Süddeutsche Zeitung

Borussia Mönchengladbach:Denn sie wissen, was er will

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Stefan Lainer, Marcus Thuram, Breel Embolo: Das 3:0 der Gladbacher zeigt, dass der Umbruch bei der Borussia unter Trainer Marco Rose gerade vor allem wegen der Sommer-Zugänge zu gelingen scheint.

Von Tobias Schächter, Sinsheim

Bei aller Kritik, die er sonst immer übe, sei nun der richtige Moment, um seine Spieler zu loben. Marco Rose zählte die Gründe für seine Spendierlaune gerne auf: "Wir sind ohne Gegentor geblieben, haben drei Tore geschossen und unsere Punktebilanz verbessert. Heute bin ich sehr glücklich." Das 3:0 bei der TSG Hoffenheim wollte der Trainer von Borussia Mönchengladbach bei aller Freude aber natürlich dennoch nicht ohne die Bemerkung kommentieren, dass es noch Dinge gebe, die er "sachlich aufarbeiten" wolle.

Es war ja lange auch ein ausgeglichenes Spiel gewesen, in dem die Borussia zum richtigen Zeitpunkt ihre Tore erzielte. Die Führung, zwei Minuten vor dem Pausenpfiff durch Alassane Plea nach raffinierter Vorarbeit von Stefan Lainer und Marcus Thuram erzielt, versetzte den Hoffenheimern den ersten Dämpfer. Nach dem zweiten durch Thurams schöne Einzelleistung nach einem Fehler von Robert Skov (65.) war die Partie quasi entschieden. Neben dem 3:0 durch Florian Neuhaus (83.) hätten die Gladbacher noch genug Möglichkeiten gehabt, den zwar bemühten, aber zu harmlosen Gastgebern eine noch herbere Schlappe beizubringen. Mit nur fünf Zählern aus sechs Spielen hängt die TSG nun im Tabellenkeller fest. Der Umbruch im Sommer nach dem Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Alfred Schreuder erweist sich als schwieriger als gedacht.

Auch in Gladbach gab es einen neuen Trainer, der Klub holte Marco Rose aus Salzburg für Dieter Hecking. Rose, an dem auch die Hoffenheiner interessiert waren, steht für einen aggressiven Offensivfußball, dessen Implementierung noch nicht so fortgeschritten ist, wie sich der Trainer das wünscht. Das zeigte unter anderem die bittere 0:4-Heimpleite zum Auftakt der Europa-League-Gruppenphase gegen den Wolfsberger AC. Aber mit 13 Punkten rangiert Gladbach nun in der Spitzengruppe der Liga und kann mit Selbstvertrauen und Spaß an der Feinjustierung der Spielidee des Trainers arbeiten. Der Umbruch in Gladbach funktioniert womöglich auch deshalb besser als in Hoffenheim, weil die Zugänge beginnen, das Niveau zu heben - und im Sommer in Thorgan Hazard nur eine Stammkraft den Klub verließ. Gegen Hoffenheim gehörten Rechtverteidiger Lainer und Stürmer Thuram zu den besten Akteuren der Gäste.

Manager Max Eberl wollte zwar keinen Spieler herausheben, aber die besondere Rolle Lainers, der im Sommer wie Trainer Rose aus Salzburg an den Niederrhein wechselte, stellte er dann doch heraus. "Stefan weiß natürlich am besten, was Marco will", erklärte Eberl. Lainer, 26, wirkt durch die längere Zusammenarbeit mit dem Trainer also auch als Vermittler von Roses Denkweise in der Kabine. Auf dem Platz agiert der Österreicher abgeklärt und spielstark. Mittelstürmer Breel Embolo, 22, bisher zweifacher Torschütze in der Liga, suchte in der ersten Halbzeit noch oft die richtigen Laufwege - in der Offensive wie in der Defensive. Nach der Pause agierte der aus Schalke gekommene Schweizer deutlich verbessert, hatte aber im Abschluss Pech. Immer besser in Fahrt kommt Thuram, der sich als wuchtiger Vollstrecker und technisch begabter Vorbereiter erwies.

Der Franzose, 21 Jahre jung und vom Erstligaabsteiger Guingamp verpflichtet, erzielte schon seinen dritten Treffer in der Liga. Für Lainer, Embolo und Thuram gilt: Die prominentesten drei Zugänge der Borussia zeigten in den wenigen Wochen schon, was sie draufhaben. Und bei allen hat man das Gefühl, dass sie es noch besser können.

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Quelle:
SZ vom 29.09.2019
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