Süddeutsche Zeitung

Borussia Dortmund:Haaland trifft mal wieder

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Dank des 4:1 über Bremen verkürzt der BVB den Abstand zu den Champions-League-Rängen. Am nächsten Wochenende kommt es zum Showdown mit dem Rivalen Wolfsburg.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund/München

Warmhalte- Jacken mit Camouflage-Muster ließen die Fußballer von Borussia Dortmund vor dem Anpfiff aussehen, als zögen sie in Tarnkleidung ins Manöver. Der BVB bläst zur Attacke, dazu passte auch der finale Befehl des Trainers Edin Terzic vor dem Spiel: "Die Zeit des Quatschens ist vorbei!"

Dortmunds militanter Gesamteindruck schien sich zunächst auch zu relativieren, als Milot Rashica Werder Bremen in der 14. Minute mit 1:0 in Führung schoss. Doch 20 Minuten später hatten die Dortmunder das Spiel bereits gedreht. Giovanni Reyna per Traumtor (29.) und Erling Haaland per Foulelfmeter (34.) sowie zeitnah zum Doppelpack (38.) zerstörten die Bremer Träume. Für Haaland waren es nach sechs Stunden Diskretion im BVB-Trikot wieder die ersten Pflichtspieltore. Kurz vor Schluss übernahm Bremens Theodor Gebre Selassie Dortmunds 4:1 sogar selbst (87.).

Es ist drei Monate her, dass Dortmund in der Bundesliga auf einem Champions-League-Platz gestanden hat. Daran hat sich auch am Sonntag mit dem 4:1 (3:1)-Sieg nichts geändert. Der BVB bleibt vorerst Fünfter, allerdings beträgt der Rückstand jetzt nur noch vier Punkte. Am Mittwoch daheim gegen Union Berlin und am kommenden Samstag beim VfL Wolfsburg könnte der BVB mit zwei weiteren Siegen rechtzeitig zum Saison-Showdown noch weiter in die Champions-League-Sphären zurückkehren. Plötzlich erscheint wieder etwas möglich im Kampf um die von Eintracht Frankfurt und Wolfsburg warmgehaltenen Plätze.

Als "Schlüsselwoche" hatte aus eigenen Gründen Bremens Trainer Florian Kohfeldt den mit der Partie in Dortmund eröffneten brenzligen Dreierpack binnen sieben Tagen bezeichnet. Mit nunmehr fünf Bundesliga-Niederlagen in Serie empfangen die Bremer schon am Mittwoch jenen direkten Konkurrenten namens FSV Mainz 05, gegen den ein Sieg einen Akt der Befreiung bedeuten könnte. Insofern reduziert sich die Schlüsselwoche vorerst auf ein Schlüsselspiel. Zu diesem Zweck könnten sie am Mittwochabend im Stadion einfach die Flagge mit dem Stadtwappen schwenken. Der relevante Schlüssel ist darauf symbolträchtig abgebildet.

In Dortmund hatten die Trauben für die Bremer zugegebenermaßen sehr hoch gehangen. Vier Tage, nachdem dem BVB im Viertelfinal-Rückspiel bloß 35 Minuten dazu gefehlt hatten, mit Manchester City die derzeit stärkste Klubmannschaft der Welt aus der Champions League zu werfen, kamen die Westfalen nicht umhin, den abstiegsgefährdeten Bremern die Grenzen aufzuzeigen. Für Werder wird es nun wieder eng im Kampf um den Klassenerhalt.

Die Dortmunder verpassen es, ihr Torverhältnis aufzubessern - das könnte noch relevant werden

Nach der erneut respektablen Leistung gegen Manchester unter der Woche hatte Edin Terzic seine Startelf gegen Bremen auf zwei Positionen verändert: Er nahm den defensiveren Emre Can heraus und den offensiveren Julian Brandt herein und ersetzte Flügelflitzer Ansgar Knauff durch Reyna. Größere tektonische Auswirkungen hatte in der Bremer Startelf die vorangegangene 1:4-Niederlage gegen Leipzig. Kohfeldt brachte sechs neue Spieler in seine Startformation.

Werders abwartende Strategie schien sich zunächst auszuzahlen. Der ins Team zurückgekehrte Maximilian Eggestein schickte Rashica per Konter früh zur Führung. Doch der umso stärkere Dortmunder Druck führte daraufhin schon bis zur Pause zur Vorentscheidung. Reyna kommt mit seinem 16-Meter-Strich in den Torwinkel auf die Shortlist fürs Tor des Monats, und Haaland bewies aller Welt, dass er doch noch Tore schießen kann. Ein strittiges Foul von Kevin Möhwald an Marco Reus gewährte Haaland zunächst einen Elfmeter, bevor Bremer Abwehr-Irritationen ihm zum 3:1-Halbzeitstand abzustauben erlaubten. Für den Norweger waren es die Saisontreffer 22 und 23.

Die Dortmunder verpassten es dann, ihre weitergehende Dominanz nach der Pause zum Zwecke der am Saisonende ja vielleicht noch relevanten Torbilanz zu nutzen. Sie gewährten Eggestein nach einer guten Stunde vielmehr einen Pfostenschuss. Der eingewechselte Joshua Sargent erhielt ebenfalls Torgelegenheiten. Doch statt des Anschlusstreffers gab es für Bremen nur das fünfte Gelb für Christian Groß. Der Mittelfeldmann fehlt damit am Mittwoch im so wichtigen Spiel gegen Mainz. Gebre Selassies Eigentor markierte die triste Schlusspointe.

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Quelle:
SZ vom 19.04.2021
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