Süddeutsche Zeitung

Präsident Fritz Keller:"Der DFB ist besser als sein Ruf"

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Fritz Keller ist neuer Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Der 62-Jährige wurde am Freitag beim Bundestag in Frankfurt/Main einstimmig zum 13. Chef in der 119-jährigen Geschichte des größten Einzelsportverbands der Welt gewählt. Das Patenkind des deutschen Ehrenspielführers Fritz Walter hatte keinen Gegenkandidaten. Seine Amtszeit beträgt drei Jahre.

"Es wird keine One-Man-Show geben. Viele Leute werden in der Verantwortung sein. Wir werden gut aufgestellt sein. Der DFB ist besser als sein Ruf", hatte der Gastronom und Weingut-Besitzer bereits vor dem Votum der Delegierten gesagt: "Meine Hauptaufgabe wird sein, zum Dienstleister und Lobbyisten für jede Liga zu werden."

Damit ist klar, was der Nachfolger des im April zurückgetretenen Reinhard Grindel in erster Linie beabsichtigt: Keller möchte den jahrelangen Konflikt zwischen Amateuren und Profis beenden. Ganz nebenbei muss der scheidende Präsident des Bundesligisten SC Freiburg den Verband aus der Dauerkrise führen, für eine moderne Struktur sorgen, den Bau der Akademie vorantreiben, den Weg der Nationalmannschaft zurück in die Weltspitze forcieren, die Zusammenarbeit mit den internationalen Gremien verbessern, einen neuen Grundlagenvertrag aushandeln - und die EM-Endrunde 2024 planen.

Aufbruchstimmung beim DFB?

Bereits am Donnerstag hatte der DFB in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel den Grundstein für seine neue Zentrale im Frankfurter Stadtteil Niederrad gelegt. 150 Millionen Euro wird das Mega-Projekt mit einer Gesamtfläche von neun Hektar kosten. In rund zwei Jahren will der DFB seinen jetzigen Standort in der Otto-Fleck-Schneise verlassen und in die neue Heimat einziehen.

"Rund um den Neubau herrscht Aufbruchstimmung, die Vorfreude auf unser neues Zuhause ist groß", sagte Generalsekretär Friedrich Curtius: "Der neue DFB wird ein Ort der Begeisterung, der Ideen und Begegnungen. Diese Begeisterung wird auch positive Signale in unsere Gesellschaft senden."

Ähnliche Ideen hat auch Keller. "Wir haben eine gesellschaftliche Verantwortung. Fußball ist der Kitt der Gesellschaft, es ist das letzte Lagerfeuer", äußerte der neue Chef, der nach seiner überraschenden Nominierung durch die DFB-Findungskommission Mitte August zügig die Zustimmung der Profis und der Amateure erhalten hatte: "Wir wollen allen eine Heimat bieten und ein Beispiel für ein friedliches Miteinander abgeben."

Deutlichere Trennung zwischen wirtschaftlichen und gemeinnützigen Aufgaben

Damit sich Keller nicht wie seine Vorgänger verzettelt, bekommt er Helfer zur Seite gestellt. So soll Vizepräsident Rainer Koch als neuer "Außenminister" fungieren. Als Folge des Grindel-Rücktritts ist der DFB derzeit weder im Council des Weltverbandes Fifa noch im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (Uefa) vertreten, zumindest ins Uefa-Exko will Koch einziehen.

Auch innerhalb des DFB, dessen Budget bei mehr als 400 Millionen Euro im Jahr liegt, wird Keller mit der Zeit nicht mehr so viel Macht wie seine Vorgänger besitzen. Zunächst will Keller als tatkräftiger Boss die Strukturreform in seinem Sinn gestalten, um später Aufgaben abzugeben.

Unter dem 13. Präsidenten soll es eine deutlichere Trennung zwischen den wirtschaftlichen und den gemeinnützigen Aufgaben geben. Deshalb werden alle Aktivitäten, mit denen Geld verdient wird, künftig von der DFB GmbH verantwortet. Gemeinnützige Aufgaben obliegen dem DFB e. V. Starker Mann der GmbH soll Generalsekretär Friedrich Curtius werden, Oliver Bierhoff ist als Geschäftsführer Sport vorgesehen.

So ist Keller nach den Statuten nicht mehr der Chef des Bundestrainers. Dennoch formuliert der künftige DFB-Boss auch in dieser Hinsicht seinen Anspruch: "Im Profibereich wollen wir international wieder dahin kommen, wo wir waren - mit der Nationalmannschaft und der Bundesliga."

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