittelfeldspieler Lucas Scholl und Daniel Hägler befördert.

Direkt aus der U17 übernimmt Vogel den defensiven Mittelfeldspieler Niklas Dorsch sowie den offensiven Mittelfeldspieler Fabian Benko. Aus anderen Vereinen sind bisher nur vier Spieler zu den Amateuren gewechselt: Torwart Leo Weinkauf, 18, von Werder Bremen, Mittelfeldspieler Sebastian Bösel, 20, von Bayern Hof, Innenverteidiger Korbinian Burger, 20, vom TSV 1860 sowie Karl-Heinz Lappe vom FC Ingolstadt. Der 27-jährige Mittelstürmer, der in der vergangenen Zweitliga-Saison in 14 Spielen ein Tor erzielte, ist vorerst der älteste Spieler im Kader, er soll Lukas Görtler ersetzen, der zum 1. FC Kaiserslautern gewechselt ist.

"Wir wollen in die dritte Liga"

Vogel kennt Lappe noch aus dessen Zeit in der Jugend des FC Bayern, er sagt: "Das ist einer, der einen Schalk im Nacken sitzen hat, dazu dieses Funkeln in den Augen. Das finde ich ganz angenehm, ich brauche kein Mauerblümchen." Ansonsten haben sich der Sportliche Leiter Vogel und der Trainer Vogel darauf verständigt, dass nur noch ein weiterer Innenverteidiger gesucht werden muss.

Und auf welche Zielvorgabe hat sich der doppelte Vogel geeinigt? "Wir wollen in die dritte Liga, weil wir glauben, dass das mittel- und langfristig die richtige für unsere Talente ist." Für Vogel macht es als Amateurtrainer "auch ein bisschen den Reiz aus", diesen Aufstieg nach so vielen vergeblichen Versuchen vielleicht bald zu feiern. Aber in solchen Sätzen geht es Vogel viel zu sehr um ihn selbst, und so ist es ihm ganz recht, dass der Wind sie fast verschluckt.

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SZ vom 11.06.2015
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