Süddeutsche Zeitung

Eishockey-Weltmeisterschaft:K.o. nach großem Kampf

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Deutschland unterliegt Tschechien im WM-Viertelfinale 1:5. Was nach einer klaren Sache aussieht, ist in Wahrheit bis weit ins letzte Drittel hinein eine ausgeglichene Angelegenheit.

Von Johannes Schnitzler, Bratislava/München

Es gibt Botschaften, so von Mann zu Mann, die kann man nicht männlicher formulieren. Eishockey sei "Männersport", Handball auch, sagte der ehemalige Handballer Stefan Kretzschmar und grüßte die deutschen Eishockeyspieler in Bratislava mit den Worten: "Einige von euch sind vielleicht zahnlos, aber ihr spielt ganz und gar nicht zahnlos. Also macht uns stolz und gewinnt dieses Drecksviertelfinale." Die Mannschaft von Bundestrainer Toni Söderholm tat Kretzschmar den Gefallen und war lange ein bissiger Gegner im Viertelfinale der Weltmeisterschaft, unterlag aber am Donnerstagabend Tschechien nach großem Kampf 1:5 (0:0, 1:1, 0:4). Das deutsche Team verpasste damit die erste Teilnahme an einem WM-Halbfinale seit 2010. "Das ist im Moment eine sehr bittere Pille", sagte Kapitän Moritz Müller kurz nach Spielschluss.

Die deutsche Mannschaft begann wie beim 4:2 gegen Finnland mit NHL-Profi Philipp Grubauer im Tor. Erstmals seit der Begegnung mit Gastgeber Slowakei rückte der 18-jährige Verteidiger Moritz Seider wieder in die Aufstellung. Die Deutschen brauchten knapp zehn Minuten, um sich frei zu spielen, vom Druck der Tschechen und vom eigenen Erwartungsdruck: Sie seien "bereit für weitere Aufgaben", hatte Kapitän Müller vorher gesagt.

In der zwölften Minute lief Leon Draisaitl allein auf Patrik Bartosak zu, scheiterte aber am tschechischen Keeper. Auch Frank Mauer verpasste die Führung (22.). Mitte des zweiten Drittels waren die Deutschen aber im Spiel. Sie verteidigten leidenschaftlich die Neutrale Zone und stießen immer wieder mutig nach vorne.

Söderholms Mannschaft arbeitete nah am Gegner, und als Ondrej Palat doch einmal frei zum Schuss kam, reagierte Grubauer großartig. Wie wichtig diese Disziplin war, zeigte sich, als Draisaitl die Scheibe einmal in der Vorwärtsbewegung verlor: Sofort zog Jan Kovar mit Tempo ins deutsche Drittel und schoss den Puck schnörkellos ins Netz (34.). Doch die Deutschen verarbeiteten den Rückschlag schnell. Freddy Tiffels fand Mauer frei vor dem Tor - und diesmal traf der Münchner ins linke Kreuzeck (38.).

Das DEB-Team startete selbstbewusst ins letzte Drittel. Dann aber liefen die Tschechen einen Konter, und nun nutzte auch ihr Kapitän Jakub Voracek seine zweite Chance (45.); kurz vor der Pause hatte er noch vergeben. Und die Deutschen mussten gleich den nächsten Dämpfer hinnehmen: Markus Eisenschmid schied mit Verdacht auf Schulterluxation aus. Dennoch hätte Draisaitl beinahe postwendend wieder egalisiert. Auch Yasin Ehliz hatte eine Gelegenheit. Die Tschechen nutzten freilich ihre Chancen konsequenter. Dominik Kubalik schoss trocken zum 1:3 ein (52.) und nur 87 Sekunden später erzielte Palat das 1:4. Söderholm nahm Grubauer vom Eis, doch die Partie war verloren. Kovar traf zum 1:5 (60.) ins leere Tor.

Bereits am Nachmittag hatten sich Russland und Kanada fürs Halbfinale qualifiziert. Die Russen setzten sich nach überlegenem ersten Drittel (2:0) knapp mit 4:3 gegen die USA durch. Kanada gelang gar erst 0,4 Sekunden vor Schluss der Ausgleich gegen starke Schweizer. In der Verlängerung traf Mark Stone zum erlösenden 3:2 für die Kanadier.

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Quelle:
SZ vom 24.05.2019
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