Süddeutsche Zeitung

FC Bayern in der Einzelkritik:Ribéry schickt eine Botschaft an die Bosse

Der Franzose lässt sein Tor gegen Leverkusen leicht aussehen, Javi Martínez ist der gute Geist und Arturo Vidal der Herr der Lüfte. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Philipp Selldorf, Leverkusen

Sven Ulreich

Hatte eine wunderbare Winterpause. Erhielt Lob von allen Seiten, vom Fachblatt kicker zum besten Hinrunden-Torwart der Liga gekürt, vom Bayern-Management umschwärmt. Hatte in Leverkusen zunächst viel Zeit, um seine neue Popularität zu genießen. In der zweiten Halbzeit bekam er Gelegenheit, die guten Kritiken zu bestätigen, was ihm mehrfach gelang. (Archivbild)

Rafinha

Nicht zu beneiden um seinen Job. Der aberwitzig schnelle Leon Bailey machte ihm viel Mühe, mitunter musste sich Rafinha vorkommen wie ein Wanderer im Tiefschnee, der gegen einen Skifahrer antritt. Rächte sich unter anderem mit einem Scherenschlag am Mann, hochverdiente gelbe Karte.

Jérôme Boateng

Gewohnt groß und mächtig. Faszinierend zu sehen, wie er aus dem Ruhemodus plötzlich in Aktion trat, wenn er Gefahr witterte. Rückte dann bis tief in die gegnerische Hälfte vor wie ein Expeditionscorps mit Spezialauftrag.

Niklas Süle

Mit Kevin Volland kam er gut zurecht, mit Bailey weniger, als der ihn in der 54. Minute einwickelte wie ein Pausenbrot (der Ball landete dann auf der Latte). Vollands 1:2 finalisierte er durch unglückliches im-Weg-Stehen.

David Alaba

Beschwingt und mobil. Bearbeitete im Duett mit Ribéry die linke Flanke bis zur Grundlinie. Bewirkte damit Unruhe in den gegnerischen Reihen, ansonsten aber herzlich wenig. Zu wenig.

Javi Martínez

Der gute Geist des Bayern-Spiels, in seinem Fleißbieneneifer kaum zu übertreffen. Jagte noch hinter der Seitenlinie jedem Ball hinterher, der seiner Mannschaft von Nutzen sein könnte. Fungierte erfolgreich als Abfangjäger und stellte sich außerdem als Torschütze in den Dienst der Kollegen, wählte dann den Schnuller- respektive Daumenlutscherjubel und bot sich damit als Aufmacherbild an. Verursachte später durch einen üblen Abspielfehler fast das 2:2.

Arturo Vidal

Der Herr der Lüfte. Wunderte sich wahrscheinlich selbst, wieso ihn die Leverkusener ständig im Strafraum zum Kopfball einluden. Bereitete dank seiner Freiheiten das 1:0 vor und gefiel durch Spielvermögen und Raffinesse. Souveräner Mittelpunkt des Geschehens.

Franck Ribéry

Hatte seinen Spaß an der umkämpften Partie, der sich zunächst in einigen intensiven Duellen mit Karim Bellarabi äußerte. Ribéry, der alte Herr, erwies sich als deutlich widerstandsfähiger als der sechs Jahre jüngere Widersacher. Schütze des 2:0, das er aussehen ließ, als sei es einfach gewesen. War es aber nicht. Bejubelte sein Meisterwerk vor der Fankurve, um aller Welt und besonders der Vereinsführung mitzuteilen, dass er sich auch im kommenden Jahr ein Bleiben beim FC Bayern gut vorstellen kann.

James Rodriguez

Viele Ballkontakte, wertvolle Schaltstelle, fleißig, aufmerksam und laufstark. Keine glänzende, aber solide Partie. Pluspunkt war die Vorbereitung des 2:0. In der Schlussminute fügte er mit seinem brillanten Lupfer in den Winkel noch einen Glanzpunkt hinzu.

Arjen Robben

Machte die Bewegungen von außen nach innen, die man seit mehreren Jahrzehnten von ihm kennt, aber es fehlte ihm nach längerer Absenz das nötige Timing und die präzise Navigation. Blieb eine Randfigur, war aber trotzdem nicht erfreut, als er zur Auswechslung Platz machen musste.

Thomas Müller

Arbeitete sich mit Anlauf in die Partie. Dann gelangen ihm einige schlaue Aktionen. Torgefahr strahlte er zwar lediglich geringfügig aus. Einen Anlass zum Debüt von Sandro Wagner bot er zunächst jedoch nicht.

Kingsley Coman, Sandro Wagner

Kingsley Coman: Machte viel, aber das meiste nicht gut. Bewirkte wenig Sinnvolles. Sandro Wagner: Gab dann doch sein Debüt. Aber den Ball berührte er nicht mehr im Strafraum. Fragwürdiges Vergnügen.

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