Süddeutsche Zeitung

Biathlon:Kopfzerbrechen im Januar

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Während die deutschen Biathleten nach Ruhpolding die größten Sorgen los sind, bangt das Frauenteam weiterhin um ein schlagkräftiges Olympia-Aufgebot

Von Volker Kreisl, Ruhpolding/München

Die deutschen Biathlonteams bleiben auch nach ihrem Ruhpoldinger Heimweltcup in wechselhafter Form. Knapp drei Wochen vor dem Beginn der Olympischen Spiele hat es den Anschein, als wären die wichtigsten Biathlon-Tugenden, die inneren Fähigkeiten, durchaus vorhanden - und doch ist die ersehnte Hochform kurz vor dem Saisonhöhepunkt noch nicht vollendet.

Mit den besten Plätzen in den abschließenden Verfolgungsrennen hatten die Deutschen nichts zu tun, abgesehen von Benedikt Doll, der lange an der Spitze des Verfolgungsrennens mitgehalten hatte, dann gleich zwei Schüsse danebensetzte und am Ende Elfter wurde. Knapp vor ihn drängelte sich überraschend der Partenkirchner David Zobel, 25. Gewonnen hat der in diesem Winter überragende Franzose Quentin Fillon-Maillet, bester Läufer des Deutschen Skiverbandes war Erik Lesser. Bei den Frauen war die Norwegerin Marte Olsbu Roeiseland abermals nicht zu schlagen.

Vor allem das Team der Frauen erreichte auf der Jagd in der Loipe abermals einen Tiefpunkt. Die Läuferinnen des Deutschen Skiverbandes waren nach einem durchwachsenen Sprintergebnis mit deutlichem Ehrgeiz aber eben auch mit großen Rückständen gestartet, am Ende sprangen nur mittelmäßige Platze heraus. Wobei Vanessa Hinz mit ihrem 26. Rang durchaus einen kleinen Erfolg verbuchte, sie hatte sich ja im vorangegangen Sprint nur um Haaresbreite für den Verfolger qualifiziert, als 60. von 60 Starterinnen. Zwei Schießfehler unterliefen ihr, alles in allem machte Hinz damit 34 Plätze gut nebenbei ein passables Rennen.

In der Staffel hat Hildebrand ihren Beitrag geleistet, im Einzel bleibt sie noch zurück

Dennoch blieb der Eindruck bestehen, dass die DSV-Biathleten ihre mentalen Fähigkeiten hauptsächlich dann zeigen, wenn drumherum alles stimmt. In der Staffel am Freitag hatten Vanessa Voigt, Hinz, Franziska Hildebrand und Denise Herrmann mit einem einzelnen Rückschlag und vielen guten Ansätzen gezeigt, was möglich ist, wenn sie vom Kollektiv getragen werden und sich gegenseitig bestärken. Diesmal aber waren ihre Besten nicht dabei. Neben der Fuß- und Corona-Rekonvaleszentin Franziska Preuß fehlte auch Denise Herrmann, deren Vorbereitung für Peking ein besonderes Training vorsieht.

Somit richteten sich die Augen auf Hildebrand, die in der Staffel noch alle Scheiben getroffen hatte, dies aber in der Verfolgung nicht bestätigen konnte. Hildebrand hat neben den kleinen schwarzen runden Scheiben noch dieses andere große Ziel, um das es in diesem Winter geht, und das manchen Athleten und Athletinnen noch im Januar im Kopfzerbrechen bereitet: die Olympiaqualifikation. Die 34-Jährige mag sich insgesamt gesteigert haben, die Norm hat sie aber noch nicht erfüllt. Zum Abschluss in Ruhpolding unterliefen ihr drei Schießfehler, am Ende lag sie auf Rang 20.

Die wohl letzte Chance, die Pekingzulassung formal korrekt zu erreichen, ergibt sich beim nächsten Weltcup, ab Donnerstag in Antholz/Italien. Dort steht noch ein langes Einzelrennen an. Bislang haben sich nur vier deutsche Biathletinnen für die Spiele qualifiziert, Herrmann, Preuß, Hinz und Vogt.

Bei den Männern dagegen ist die Lage entspannter. Sie haben mit hinreichend qualifizierten Peking-Fahrern eine komfortable Situation. In diese sind sie gekommen, weil alle an diesem Wochenende nicht nur in Staffel und Einzelrennen Erfolge sicherten, sondern auch noch in der Team-Weltrangliste einen entscheidenden Schritt nach vorne machten - und nun sogar einen sechsten Olympiafahrer benennen dürfen. Zwar können nur jeweils vier eingesetzt werden, dennoch wird es kaum Streit geben in Corona-Zeiten, in denen jederzeit ein Ersatzmann gebraucht werden kann, wer weiß, vielleicht sogar zwei.

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