Süddeutsche Zeitung

FC Bayern in der Einzelkritik:Eine Taube attackiert David Alaba

Der Verteidiger muss sich nicht nur mit Berlinern herumschlagen. Kingsley Coman verletzt sich und Javi Martínez krönt seine Woche. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Vivien Timmler

Manuel Neuer

Kam für ein Spiel gegen Hertha BSC auf viel zu viele Ballkontakte. Hatte sich in den Kopf gesetzt, das Spiel nur über Süle und Alba zu eröffnen. Handelte sich deswegen in der ersten Halbzeit Schimpftiraden von Trainer Kovac ein, was ihn aber nicht zu beirren schien. In der zweiten Halbzeit dann zu weit weg, um diese überhaupt noch zu hören. Hielt in der Nachspielzeit den Sieg der Bayern fest. (Archivbild)

Joshua Kimmich

Stand in der laufenden Bundesligasaison in jeder möglichen Minute auf dem Feld und war auch gegen Hertha einer der aktivsten Bayern. Lief den Berlinern alle Bälle ab, die irgendwie abzulaufen waren. Hatte in der 47. Minute die Chance, mal wieder ein Tor zu erzielen, konzentrierte sich nach der vergebenen Chance aber lieber wieder aufs Verteidigen. Rettet sein Team in der 56. vor dem Gegentor und empfahl sich auch für die verbleibenden Bundesligaminuten der Saison.

Niklas Süle

Kam mit stolzer Brust und dem Wissen, gegen Liverpool die Null erfolgreich verteidigt zu haben. Hielt wieder die Null und seinen Kopf überall rein, wo es Köpfe reinzuhalten gab. Lässigster Bayer, aber auch ohne große defensive Aufgaben.

Jérôme Boateng

Rückte für den erkälteten Mats Hummels in die Startelf. Rettete in der 28. Minute das 0:0, wirkte ansonsten von Zeit zu Zeit, als hätte er gern mehr zu tun gehabt. Hielt hinten zusammen, was zusammen gehört, fühlte sich für einen inspirierten Spielaufbau aber genauso wenig zuständig wie seine Abwehrkollegen.

David Alaba

War auf der linken Seite überall, wo Ribéry nicht war, und das war ein Haufen Arbeit. Flankte was das Zeug hält und bemühte sich um kreative Spieleröffnungen, was aber nur bedingt gelang. Wurde zu allem Überfluss auch noch von einer Taube attackiert.

Javi Martínez

Wollte von Beginn an dort weitermachen, wo er in Liverpool aufgehört hatte. Wurde dann aber von Duda daran gehindert, der ihn in Manndeckung nahm. Schaffte es trotzdem irgendwie, dafür zu sorgen, dass Boateng hinten nicht allzu viel zu tun bekam. Kann sich in der 62. Minute das erste Mal komplett von Duda lösen und köpfelt bei einer Ecke das 1:0. Belohnt sich damit nachträglich für seine Leistung gegen Liverpool.

Leon Goretzka

Stand für Thiago in der Startformation, wirkte auf dem Platz aber nur in Ausnahmefällen überhaupt anwesend. Wollte im Mittelfeld öfter Mal mit dem Kopf durch die Wand, kam aber nicht mit dem Kopf durch die Wand. Wurde zur Halbzeit verdient durch Thiago ersetzt.

James Rodriguez

Sollte gegen Hertha für die Kreativität im Bayern-Spiel zuständig sein. Fühlte sich dann aber für nichts weniger zuständig als für die Kreativität im Bayern-Spiel. Immerhin: Zirkelte die entscheidende Ecke auf den Kopf von Martínez.

Serge Gnabry

Drehte im DFB-Pokal gegen Hertha die Partie mit zwei Treffern. Gab dieses Mal aber nichts zu drehen, also hielt Gnabry sich vornehm zurück. Unauffälliger Münchner.

Franck Ribéry

Stand für Coman in der Startelf, schien aber von Beginn an nicht so genau zu wissen, warum eigentlich. Überließ Alaba die weiten Wege. Stand in der 33. Minute frei vor Jarstein, konnte den Ball aber nicht am Berliner Keeper vorbeiwurschteln. Wurde in der 57. Minute durch Coman ersetzt.

Robert Lewandowski

Bekam in der 36. einen Schlag in den Nacken und fiel zu Boden, was dann auch schon seine nennenswerteste Aktion der ersten Halbzeit war. Bekam so wenig Bälle, als spielten seine Kollegen auf ein 0:0 wie gegen Liverpool. Hatte dann irgendwann genug davon und holte sich die Bälle persönlich am Mittelkreis ab, was seine Torgefährlichkeit nicht gerade erhöhte. Prallte gegen Ende mit Karim Rekik zusammen, was mit der roten Karte gegen den Berliner bestraft wurde. Schiedsrichter Harm Osmers sah eine Tätlichkeit gegen Lewandowski. Eine umstrittene Entscheidung.

Thiago

Kam zur Halbzeit für den maximal unauffälligen Goretzka. War dann tatsächlich auffälliger. Schnappte sich immer wieder vor dem eigenen Sechzehner den Ball und machte das Spiel schneller. Aber nicht schnell genug. (Archivbild)

Kingsley Coman

Kam in der 57. Minute für Ribéry auf den Platz. Weiß noch von vor drei Wochen, wie man Siegtreffer gegen die Hertha schießt, zumindest in der Nachspielzeit. Hatte dafür aber nicht genug Zeit: Musste nach nur neun Minuten mit großen Augen und mit Schmerzen im linken, hinteren Oberschenkel vom Platz. Fällt mit einem Muskelfaserriss vorerst aus - für das Rückspiel gegen Liverpool könnte es eng werden.

Thomas Müller

Stand erstmals seit 2009 in vier aufeinanderfolgenden Spielen, in denen er spielberechtigt gewesen wäre, nicht von Beginn an auf dem Platz. Kam dann als Ersatz für den Ersatz, als Coman verletzungsbedingt runter musste. Bemühte sich sichtlich zu zeigen, dass er mehr Minuten verdient gehabt hätte. Agierte dafür aber zu hektisch und vergab in der 86. die größte Chance zum 2:0.

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