Süddeutsche Zeitung

Dänemark:Yurarys Jubel

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Yussuf Poulsen von RB Leipzig erzielt unter unbekanntem Namen das Siegtor gegen Peru. Zuvor verusacht er einen Elfmeter, der ohne Folgen bleibt. Und in Lima bebt kurz die Erde.

Nach seinem WM-Debüt mit dem Siegtreffer gegen Peru war Yussuf Poulsen kaum zu bändigen. Jubelnd drehte der dänische Profi von RB Leipzig ab und ließ sich von Fans und Teamkollegen ausgiebig feiern. "Es war ein emotionales Spiel, speziell für mich, weil ich ja vorher einen Elfmeter verursacht habe", sagte Poulsen nach dem wichtigen 1:0 gegen die starken Südamerikaner: "Total glücklich" sei er, verriet der zum "Spieler des Spiels" gekürte Angreifer.

Für viele war aber nicht auf Anhieb auszumachen, wer der Torschütze war. Denn anders als in Leipzig ist über der Rückennummer 20 der Name "Yurary" zu lesen.

Das ist Poulsen zweiter Vorname - und der Nachname seines aus Tansania stammenden Vaters. Dieser starb an Krebs, als Poulsen fünf Jahre alt war: "Das war schlimm für mich und meine Familie. Wir haben lernen müssen, ohne ihn zu leben." Zum Andenken an seinen Vater, der als Arbeiter auf einem Containerschiff zwischen Afrika und Dänemark pendelte, ist Poulsens Nationaltrikot mit "Yurary" bedruckt. In Leipzig hatte man ihm diesen Wunsch nach seiner Ankunft nicht erfüllt.

Am Samstag kam sich Poulsen vor wie auf einer Achterbahnfahrt. In der 44. Minute traf er Perus Christian Cueva im Strafraum am Fuß, was Schiedsrichter Gassama nach Videobeweis korrekt ahndete. Der Gefoulte trat selbst zum Strafstoß an, drosch den Ball aber über das Tor von Kasper Schmeichel - passend zu vielen weiteren vergebenen Torchancen der Peruaner. Im rund 13 000 Kilometer entfernten Lima brachte der Elfmeterpfiff die Erde zum Beben, um 11.43 Uhr Ortszeit verzeichneten die Seismografen leichte Erschütterungen rund um die Hauptstadt Lima.

Für Poulsen folgte das schöne Ende, als ihm nach tollem Zuspiel von Christian Eriksen (Tottenham) das 1:0 (59.) gelang. Und er ist überzeugt, dass sich sein Team im weiteren WM-Verlauf noch besser präsentieren wird: "Wir müssen uns spielerisch steigern. Aber das können wir auch."

Getrübt wurde die dänische Freude durch die Verletzung von William Kvist. Der 33 Jahre alte Profi vom FC Kopenhagen hat sich bei einem Zweikampf mit dem früheren Schalker Jefferson Farfán wahrscheinlich eine Rippe gebrochen: "Die Symptome deuten darauf hin, dann wäre es das WM-Aus", sagte Trainer Age Hareide.

Traurig, aber auch gestützt von seinen Teamkameraden, wankt Perus Christian Cueva zur Halbzeit in die Kabine. Er hat zuvor die große Chance zur Führung vergeben.

Das stark eingeschätzte Dänemark hatte überraschend schwach losgelegt, nach 20 Minuten stand es bei den Torschüssen 6:0 für Peru (im Bild der Peruaner André Carrillo gegen Andreas Christensen).

In der 45. Minute hat Christian Cueva die Möglichkeit, Peru in Führung zu bringen - doch er schießt einen Foulelfmeter deutlich links oben übers Tor.

Der Leipziger Yussuf Poulsen trifft in der 59. Minute dann zum 1:0 für die Dänen.

Später erarbeitet sich Paolo Guerrero noch eine gute Chance zum Ausgleich, doch sein feiner Hackenschuss holpert Zentimeter am Tor der Dänen vorbei - so bleibt es beim Sieg Dänemarks.

Bei Peru fehlte Kapitän Paolo Guerrero, der nur wegen der Aussetzung seiner Dopingsperre an der WM teilnehmen darf, in der Startelf: "Es war schwer für mich, auf der Bank zu sitzen", gab der Stürmer (früher FC Bayern, HSV) zu. Trainer Ricardo Gareca brachte ihn erst nach dem 0:1, beinahe hätte Guerrero noch das 1:1 erzielt.

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SZ vom 18.06.2018 / dpa
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