Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Bei den Bayern haben sich alle wieder lieb

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Aus dem Stadion von Maik Rosner

Es gab hinterher doch noch einen Moment des Eigensinns, aber vielleicht darf dieser sogar als der eindrücklichste Beleg für das Bemühen um einen besseren Gemeinsinn gelten. Das Beste an dem Moment war, dass Arjen Robben für ihn sorgte. Jener Robben, der zuletzt mehr Zusammenhalt gefordert hatte, obwohl er früher beim FC Bayern mit dem Spitznamen Alleinikow belegt worden war. Nun also, nach dem 4:0 (2:0) gegen den FSV Mainz 05 am Samstag, sagte Robben auf die Frage, wem das 1:0 zuzurechnen sei: "Mir natürlich!" Dann lachte er.

Vielleicht wird dieser Heimsieg durch die Tore von Thomas Müller (11.), Robben (23.) und zweimal Robert Lewandowski (50./77.) schnell in Vergessenheit geraten. Vielleicht wird das Erfolgserlebnis zum Auftakt des Oktoberfestes aber auch als Wendepunkt in die Saisonbilanz eingehen. "Wir sind sehr zufrieden, dass wir richtig gut gespielt haben. Es hat alles geklappt, was wir geplant haben", sagte beispielsweise Lewandowski geradezu hymnisch. "Wir hatten viele Chancen und sind in die freien Räume gelaufen. Wir waren nicht so statisch, sondern sehr flexibel." Auch die Kollegen erkannten eine deutliche Steigerung. Mats Hummels sagte: "Das war auf jeden Fall eine klare Antwort." Manuel Neuer: "Heute haben wir ein anderes Gesicht gezeigt." Und Sportdirektor Hasan Salihamdizic fand: "Das war ein guter Anfang. Jetzt müssen wir natürlich dran bleiben."

Es war ein Spiel, in dem der FC Bayern auch gegen die jüngsten Dissonanzen anzukombinieren schien. Viele Defizite, die nach der 0:2-Niederlage bei der TSG Hoffenheim vor einer Woche und nach dem lange Zeit schleppenden 3:0 vom Dienstag in der Champions League gegen den RSC Anderlecht beklagt worden waren, schienen verschwunden. In puncto Tempo und Gemeinsinn zeigten sich die Münchner verbessert, traten lauffreudiger und überwiegend konzentrierter auf.

Auch die Auswechslungen taugten nun nicht mehr zu neuen Debattenbeiträgen. Wie jene von Jérôme Boateng und Robben, die bei ihrem Dienstschluss nach gut einer Stunde freundlich lächelnd ins Publikum winkten, anstatt sich wutentbrannt ihrer Arbeitskleidung zu entledigen. Franck Ribéry, der am Dienstag mit seinem Trikotwurf auffällig geworden war und nach einer Aussprache mit Trainer Carlo Ancelotti nun zunächst auf der Bank gesessen hatte, klatschte vergnügt mit Robben ab, als er für diesen seinen Teilzeitdienst beginnen durfte.

Für Adler hätte die Partie auch enden können, wie er es aus Hamburg kennt

Vermutlich lag die neue Harmonie auch daran, dass der rein sportliche Teil der Veranstaltung deutlich gelungener ausfiel. Zwar kamen die Mainzer in der Anfangsphase nach Fehlern im Aufbau der Bayern zu zwei guten Gelegenheiten. Doch weil Daniel Brosinski und Robin Quaison die Führung verpassten, konnte sich neuer Missmut gar nicht erst einstellen. Hinzu kam das rasche 1:0 der Münchner bei ihrer ersten Chance: Joshua Kimmich bediente Müller, dessen direkten Abschluss lenkte Robben mit der Innenseite seines rechten Knies durch die Beine des Mainzer Torwarts René Adler.

Die Mainzer kamen nach Levin Öztunalis Steilpass auf Quaison zwar noch zur Ausgleichschance, danach jedoch spielten sich die Münchner in einen kleinen Angriffsrausch, der durchaus in einem ähnlichen Debakel hätte enden können, wie sie Adler einst mehrfach mit dem Hamburger SV in München erlebt hatte. Das Münchner Publikum sah flotte Angriffszüge und direkte Kombinationen, wie es sie lange nicht mehr vom FC Bayern gesehen hatte.

Heraus kamen hübsch herausgespielte Tore. Wie Robbens 2:0 nach Kimmich Steilpass per Außenrist. Wie Lewandowskis 3:0 nach Müllers flacher Hereingabe. Und wie bei Lewandowskis Kopfball zum 4:0 nach Kimmichs Maßflanke. Dass Kingsley Coman nach einem ebenfalls sehenswerten Angriffszug den Ball aus fünf Metern an die Unterkante der Latte schickte und Sebastian Rudy mit einem Volleyschuss nach Ribérys Flanke den Pfosten traf, fügte sich als Schönheitsfehler ins Bild der bisher besten Saisonleistung, gegrägt von der Rückkehr zur Spielfreude. "Wir hatten große Lust, mal wieder ein Zeichen zu setzen. Wir haben als Mannschaft agiert. Jetzt müssen wir versuchen, den Schwung und den Spielwitz in die nächsten Spiele mitzunehmen", sagte Müller. Damit das überzeugende 4:0 gegen Mainz dann doch nicht so schnell wieder vergessen wird.

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