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FC Bayern gegen FC Basel:Münchner Druckwellen vor dem Endspiel

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Im Hinblick auf das entscheidende Achtelfinalduell in der Champions League gegen den FC Basel gibt man sich beim FC Bayern zuversichtlich. Bastian Schweinsteiger betont die Relevanz eines frühen Tores, wird aber wohl erst einmal auf der Bank sitzen. Trainer Jupp Heynckes fordert die Balance zwischen Angriff und Offensive - und erinnert an ein legendäres 3:1.

Andreas Burkert

Es ist schwer etwas losgewesen am Montag in der Münchner Fußballarena. Zwei Dutzend Kamerateams hatten sich drinnen im Auditorium postiert, und weil es sich dabei um ein vergleichsweise hohes Kamerateamaufkommen handelte, filmten sich die ebenfalls beeindruckten Kameramänner gegenseitig.

Nebenan interviewten sich die Kollegen vom Privatradio, die Schweizer Radioleute wollten von bayerischen Stimmen hören, wie es wohl ausgehe am Dienstagabend zwischen München und Basel. Und umgekehrt. Insgesamt drängte sich der Eindruck auf, dass es sich beim zweiten Achtelfinal-Vergleich in der Champions League zwischen dem FC Bayern und dem FC Basel um ein besonders bedeutsames Spiel mit womöglich weitreichenden Folgen handeln muss.

Der weitgereiste Fußballlehrer Jupp Heynckes hat dann aber zum Glück allen ein wenig die Aufregung genommen. Natürlich sei das ein wichtiges Spiel, sagte der 66-Jährige, und selbstredend wolle der FC Bayern das Viertelfinale erreichen.

Doch eine höhere Bedeutung erkenne er nicht in jener Partie, in der München ein 0:1 aufzuholen hat und in der laut Präsident Uli Hoeneß ("wäre schwierig, diese Saison noch gut zu machen") schon die Jahresbilanz zur Disposition steht. "Ich denke nicht darüber nach, was auf dem Spiel steht", betonte der Coach in gebotener Seelenruhe. "Es ist alles nicht so dramatisch, wie es dargestellt wird."

Was für Debatten oder bestenfalls sogar Visionen vom weiteren Saisonverlauf aus dem Rückspiel entspringen könnten, wird in der Tat erst nach Spielende ersichtlich werden. Dass es sich um das erste Finale der Saison für sie handelt, beunruhigt die Münchner angeblich nicht.

Viele Schlachten dieser Sorte habe er doch schon geschlagen, berichtete der Veteran Heynckes seinen Zuhörern; bei seinem ersten Münchner Engagement, also im zurückliegenden Jahrtausend, habe man mal ein 0:2 aus dem Heimspiel gegen Inter Mailand mit einem 3:1-Coup in Italien getoppt ( 1988 im Uefa-Cup; d. Red.).

Bastian Schweinsteiger ist damals erst vier Jahre alt gewesen, doch auch er blickt nach eigener Aussage mit großem Vergnügen der kniffligen Aufgabe gegen den Schweizer Meister und Tabellenführer entgegen. "Ich empfinde so ein Spiel als Freude", sagte der Nationalspieler, "jeder freut sich doch darauf, am Dienstagabend ins Stadion zu gehen - und das ist bei uns Spielern auch so."

Dass Schweinsteiger sich nicht von Beginn an aktiv einbringen wird, wenn es für die Bayern gilt, eine kleine Blamage abzuwenden, das gaben der Trainer und auch der Kandidat erst am Abend bekannt. Einen Monat hat er den Bayern gefehlt nach einer Sprunggelenksverletzung, am Samstag bei der mit 7:1 Toren gewerteten Trainingseinheit gegen Hoffenheim gab Schweinsteiger ein halbstündiges Comeback.

Seit einer knappen Woche befindet sich der Mittelfeldspieler im Wettkampf mit den Kollegen, doch er habe, dies gab er selbst zu bedenken, sehr lange den Ernstfall verpasst. Er wäre deshalb "nicht sauer", wenn Heynckes ihn nicht in der Startelf brächte, dies betonte der 27-Jährige; überhaupt gehe es jetzt nicht um ihn, sondern darum, "dass der Verein seine Ziele erreicht und die Spiele gewinnt".

Somit darf Basel bis zum Anpfiff rätseln, ob Schweinsteiger vor der Abwehr spielt oder doch wieder Luiz Gustavo. Die restliche Formation ergibt sich nach Ansicht von Heynckes von selbst, denn gegen Hoffenheim sei man "äußerst homogen" aufgetreten. Demnach kann sich Philipp Lahm darauf einstellen, bis auf Weiteres Rechtsverteidiger zu spielen - und der momentan irgendwie unverzichtbare Wiener Allrounder David Alaba, 19, die eigentlich vom Kapitän für alle Zeiten beanspruchte Position auf links.

Zur Strategie fürs Spiel ließ Heynckes nur verlauten, man müsse eine Balance finden zwischen Angriff und Offensive. Erwartet wird jedoch nicht nur von Basels Coach Heiko Vogel eine "erste Druckwelle" des Favoriten zu Beginn. Im Gegensatz zum Hinspiel oder dem 0:2 in Leverkusen müsse dabei ein Tor gelingen, empfiehlt Schweinsteiger.

"Es braucht ganz viel Schwein und ein nächstes Wunder", sagte Basels Stürmer Alexander Frei zurückhaltend. Allerdings grinste er dabei hinterlistig.

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Quelle:
SZ vom 13.03.2012
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