Süddeutsche Zeitung

Vorwurf der Vergewaltigung:Dani Alves in U-Haft

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Der brasilianische Weltklasseverteidiger Alves, 39, sitzt wegen eines mutmaßlichen sexuellen Übergriffs in einer Diskothek in Barcelona im Gefängnis. Der frühere Barça-Profi wird durch Indizien schwer belastet.

Von Javier Cáceres

Der brasilianische Weltklassefußballer Dani Alves, 39, sitzt wegen eines Vergewaltigungsvorwurfs in Barcelona in Untersuchungshaft. Spanischen Medienberichten zufolge sah die Haftrichterin am Freitag einen hinreichenden Verdacht gegeben, dass Alves eine 23 Jahre alte Frau im Sutton, einer Diskothek der katalanischen Hauptstadt, misshandelt und sexuell genötigt habe. Obschon Alves im Wissen um die Vorwürfe aus Mexiko nach Barcelona reiste - offenbar wegen des Todes der Schwiegermutter -, komme eine vorläufige Freilassung auf Kaution nicht infrage. Aufgrund der begüterten Verhältnisse Alves' bestehe Fluchtgefahr; zudem gibt es zwischen Spanien und Alves' brasilianischer Heimat kein Auslieferungsabkommen.

Alves bestreitet die Vorwürfe, Presseberichten zufolge wird er aber durch Indizien schwer belastet. Neben den Aussagen des mutmaßlichen Opfers sprächen auch die unmittelbar nach der angeblichen Tat angefertigten Untersuchungsergebnisse von Medizinern des Hospital Clínic (Barcelona) und die Aufnahmen der Sicherheitskameras des Lokals gegen Alves' Unschuldsbeteuerung.

Der frühere Profi des FC Barcelona, der bei der WM in Katar zum brasilianischen Kader zählte, habe sich zudem bei seinen Vernehmungen durch Polizei und Justiz in Widersprüche verstrickt. Nachdem er anfangs - auch öffentlich - jegliche sexuelle Handlung geleugnet hatte, soll er nun unter anderem davon gesprochen haben, es sei zwischen ihm und der Frau zu "einvernehmlichem" Sex gekommen. Sollte Anklage erhoben werden, drohen Alves bis zu zwölf Jahre Haft. Die spanische Zeitung El País berichtete am Sonntag, die Frau habe ausdrücklich auf eine etwaige finanzielle Entschädigung verzichtet, die ihr gesetzlich zustehen würde, sollte es zu einer Verurteilung kommen. Alves' letzter Arbeitgeber, der mexikanische Erstligist UNAM Pumas, hat Alves sofort entlassen.

Wie lange Alves in U-Haft bleiben muss, ist offen

Die Schilderungen der Frau lesen sich erschütternd und werden im Haftbefehl als "erschlagend" und "stimmig" bezeichnet. Sie sei in der Nacht zum 31. Dezember gegen zwei Uhr morgens mit Freunden ins Sutton gegangen und von mexikanischen Zufallsbekanntschaften in den VIP-Bereich der Disco eingeladen worden. Von einem Kellner sei sie an einen Tisch gelotst worden, an dem Alves mit einem Freund gesessen habe. Dort sei es bereits zu ersten Übergriffen gekommen: Alves habe ihre Hand ergriffen und auf seinen Schritt gelegt; sie habe sich dagegen gewehrt. Danach habe Alves sie hinter eine Tür geführt - wie sich herausstellte, war es der Toilettenbereich des VIP-Bereichs.

Alves habe die Tür von innen verriegelt und die Frau beleidigt, geohrfeigt, zu sexuellen Handlungen genötigt und schließlich vergewaltigt. Alves habe den Toilettenbereich als Erster verlassen. Die Frau sei wenig später mit verzerrtem Gesicht gefolgt und habe sich später, vor der Disco, weinend ihrer Freundin anvertraut. Sie wandten sich an die Türsteher, die die Polizei verständigt und einen Krankenwagen gerufen hätten.

Im Hospital Clínic seien hernach Verletzungen festgestellt worden, die mit dem von der Frau geschilderten Ablauf "kompatibel" seien, berichtet El Periódico. Die Kleidung des mutmaßlichen Opfers ist den Ermittlungsbehörden zur Verfügung gestellt worden, aber offenbar noch nicht auf DNA-Spuren von Alves untersucht worden. Wie lange Alves in U-Haft bleiben muss, ist offen. Nach Presseberichten habe er beim Einzug ins Gefängnis geschockt gewirkt, er habe in der Nacht zum Freitag kein Essen zu sich nehmen wollen. Alves' U-Haft lenkte den Blick kurzzeitig auf die offenbar dürftigen Verhältnisse im 30 Jahre alten Gefängnis "Brians 1". Unter anderem seien die Sanitäranlagen renovierungsbedürftig. Es gebe in den Duschen mitunter kein warmes Wasser.

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