Süddeutsche Zeitung

BVB-Sieg in Prag:Ganz wichtig für die Gesamtsituation

Lesezeit: 3 min

Von Ulrich Hartmann

Der Abwehrchef Mats Hummels hatte gewissermaßen prophezeit, dass man am Mittwochabend gegen 20.50 Uhr in der tschechischen Hauptstadt Prag wissen werde, wie es momentan so steht um Borussia Dortmund. Hummels hatte über die Champions-League-Partie bei Slavia Prag gesagt: "Das ist ein ganz wichtiges Spiel für die Gesamtsituation." Als der niederländische Schiedsrichter Björn Kuipers das Spiel um 20.48 Uhr abpfiff, hatte der BVB zwei Tore geschossen, und Slavia keines. Es war ein mühsam erkämpfter 2:0 (1:0)-Sieg mit den ersten beiden Champions-League-Treffern des Marokkaners Achraf Hakimi. "Das hat sehr viel Vertrauen zurückgegeben", sagte Kapitän Marco Reus.

Es war der 125. Sieg für Borussia Dortmund im 250. Europapokalspiel und beendete zwei kleine Negativserien: drei Pflichtspiele ohne Sieg und drei Champions-League-Spiele ohne eigenes Tor. In der Königsklasse sind die Dortmunder mit vier Punkten aus zwei Spielen erst einmal auf Kurs, aber wie es um die wechselhafte Mannschaft wirklich steht, das muss auch das nächste Bundesligaspiel am kommenden Samstag beim SC Freiburg zeigen. Das wird das nächste "ganz wichtige" Spiel für die Gesamtsituation.

Am Dienstagabend war in Prag der tschechische Schlagersänger Karel Gott gestorben. Als Kind ist er mit seinem Vater zu den Spielen von Slavia Prag gegangen und 1996 hat er mit Borussia Dortmunds Stadionsprecher Norbert Dickel sein Biene-Maja-Lied in einer umgetexteten BVB-Version eingesungen, weil die Biene genauso gern Gelb-Schwarz trägt wie die Borussen. Ausgerechnet am Mittwoch nun hat Dortmund zum ersten Mal überhaupt gegen Slavia gespielt - in Prag. "Ruhe in Frieden, Karel Gott", hat der BVB getwittert, bevor in der Eden-Arena angepfiffen wurde.

Der Innenverteidiger Hummels kehrte in die Dortmunder Startelf zurück. Am anderen Ende des Felds fehlte der Mittelstürmer Paco Alcácer, er wurde allerdings nicht wie erwartet durch Mario Götze ersetzt. Götze saß auf der Bank, die Doppelspitze beim BVB bildeten Reus und Julian Brandt inmitten einer Flügelzange aus Jadon Sancho und Achraf Hakimi. Hinten links spielte Raphael Guerreiro.

Dortmunds Impulsivität ist erst einmal dahin

Die Dortmunder eröffneten mit Power. Nach 35 Sekunden gab es die erste Dortmunder Ecke, nach 65 Sekunden fiel der erste Torschuss durch Sancho. Doch danach sortierten sich die Prager, und Dortmunds Impulsivität war erst mal dahin. Man hatte vielmehr Glück, dass der bekennende Marco-Reus-Fan Lukas Masopust, als er in der 21. Minute allein vor Roman Bürki auftauchte, am BVB-Torwart scheiterte. Auf der anderen Seite war vier Minuten später das Eingreifen des Torhüters nicht nötig, als Reus eine scharfe, flache Hereingabe von Sancho verpasste.

Dortmunds erstes Champions-League-Tor seit dem 11. Dezember 2018 (2:0-Sieg bei AS Monaco durch einen Doppelpack von Guerreiro) erzielte in der 35. Minute jener Mann, der diesmal nicht hinten links, sondern nach einem vorrübergehenden Seitentausch mit Sancho plötzlich vorne rechts spielte: der von Real Madrid ausgeliehene, 20 Jahre alte Marokkaner Hakimi. Von Brandt gut in die Tiefe geschickt, lief er einen Konter, zog in die Mitte und drosch den Ball unter die Latte. Schon dieses Tor war ganz wichtig für die Dortmunder Gesamtsituation. "Hakimi hat heute auf der rechten Außenbahn ein überragendes Spiel gemacht und für uns die Partie entschieden. Er hat die Räume genutzt, der Plan des Trainers ist voll aufgegangen. Er ist extrem wichtig für uns", sagte Sportdirektor Michael Zorc.

Kurz nach der Pause hätte Sancho bei einem Solo aufs Prager Tor alles schon früher deutlich verbessern können, doch der Ball versprang ihm und wurde vom Torwart Ondrej Kolar leichthändig aufgenommen. Jüngst, beim 2:2 gegen Werder Bremen, hatten die Dortmunder hernach beklagt, nicht konsequent auf den dritten Treffer gegangen zu sein. Diesmal gingen sie lange nicht konsequent auf den zweiten, was aber auch daran lag, dass Slavia wirklich gut spielte und dem Ausgleich lange nahe war. Doch die Dortmunder verteidigten die Führung, und eine Minute vor dem Ende machte wieder Hakimi erneut mit einem Konter alles klar. Um 20.48 Uhr warfen die Dortmunder erleichtert die Arme in die Luft.

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