Süddeutsche Zeitung

Euroleague:Nervensache am Schluss

Lesezeit: 2 min

Die Bayern-Basketballer dominieren in Mailand drei Viertel - und verlieren doch noch.

Von Ralf Tögel

Die Basketballer des FC Bayern haben bei Olimpia Mailand mit 78:79 Punkten verloren und bleiben mit nun 15 Niederlagen bei sieben Siegen Schlusslicht in der Euroleague. Allerdings dominierten die Münchner um Maodo Lo (im Bild) drei Viertel lang das Geschehen, gaben im letzten Durchgang reichlich unnötig das Heft aus der Hand und standen einmal mehr mit leeren Händen da.

Die Münchner setzten den Aufschwung der beiden vergangenen Siege jedenfalls fort, vor allem die starke Leistung beim Heimsieg gegen das israelische Euroleague-Topteam Tel Aviv hat dem Kollektiv eine Menge Selbstvertrauen in die mächtigen Körper gepumpt. Dabei ist die Handschrift des neuen Trainers Oliver Kostic immer deutlicher zu lesen, das Spiel der Bayern ist schneller, das Umschalten von Abwehr auf Angriff wird mit deutlich mehr Tempo umgesetzt und in der Offensive nehmen die Spieler mehr Risiko. Seit dem Trainerwechsel sprachen die Akteure ja oft vom Spaß bei der Arbeit - und der war den Spielern auch auf dem Mailänder Parkett anzusehen. Zudem macht sich bemerkbar, dass die Betten im Lazarett der Bayern weitgehend leer bleiben, lediglich Vladimir Lucic fehlte beim Auftritt in der italienischen Modemetropole. Eine klare Schwächung freilich, aber die Optionen für Kostic sind deutlich gewachsen.

So ist das Spiel des deutschen Meisters schwerer auszurechnen, an diesem italienischen Abend spielte sich der Bayern-Kapitän in den Vordergrund. Danilo Barthel war kaum zu bremsen, erzielte bis zur Halbzeit 13 Punkte und war mit deren 18 bester FCB-Schütze. Bemerkenswert war auch der Auftritt von Alex King, der in den vergangenen Partien nur wenige Minuten Einsatzzeit bekommen hatte. Doch der Flügelspieler ist immer auf Betriebstemperatur, King traf drei Dreier in kurzer Folge und trug maßgeblich zur klaren 45:38-Halbzeitführung bei.

Hatten die Bayern bisher meist Probleme das Tempo hoch zu halten, wie im jüngsten Bundesligaspiel gegen Bonn, in dem sie ein fürchterliches drittes Viertel spielten, so legten sie an diesem Abend sogar noch zu. Hoch konzentriert und mit jener spielerischen Leichtigkeit, die man bei den Bayern schon lange nicht mehr gesehen hat, zogen sie auf 60:40 Mitte des dritten Viertels davon. Doch die Italiener erhöhten vor allem in der Defensive den Druck, verteidigten giftig und trafen vor allem dank Topscorer Vladimir Micov (16 Punkte) aus der Distanz hochprozentig. Und plötzlich offenbarten die Bayern ihre große Schwäche: Sie leisteten sich viel zu viele Ballverluste, in Mailand waren es 16. Europäische Spitzenteams wie Mailand wissen derlei zu nutzen, vor dem finalen Viertel hatten sie auf 53:66 verkürzt.

Und der FCB zeigte Wirkung, Mailand kam immer näher, war zweieinhalb Minuten vor dem Ende dran (71:72) und zog 30 Sekunden vor Schluss tatsächlich mit 75:74 in Front. Der Rest war Nervensache - mit dem denkbar schlechtesten Ausgang für die Bayern, bei denen neben Barthel noch Nihad Djedovic (12) und Greg Monroe (10) zweistellig trafen.

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Quelle:
SZ vom 31.01.2020
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