Süddeutsche Zeitung

3:0 gegen Nürnberg:Bayern renkt sich wieder ein

Lesezeit: 3 min

Von Martin Schneider

Auf der Tribüne des Münchner Stadions saßen Daniel van Buyten, Luca Toni und Giovane Elber und sie sahen, dass es gut war. Luca Toni, der beim FC Bayern 58 Tore schoss und sich dabei 58 Mal am Ohr schraubte, zückte sogar sein Smartphone, um die Stimmung nach dem Treffer von Robert Lewandowski zu filmen. Giovane Elber registrierte den Treffer fachmännisch nüchtern, dabei war es kein so schlechtes Tor, das er da sah. Simpel, aber effektiv.

Joshua Kimmich trat eine Ecke, wie er in dieser Saison schon so viele Ecken getreten hatte (er ist offiziell der eifrigste Flankengeber der Liga). Kimmich brachte sie zielgenau und hoch an den kurzen Pfosten, Nürnbergs Torwart Fabian Bredlow, der eigentlich Nürnbergs Ersatztorwart hinter dem derzeit verletzten Christian Mathenia ist, verlor die Orientierung, Lewandowski sprang sehr hoch und köpfte in der 9. Minute am kurzen Pfosten ein.

Es war das erste Tor in einem Spiel, in dem der FC Bayern mehr Tore hätte schießen müssen, als die drei Treffer, die es am Ende wurden. Das 2:0 (27.) fiel nach einem Lattenkracher von Leon Goretzka. Lewandowski reagierte sehr viel schneller als die Nürnberg Abwehr und schob den Abpraller ins Tor. In der zweiten Halbzeit traf Franck Ribéry zum 3:0-Endstand (56.), nachdem er vor der Pause noch einen Schuss gegen den Pfosten setzte. Lewandowski versemmelte zudem noch einen freien Ball aus elf Metern und Thomas Müller ließ auch noch ein paar Chancen liegen.

"Wir haben über 90 Minuten so gut wie gar nichts zugelassen haben, wir selbst hatten viele Möglichkeiten. Mit der Leistung bin ich zufrieden, wichtig war, dass wir endlich auch mal zu null gespielt haben und eine Führung nicht abgegeben haben oder durch einen Gegentreffer unruhig geworden sind", sagte Kovac nach dem Spiel. Sein Fazit: "Ich bin sehr zufrieden, es ist keiner verletzt."

Der 1. FC Nürnberg, der in dieser Saison schon 0:7 in Dortmund, 0:6 in Leipzig und 2:5 auf Schalke verlor, hätte sich hier die nächste Klatsche abholen müssen. Das Team von Trainer Michael Köllner schaffte es zu keiner Sekunde, so etwas wie eine Verteidigung gegen den FC Bayern aufzubauen. Und Torwart Bredlow bewies, dass die sogenannte Strafraumbeherrschung - also hauptsächlich das Abfangen von Flanken - nicht zu seinen Stärken zählt. Unmittelbar vor dem 3:0 spielte Bredlow auch noch einen Befreiungsschlag in die Füße von Serge Gnabry.

Der FC Bayern nahm dieses Geschenk von einem Heimspiel jedenfalls dankbar an und renkt sich nach dem 2:1-Sieg gegen Bremen am vergangenen Wochenende so langsam wieder ein. Das Besondere daran: Vor Kurzem waren sie mit der Aufgabe, Abstiegskandidaten in der eigenen Arena zu schlagen, noch überfordert. Stichwort: Heimspiele gegen Augsburg (1:1), Freiburg (1:1) und Düsseldorf (3:3). Gegen passive Nürnberger kombinierten die Münchner dennoch einen Tick schneller und präziser als in den Krisenwochen. Auf den Außen setzten sich Ribéry und Gnabry ohne größere Probleme gegen die Nürnberger durch - und falls sie es nicht schafften, kam eben eine Flanke für den unsicheren Bredlow.

Niko Kovac, der unter der Woche die Rotation offiziell beendete, schickte konsequenterweise die gleiche Elf auf den Rasen wie gegen Bremen. Die wiedergenesenen Mats Hummels, Thiago und Kingsley Coman saßen auf der Bank, ebenso Javi Martinez, der seinen Stammplatz nun erst einmal dauerhaft an die neue Doppelsechs Kimmich/Goretzka verloren zu haben scheint. Überhaupt saß auf dieser Bank ausnahmsweise mal kein Spieler der zweiten Mannschaft. Neben dem langzeitverletzten Tolisso fehlten nur noch James Rodriguez und Arjen Robben leicht angeschlagen.

Niko Kovac hat nun wieder mehr Alternativen - aber da er ja nun das ständige Durchwechseln nicht mehr durchführen will, kann das ja nur bedeuten, dass er nun wieder als Trainer-Moderator gefragt ist. Interessant wird das vor allem bei den Personalien Hummels, Thiago und Coman. Bei Hummels, weil er natürlich einen Stammplatzanspruch hat. Bei Coman, weil er augenscheinlich der schnellere Außenspieler ist als Franck Ribéry. Und bei Thiago, weil er vor seiner Verletzung klar der beste Bayern-Spieler war. Nach 60 Minuten kamen dann Coman für Ribéry und Thiago für Goretzka - vielleicht ein Hinweis, wie sich Kovac das in Zukunft vorstellt.

Die entscheidende Frage in diesen Tagen ist aber: Hat der FC Bayern seine Krise überstanden? Die Antwort darauf: vielleicht.

Denn für seriöse Urteile waren Benfica Lissabon (5:1) und Nürnberg zu schwach und der Sieg in Bremen zu wackelig. Aber unterm Strich standen heute kein Gegentor und ein souveräner Sieg. Und es gab wirklich viele Spieltage in dieser Saison, da lief es für Bayern und Kovac deutlich schlechter.

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