Süddeutsche Zeitung

Basketball-Meisterschaft:Endlich Playoff-Atmosphäre

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Die Basketballer des FC Bayern besiegen Überraschungs-Gegner Rasta Vechta im ersten Halbfinalspiel 98:88. Die Serie gegen die hartnäckigen Niedersachsen könnte noch spannend werden.

Von Ralf Tögel

Die Basketballer des FC Bayern haben den ersten Schritt in Richtung Playoff-Finale gemacht und ihr Heimspiel gegen Rasta Vechta mit 98:88 gewonnen. In einem energiegeladenen Vergleich, in dem es sogar einen Tumult mit zwei technischen und einem unsportlichen Foul gegeben hatte, fiel die Entscheidung erst in den letzten Minuten. Vechta präsentierte sich als der erwartet leidenschaftliche Gegner, der sich von keinem noch so hohen Rückstand entmutigen ließ.

Die Bayern kontrollierten das Spiel über nahezu drei Viertel, enteilten gar auf 16 Punkte, konnten sich aber gegen einen hartnäckigen Gegner nie sicher fühlen. Trainer Dejan Radonjic sprach später von dem erwartet harten Stück Arbeit in einem Spiel, in dem sein Team "die Kontrolle aus der Hand gegeben" habe. Besonders wertvoll machte den Sieg die Tatsache, dass die Bayern auf Derrick Williams verzichtet hatten; der NBA-erprobte Amerikaner saß auf der Bank, wurde angesichts muskulärer Probleme in der Wade aber geschont. Radonjic hofft, dass sein bester Werfer am Dienstag (20.30 Uhr) "wieder dabei ist", dann steht die zweite Partie der Best-of-five-Serie in Vechta auf dem Programm.

Im zweiten Halbfinale gewann Alba Berlin in Oldenburg und holte sich mit dem 100:93 den Heimvorteil in die Hauptstadt.

Es hatte schon im Vorfeld der Partie in München einige Aufregung gegeben: Ein Internetportal hatte gemeldet, dass Vechtas überragender Aufbauspieler T. J. Bray bei den Bayern einen Zweijahresvertrag unterschrieben habe. Eine Neuigkeit, die aus Griechenland lanciert wurde und bei genauem Hinsehen so neu nicht ist. Das Gerücht gibt es schon länger, erstmals wurde es vor der Viertelfinalserie des Aufsteigers gegen Bamberg gestreut. Die Münchner wollten schon seinerzeit nichts dazu beitragen. Geschäftsführer Marko Pesic dementierte aber auch nicht, dass ein Spieler vom Format eines T.J. Bray interessant sei, was allein Pesics Aufgabenbereich geschuldet ist. Die sportliche Führung des Meisters hat sich bislang nicht verdächtig gemacht, interessante Entwicklungen von Spielern in der Liga zu übersehen.

Beim Titelverteidiger steht allerdings derzeit eher die Kontinuität im Vordergrund, und weil nur fünf Aktive gültige Verträge für die nächste Saison besitzen, stehen wohl zuerst Gespräche mit den eigenen Spielern an - nach der Saison.

Am Dienstag in Vechta ist auch der Münchner Topscorer wieder dabei: Derrick Williams

Der Protagonist dieser Randgeschichte wollte zu alledem nichts sagen, auffallend war indes, wie schwer der Hochgelobte ins Spiel fand. Was aber zu einem hohen Maße der giftigen Münchner Defensive geschuldet war. Vechta ist ein Team, dem Korberfolge für gewöhnlich nicht schwer fallen, wie Trainer Pedro Calles nach dem Spiel auch noch mal erwähnte. Im ersten Halbfinalspiel ihrer Vereinsgeschichte benötigten die Niedersachsen indes nahezu fünf Minuten, ehe Clint Chapman per Dreier die ersten Punkte gelangen.

Dass der Center Chapman auch aus der Distanz gut zu treffen weiß, ist bekannt. Überraschend war, dass Chapman überhaupt mit von der Partie war: Anfang Mai schien seine Saison nach einem Innenbandriss im Knie vorzeitig beendet zu sein. Dass zudem Seth Hinrichs auf dem Parkett stand, mutete noch wundersamer an, der Flügelspieler hatte sich die Hand gebrochen, stand aber mit einer Schiene sogar in der Anfangsformation. Weil auch Robin Christen von seiner Risswunde an der Hand genesen war, hatte Trainer Calles so viele Spieler im Kader wie lange nicht mehr. Dafür setzte Philipp Herkenhoff, der eine starke Saison gespielt hatte, wegen einer leichten Gehirnerschütterung aus. So war Hinrichs mit 21 Punkten bester Werfer für sein Team, neben Vechtas etatmäßigem Topscorer Austin Hollins (17) fand auch Bray nach holprigem Beginn zu einer standesgemäßen Leistung (14).

Was indes angesichts der Münchner Leistung kaum ins Gewicht fiel, denn nach dem fast schon üblichen Playoff-Blitzstart zum 9:0 fiel der Meister dieses Mal in kein Loch. Vor allem Vladimir Lucic (24) agierte in Galaform, er war immer zur Stelle, wenn es drohte, eng zu werden. Über 26:18 nach zehn Minuten führte der Titelverteidiger 52:42 zur Pause, neben Lucic zeigten vor allem Devin Booker (21) und Spielmacher Mado Lo (15) eine feine Leistung.

Meist hielt der Meister den Vorsprung im knappen zweistelligen Bereich, konnte sich angesichts der hartnäckigen Gäste aber keine Aussetzer leisten. Was nur einmal - im letzten Viertel - geschah, als der Vorsprung tatsächlich in einen 80:81-Rückstand kippte. "Wir haben viele Spieler im Kader, die ein Spiel entscheiden können", sagte Topscorer Lucic hernach, es war einmal mehr die hohe Qualität des Münchner Kaders, der letztlich den Unterschied machte. Auch ohne Derrick Williams.

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SZ vom 03.06.2019
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