Süddeutsche Zeitung

Choupo-Moting bei PSG:Er dachte, er dachte, er dachte

Lesezeit: 2 min

Von Max Ferstl

Zu den Qualitäten des Fußballers Eric Maxim Choupo-Moting zählt die Ballkontrolle. Als er noch Stürmer bei Schalke 04 war, ließ er beim Aufwärmen den Ball zum Vergnügen des Publikums tanzen, oft waren diese Kunststücke seine besten Aktionen, denn das Toreschießen fiel Choupo-Moting eher schwer, in 82 Spielen für S04 traf er 18-mal. Auch in Paris, wo er seit vergangenem Sommer spielt, respektieren die hochveranlagten Kollegen das technische Geschick des 30-Jährigen.

Dass Choupo-Moting mit dem Ball alles, also wirklich alles, anstellen kann, selbst Undenkbares, das zeigte er am Sonntag beim Spiel gegen Racing Straßburg. Es lief die 28. Minute, als der Pariser Mittelfeldspieler Christopher Nkunku den Straßburger Schlussmann mit einem Lupfer überwand. Der Ball hüpfte in Richtung Tor, und er wäre sicher auch hinein gerollt - wenn der herbeieilende Choupo-Moting nicht eingegriffen hätte.

Er stoppte den Ball genau auf der Torlinie mit dem linken Fuß, der Ball kullerte gegen den rechten Pfosten, rollte zurück ins Spielfeld, wo ein Straßburger Spieler klärte. Choupo-Moting hatte ein Tor verhindert, als wäre er ein Verteidiger. Die Kamera schwenkte zur Pariser Ersatzbank und zu Kylian Mbappé, für den Choupo-Moting in der Startelf beginnen durfte. Mbappé schaute, als habe er einen Löwen beim Fahrradfahren beobachtet.

Das Spiel endete 2:2, bei einem Sieg hätte Paris schon am 30. Spieltag den Titel sicher gehabt. Darum ging es nachher aber nur am Rande. "Diese Sequenz bleibt ein Mysterium", schrieb die Zeitung L'Équipe. In ihrer Montagausgabe widmete das Blatt Choupo-Motings Torverhinderung die Titelseite. "Unwahrscheinlich, surreal, unsinnig", kommentierte Le Figaro. "Das war die Möglichkeit zum 2:1, und dann hat er das getan. Ich weiß nicht, warum", sagte PSG-Trainer Thomas Tuchel. Choupo-Moting bemühte sich um Aufklärung: "Am Anfang dachte ich, Nkunku wollte zu mir passen, ich dachte, der Verteidiger käme noch an den Ball, ich dachte, ich stehe im Abseits, ich zögere, und dann geht der Ball an den Pfosten."

Choupo-Moting war bislang für eine andere kuriose Geschichte berühmt: 2011 sollte er vom HSV zum 1. FC Köln wechseln, nur die Verträge mussten noch zur DFL gefaxt werden. Dann versagte das Gerät, die Unterlagen trafen 13 Minuten zu spät ein - der Transfer scheiterte im letzten Moment, sozusagen auf der Torlinie. Im vergangenen Sommer schloss er sich überraschend dem teueren Pariser Ensemble an. Tuchel, der ihn aus gemeinsamen Mainzer Zeiten kannte, benötigte Ersatz für Edinson Cavani. Der Trainer dürfte gewusst haben, wen er verpflichtete: einen guten Techniker mit gelegentlichen Abschlussschwächen.

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Quelle:
SZ vom 09.04.2019
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