Süddeutsche Zeitung

Champions League:Dortmund geht geschwächt ins Kräftemessen

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Von Sina Götz

Angesprochen auf seinen Gesundheitszustand ließ Lucien Favre nur ein verschnupftes "es geht" auf der Pressekonferenz verlauten. Der Dortmunder Trainer hat seine Grippesymptome noch nicht vollständig auskuriert, für das Champions-League-Spiel bei Tottenham Hotspur fühlt er sich aber bereit. Die Verfassung von Favre spiegelt recht gut den Zustand seiner Mannschaft wieder. Es geht, könnte aber auch besser sein.

Denn nicht nur der Trainer ist angeschlagen, auch einige Leistungsträger fehlen dem Bundesliga-Spitzenreiter in London. Fünf Spieler traten die Reise verletzungsbedingt oder krankheitshalber gar nicht erst an: Julian Weigl hat einen grippalen Infekt, Kapitän Marco Reus fällt wegen Oberschenkelproblemen aus, Paco Alcacer plagt eine Schulterentzündung und Lukasz Piszczek ist aufgrund von Fersenproblemen nicht spielfähig. Auch für Abwehrchef Manuel Akanji kommt das Spiel gegen Tottenham nach seiner Hüft-Verletzung noch zu früh.

Zu den personellen Rückschlägen kommen Sorgen ob der unsteten Form. Gegen Hoffenheim (3:3), Frankfurt (1:1) und beim Pokal-Aus gegen Werder Bremen (5:7 n. E.) hatte die Statik des Dortmunder Spiels gewackelt. Gegen die TSG war eine 3:0-Führung innerhalb von zwölf Minuten verspielt worden. Beim BVB sehen sie das Duell gegen den Premier-League-Klub aber nicht als Grund zur Sorge, sondern als eine Chance. "Das ist das Gute an englischen Wochen. Du kannst dich über schlechte Resultate nicht lange ärgern", befand Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspielerabteilung.

Sancho vergisst seinen Pass

Trainer Favre, 61, will das Fehlen der Verletzten im Vorfeld nicht zu sehr in den Mittelpunkt rücken. "Auch mit einer kompletten Mannschaft wäre es gegen Tottenham schwer. Sie sind die Nummer drei in England", sagte er. Der Schweizer dürfte dennoch erleichtert sein, dass sein Kader nicht noch weiter dezimiert nach London reiste. Abdou Diallo und der erst 18-jährige Jadon Sancho hatten vor der Abreise am Dienstag ihre Pässe vergessen. Die beiden mussten, nachdem sie bereits am Flughafen angekommen waren, zurück nach Hause fahren und die fehlenden Reisedokumente holen. Das Flugzeug der BVB-Spieler startete deshalb mit einer halben Stunde Verspätung.

Für Sancho ist es der erste Auftritt im Achtelfinale der Champions League und die Rückkehr in seine Heimatstadt London. Die auffälligen Leistungen des 18-Jährigen sind in England nicht unbeachtet geblieben. Die Aufregung um seine Person beschrieb der bei Manchester City ausgebildete Rechtsaußen als "ziemlich verrückt". Rund 30 Karten habe er für Freunde und Verwandte besorgen müssen. Sein Mitspieler Thomas Delaney bezeichnete ihn zuletzt als "Rohdiamanten".

Mit den Spurs erwartet Sancho und seine Mitspieler ein Team, das zuletzt durch Effizienz bestach. Drei ihrer vergangenen vier Partien gewannen die Spieler von Tottenham-Trainer Maurizio Pochettino mit einem Tor Unterschied und festigten ihren dritten Tabellenplatz hinter Manchester City und dem FC Liverpool. Die Spurs sind aber auch ein bisschen Leidensgenossen der Dortmunder - auch sie müssen auf wichtige Spieler im Kräftemessen verzichten. Mit Harry Kane fehlt der beste Torschütze der vergangenen Jahre und in Dele Alli sein kongenialer Offensivpartner.

Die Voraussetzungen, in Wembley ein gutes Ergebnis gegen Tottenham zu erzielen, stehen also nicht ganz so schlecht. Fraglich wird aber sein, ob Favre seinen Spielern Anweisungen von der Seitenlinie zurufen kann. "Er hat im Moment Probleme mit der Stimme", merkte Delaney süffisant an.

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