Süddeutsche Zeitung

Bundesliga: FCB - Kaiserslautern:Der Tag der Bayern

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Der FC Bayern nähert sich Platz zwei - weil die Konkurrenz patzt und er selbst gegen Kaiserslautern 5:1 gewinnt. Das liegt vor allem an Arjen Robben und Mario Gomez. Trainer Louis van Gaal reagiert süffisant auf das Hoeneß-Interview in der SZ.

Michael König

Uli Hoeneß trägt häufig den gleichen Fanschal, deshalb steckt Frau Hoeneß das rot-weiß-gestreifte Kleidungsstück regelmäßig in die Waschmaschine. Man weiß das jetzt, der Präsident des FC Bayern hat es der Süddeutschen Zeitung in einem Interview erzählt. Es ging darin auch um Rotwein und Schlafgewohnheiten, doch das Gros der deutschen Sportjournaille konzentrierte sich auf einen anderen Aspekt: "Wir können einfach keinen Druck aufbauen", klagte Hoeneß im Hinblick auf Spitzenreiter Dortmund. Und in Richtung des Trainers: "Ich frage mich, ob man immer mit dem Kopf durch die Wand muss".

Als Hoeneß vor dem Spiel gegen Kaiserslautern auf der Tribüne Platz nahm, hatte er seinen Schal locker um die Schultern gelegt. Später flatterte das rot-weiße Stück Stoff wild im Wind, weil Hoeneß jubelte. Seine Bayern gewannen mit 5:1 gegen Kaiserslautern. Weil Dortmund zeitgleich nur 1:1 gegen Stuttgart spielte, ist der Druck zumindest ein bisschen gestiegen. Und weil Hannover (0:1 gegen Schalke) und Mainz (0:1 gegen Wolfsburg) patzten, sind die Münchner nun schon bis auf einen Zähler an den zweiten Platz herangerückt.

Ende Oktober waren Hoeneß und van Gaal schon einmal aneinander geraten, als der Präsident dem Niederlänger "Beratungsresistenz" vorgeworfen hatte. Nach tagelangem Gezanke einigten sich beide nach der Champions-League-Vorrundenpartie im rumänischen Cluj auf einen Burgfrieden. Daran erinnerte van Gaal vor der Partie gegen Lautern, als er auf das Hoeneß-Interview angesprochen wurde. Nach dem Spiel sagte der Trainer mit einem Lächeln: "Er wird sicher gleich in der Kabine sein, um mir zu gratulieren."

Dass van Gaal so gute Laune hatte, war vor allem Arjen Robben zu verdanken. Zum ersten Mal nach seiner langen Zwangspause, ausgelöst durch eine Muskelverletzung, die er sich bei der WM 2010 im Trikot der Niederlande zugezogen hatte, spielte Robben von Beginn an. Und wie.

Nach 20 lauen Anfangsminuten tauchte Robben bei einem Konter erstmals vor dem Lauterer Tor auf, übersah jedoch den besser postierten Mario Gomez und schoss knapp am Tor vorbei. In der Folge lieferte er sich ein hitziges Duell mit dem FCK-Verteidiger Rodnei, der daraus mehrfach als Sieger hervorging - bis Robben in der 45. Minute nach einem klugen Pass von Thomas Müller an der Abwehr vorbeispazierte und zum 1:0 traf. "Man sieht es, er brennt", sagte Manager Christian Nerlinger mit ehrfürchtigem Ton in der Stimme.

Für die Bayern, bei denen auch der ehemalige Hoffenheimer Luiz Gustavo erstmals in der Startelf stand, wirkte der Treffer befreiend. In der Anfangsphase hatte ihr neuer Stammkeeper Thomas Kraft nach zwei Eckbällen gefährliche Situationen entschärfen müssen. Die Lauterer wirkten ähnlich gefährlich wie bei ihrem 2:0-Sieg im Hinspiel.

Das legte sich zunächst, als Robben ins Spiel gefunden hatte. Kurz nach der Pause malte er wieder ein hübsches Dribbling auf den Rasen und passte dann in die Mitte, wo Mario Gomez nur noch den Fuß hinhalten musste - das 2:0 in der 47. Minute. Auf der Tribüne flatterte Hoeneß' Schal in der eisigen Münchner Luft, heftig freute sich der Präsident. Interview, war da was?

Das 1:1 zum Rückrundenauftakt gegen Wolfsburg, diese "unterdurchschnittliche Elf", sei ein "Schock" für ihn gewesen, hatte der Präsident der SZ erzählt. Er könne nach der erfolgreichen Vorsaison mit einem "soft landing" leben, aber "nicht mit 16 Punkten Rückstand".

Was genau unter dieser "sanften Landung" zu verstehen ist, ließ Hoeneß offen. Vermutlich würde ihm die Qualifikation für die Champions League reichen, gewürzt mit ein paar Demontagen namhafter Gegner. Zu denen zählt Kaiserslautern eher nicht - umso ärgerlicher, dass der Zweitliga-Aufsteiger noch einmal in die Partie zurückkam.

Bei einem schnell vorgetragenen Angriff der Gäste war Anatolij Timoschtschuk gut postiert, das schon. Aber er stolperte in haarsträubender Manier über den Ball und legte ihn dem lauernden Lauterer Jan Moravek auf den Fuß, der in der 62. Minute zum 1:2-Anschlusstreffer einschoss.

Mit derlei Negativerlebnissen hatten die Bayern in der laufenden Saison so ihre Probleme. Bei besagtem 1:1 gegen Wolfsburg war es ein verschossener Elfmeter von Philipp Lahm, der sie aus dem Konzept brachte. Als Lahm nun in der 67. Minute bei einem verunglückten Rückpass beinahe das 2:2 verschuldet hätte, sorgten sich die Bayern-Fans.

Sogar Robben, gegen Wolfsburg Einwechselspieler für Franck Ribéry nach dessen Verletzung, wirkte verunsichert. Van Gaal nahm ihn in der 74. Minute für Hamit Altintop vom Platz, "um ihn zu schützen", wie der Trainer sagte. Für Lautern öffnete sich ein Zeitfenster für den Ausgleich, Illicevic hatte ihn in der 77. Minute auf dem Fuß, als er volley abzog.

Dann kam der Ball jedoch mit Glück und über Umwege zu Mario Gomez, der das Spielgerät ohne viel Aufhebens zum 3:1 ins Tor beförderte (80.). Später legte er noch das 4:1 nach (85.), Thomas Müller erhöhte mit dem Schlusspfiff zum 5:1-Endstand.

Oben auf der Tribüne freute sich Hoeneß, den Schal noch immer um seine Schultern. Die Fans taten es ihm nach, als das Ergebnis aus Dortmund eingeblendet wurde. In der Tabelle hat der BVB jetzt noch 14 Punkte Vorsprung auf die Bayern.

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