Süddeutsche Zeitung

Sarr beim FC Bayern:Ein Offensiver für die Defensive

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Der Franzose Bouna Sarr soll den Kader des FC Bayern als Rechtsverteidiger ergänzen. Er war wohl nicht die erste Wahl der Münchner.

Von Sebastian Fischer, München

Die Position, die er auch in Zukunft einnehmen soll, ist für ihn immer noch etwas neu. Bouna Sarr war ein Offensivspieler, ein Rechtsaußen, als solcher legte er einen eher unauffälligen Weg als Fußballer zurück, aus der Jugend von Olympique Lyon zum FC Metz, später weiter zu Olympique Marseille. Erst dort wurde er Rechtsverteidiger, erst dann wurden ihm auch größere Aufgaben zugetraut. Und doch ist die Größe der Aufgabe, die ihm nun bevorsteht, in Frankreich mit Überraschung zur Kenntnis genommen worden.

Sarr, 28, wechselt zum FC Bayern, das bestätigte der Klub am Montag. Er sei "sehr glücklich", sagte Sarr laut der Mitteilung, sich "so einem großen Verein" anschließen zu dürfen. Er erhält einen Vertrag bis 2024 und soll rund zehn Millionen Euro Ablöse kosten. Er soll eine Rolle übernehmen, die Hansi Flick unbedingt noch besetzt haben wollte: die des Ersatzmanns für Rechtsverteidiger Benjamin Pavard.

Sarr ist kein Nationalspieler - und das hat auch mit Pavard zu tun

In der vergangenen Saison war diese Rolle ebenfalls zunächst vakant, erst im Winter wurde sie ausgefüllt, durch den spanischen Nationalspieler Alvaro Odriozola, der zur Leihe von Real Madrid kam. Diese Episode ging für alle Beteiligten allerdings eher unbefriedigend aus: Odriozola machte in München nur fünf Spiele. In dieser Saison sollte der neue Münchner Rechtsverteidiger zunächst Sergiño Dest heißen, doch der 19 Jahre alte US-Nationalspieler entschied sich am Ende für einen Wechsel von Ajax Amsterdam zum FC Barcelona.

Sarr ist kein Nationalspieler - und das hat auch mit Pavard zu tun. Als Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps 2018 für die WM einen rechten Verteidiger suchte, galt auch Sarr als Option. Gerade hatte er unter Trainer Rudi Garcia in Marseille die erste Saison als Stammspieler auf seiner neuen Position exzellent bestritten und das Finale der Europa League erreicht. Deschamps allerdings entschied sich dafür, einen jungen Abwehrspieler vom VfB Stuttgart zu nominieren, der dort eher als Innenverteidiger überzeugt hatte: Pavard. Nach dem Turnier war er Weltmeister als Außenverteidiger, als solcher ging er nach München. Und Sarr war bislang für Deschamps offenbar eher kein Thema mehr.

Sarr gilt als schnell und physisch stark. Eine manchmal etwas unsaubere Ausführung in seinen letzten Aktionen sagt man ihm in Frankreich allerdings auch nach. Zu Saisonbeginn infizierte er sich mit dem Coronavirus, danach fehlte er verletzt. Währenddessen spielte auf seiner Position der frühere Hannoveraner Hiroki Sakai.

Garcia, Sarrs Förderer in Marseille, ist inzwischen Trainer in Lyon, Bayerns Gegner im Champions-League-Halbfinale im Sommer. Am Sonntag spielte Lyon 1:1 gegen Marseille. Als Garcia danach zu Sarrs bevorstehendem Transfer befragt wurde, lobte er ihn in den höchsten Tönen - und kündigte an, ihm zu gratulieren: "Es ist eine gute Nachricht für ihn", sagte er.

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SZ vom 06.10.2020
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