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Bundesliga: Fehlstart von Schalke:Rettung von der Tribüne

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Zwei Spiele, null Punkte: Schalke startet mit Problemen in die Saison. Felix Magath hat mit seinem sommerlichen Radikalumbau einen großen Anteil daran. Doch während nun prominente Offensivkräfte kommen sollen, tut sich in der wackligen Abwehr wohl nichts mehr.

Herr Sergio Apraham Markarian dürfte nicht bekannt sein, welche große Schuld er auf sich geladen. Herr Sergio Apraham Markarian ist Trainer der peruanischen Nationalelf, und in dieser Funktion hat er doch tatsächlich die Dreistigkeit besessen, den Schalker Angreifer Jefferson Farfan für die Testpartien gegen Kanada und Jamaika in den Kader zu berufen. Farfan hat sich darüber gefreut, sein Vereinstrainer Felix Magath hingegen nicht. So ein Unglück, schimpfte der nach Schalkes 1:2 gegen Hannover, da bekommt der Farfan erstmals seit Jahren wieder eine Einladung zur Nationalelf und ist in Gedanken schon dort, weshalb gegen Hannover nichts von ihm zu sehen war.

Das Problem von Magath war: Für fast jeden seiner Spieler gab es an diesem Nachmittag eine Erklärung, warum von ihm nichts zu sehen war beziehungsweise warum im Zweifel eher Fehlerhaftes denn Konstruktives von ihm zu sehen war. Die Viererkette war zu drei Vierteln neu besetzt und deshalb nicht gut aufeinander abgestimmt, Abwehrspieler Christoph Metzelder ob der Pfiffe des eigenen Publikums verunsichert, Mittelfeldspieler Ivan Rakitic der Rolle als Spielgestalter nicht gewachsen, Angreifer Raúl mangels geeigneter Zuspiele zu selten torgefährlich und so weiter.

Somit befindet sich der FC Schalke nach zwei Spieltagen in einer schwierigen Situation. Zu den atmosphärischen Grundstörungen zwischen Magath und den Fans gesellt sich der schwache Saisonstart mit null Punkten aus zwei Spielen. Und der Verlauf der beiden Partien legte auch den Eindruck nahe, dass es sich dabei nicht um Ausrutscher handelte, sondern die nach Magaths radikalen Umbaumaßnahmen verbliebene Kaderqualität widerspiegelte.

Das sieht ja auch Felix Magath so, weshalb er sich seit Wochen um weitere, teils äußerst prominente Verstärkungen bemüht. Die beiden neuesten Namen auf der Schalker Spekulationsliste kommen aus den Niederlanden. Rafael van der Vaart (früher einmal beim Hamburger SV, derzeit unzufrieden bei Real Madrid) und vor allem Klaas Jan Huntelaar (früher einmal fast beim VfB Stuttgart, derzeit unzufrieden beim AC Mailand) sollen vor Wechseln nach Gelsenkirchen stehen. Huntelaar wurde am Samstag schon auf der Tribüne gesichtet, Magath wollte zu dem Thema aber nichts sagen.

Auffallend und verwunderlich ist aber, dass ausschließlich prominente Offensivkräfte mit den Schalkern in Verbindung gebracht werden, neben van der Vaart und Huntelaar ist ja der in Wolfsburg nun überflüssige Zvjezdan Misimovic ein Dauerthema - Namen von bekannten Abwehrspieler hingegen fallen nie. Dabei haben die beiden erste Spiele auch gezeigt, dass Schalke gerade in diesem Bereich Schwächen hat.

Die Abgänge von Heiko Westermann, Marcello Bordon und Rafinha hat Magath bisher nur unzureichend ersetzt, mit einem ehemaligen Nationalspieler (Christoph Metzelder) und vielen Durchschnittsprofis (Tim Hoogland, Atsuto Uchida, Hans Sarpei). Dass Magath gegenüber dem Saisonauftakt auf vier von sechs Defensivpositionen (Viererkette plus Doppel-Sechs) Veränderungen vornahm, zeugt von einer gewissen Ratlosigkeit.

Bis Dienstag hat Magath Zeit, die Schwachstellen der bisherigen Kaderkomposition zu korrigieren - so lange ist das Transferfenster geöffnet. Und auf diesen korrigierten Kader warten direkt zwei schwere Aufgaben: Nach der Länderspielpause in knapp zwei Wochen bestreitet der FC Schalke sein nächstes Bundesligaspiel bei der TSG Hoffenheim, danach steht das Lokalduell mit Borussia Dortmund an. Sollte Schalke keines dieser beiden Spiele gewinnen, dürfte es andere Schuldige geben als Herrn Sergio Apraham Markarian aus Peru.

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