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Schiedsrichter-Entscheidungen:Kann das VAR sein?

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Schon am zweiten Bundesliga-Spieltag wird wieder über den Videoassistenten debattiert. In Berlin meldet er sich, in Freiburg nicht - was bleibt, ist Ratlosigkeit.

Von Sebastian Leisgang

Nur mal angenommen, ein Trainer würde das tatsächlich anordnen: den Bus zur Abwechslung mal nicht vor dem eigenen, sondern vor dem gegnerischen Tor zu parken. Wäre das dann eigentlich zu ahnden, wenn ein Tor fiele? Der Bus würde ja die Sicht des Torwarts einschränken. Wenn der Ball dann also im Tor läge, müsste dann nicht auch der Videoassistent eingreifen, wenn es dem Schiedsrichter entgangen sein sollte, dass da ein Bus im Strafraum parkt?

Die neue Bundesligasaison hat gerade einmal zwei Spieltage alt werden müssen, um wieder an diesen Punkt zu gelangen, an dem sie in ihrer jüngeren Geschichte schon viel zu oft stand. So vorhersehbar wie die Debatten rund um den Videoschiedsrichter sind im Grunde ja nur Wolfsburger Ergebnisse in München, Krisen bei Hertha BSC und Dortmunder Siege unter Edin Terzic. Und damit ins Freiburger Europa-Park-Stadion, in dem der BVB am Freitagabend zu Gast war und, über die Saisons hinweg, zum neunten Mal nacheinander unter Terzic gewann.

Als Freiburgs Trainer Christian Streich nach der Pressekonferenz im kleinen Journalistenkreis noch ein paar Fragen beantwortete, da kam er irgendwann auch auf das dritte und letzte Dortmunder Tor zu sprechen. "So isch des halt", meinte Streich mit einer Mischung aus Ohnmacht, Gleichgültigkeit und Resignation. Was hätte er auch sonst sagen sollen zu diesem 3:1 von Marius Wolf? Der BVB-Angreifer Youssoufa Moukoko war in den Freiburger Fünfmeterraum gelaufen und hatte Torhüter Mark Flekken derart die Sicht genommen, wie es sonst vermutlich nur ein Bus geschafft hätte. Trotzdem griff der Videoschiedsrichter nicht ein, das Tor zählte und beraubte Freiburg damit jeder Gelegenheit, als Lohn für ein eindrucksvolles Spiel zumindest einen Punkt mitzunehmen.

Vielleicht ist dem VAR im Kölner Keller ja auch jemand vor der Nase rumgelaufen?

So war es auch diese Frage, die die Freiburger am Wochenende umtrieb: Warum hatte der Videoassistent den Schiedsrichter Tobias Welz nicht auf Moukokos Laufweg aufmerksam gemacht?

Vielleicht - man weiß ja nicht, wie es im Kölner Keller so zugeht - ist auch dem VAR jemand vor der Nase rumgelaufen? Anders ist es kaum zu erklären, warum sich der VAR nicht zu Wort meldete, während er am Samstag ein Veto einlegte, obwohl Schiedsrichter Frank Willenborg keine klare Fehlentscheidung getroffen hatte, als er Eintracht Frankfurt in Berlin kurz vor Schluss beim Stand von 1:1 zunächst einen Elfmeter zusprach.

Der Videoassistent lässt Spieler, Funktionäre und Fans also auch in den ersten Wochen der neuen Saison die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Ob auch das strafbar wäre, wenn es innerhalb eines Strafraums passieren würde? Seit Samstagabend und dem 2:2 zwischen Schalke und Gladbach dürfte Patrick Herrmann ein kompetenter Ansprechpartner sein. Sein Handspiel führte zum Elfmeter und zum Ausgleich in der Nachspielzeit. Der VAR hatte es gesehen.

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