Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Warum der FC Bayern Rudy und Süle holen wird

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Von Christof Kneer, München

Als der bekannte Fußballtrainer Julian Nagelsmann noch der unbekannte Fußballtrainer Julian Nagelsmann war, hat er einmal dem FC Bayern abgesagt. Die Münchner wollten ihn als Trainer für ihre U 17-Junioren verpflichten, Uli Hoeneß saß mit ihm in einem Büro an der Säbener Straße, aber am Ende blieb Nagelsmann doch in Hoffenheim - was insofern ein weiser Entschluss war, weil er bald darauf als Nachfolger des erkrankten Huub Stevens die Erstliga-Elf übernahm.

Nagelsmann, 29, ist immer noch in Hoffenheim, aber es deutet sehr vieles darauf hin, dass - wenn schon nicht er persönlich - zumindest ein paar kleine Nagelsmänner bald nach München übersiedeln. Die Bild berichtete zuletzt vom verschärften Interesse der Bayern an Innenverteidiger Niklas Süle, 21, und Mittelfeldspieler Sebastian Rudy, 26 - nach SZ-Informationen sind beide Transfers mit den entscheidenden Stellen verabredet, aber noch nicht vollzogen. Sollten sich die Beteiligten über die klassischen letzten Details einigen (was bei Süle schwieriger werden dürfte als bei Rudy), werden beide Profis im Juli 2017 nach München wechseln - Rudy wegen eines auslaufenden Vertrages ablösefrei, Süle wegen eines Vertrags bis 2019 gegen eine erhebliche Gebühr, die jenseits der 20-Millionen-Grenze veranschlagt wird.

Schon vor einigen Wochen hatte es rund um den FC Bayern geraunt, dass man zwei Personalien verfolge, die die Branche überraschen würden - inzwischen darf man davon ausgehen, dass Süle und Rudy gemeint waren. Das Überraschungspotenzial ist dabei unterschiedlicher Natur: Dass die Bayern die Entwicklung des Innenverteidigers Süle mit Neugier verfolgen, war bekannt - allerdings lag der Leverkusener Jonathan Tah, 20, in einem internen Ranking stets vorne. Inzwischen hat sich in München aber die Erkenntnis durchgesetzt, dass Tah kaum zu haben sein dürfte; sein Markt, heißt es, liege vor allem bei den großen englischen Klubs. Und dann kommt wieder Nagelsmann ins Spiel: Unter diesem Trainer habe sich der grundsätzlich schrankartige Süle extrem entwickelt, ergaben die Münchner Analysen - weshalb nun also Süle das vom hohen Wettbewerbsrhythmus belastete Duo Boateng/Hummels absichern und herausfordern soll.

Beim Interesse an Rudy überrascht eher, dass die Bayern sich überhaupt für ihn interessieren - der sehr feine Techniker galt immer als etwas zu schmalbrüstig fürs ganz hohe Niveau. Aber auch er ist unter Nagelsmann zu einem prägenden Spieler gereift, der inzwischen auch robustere Mandate übernehmen und den Bayern nicht nur im Mittelfeld, sondern auch als rechter Verteidiger dienlich sein kann. Letzteres ist zumindest nicht unpraktisch - falls Philipp Lahm seine Karriere tatsächlich 2017 beendet.

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Quelle:
SZ vom 19.12.2016
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