Süddeutsche Zeitung

Basketball:Konsequente Trennung

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Der FC Bayern hat den Vertrag mit Robin Amaize aufgelöst - seine Abwehrarbeit war für den Geschmack der Verantwortlichen nicht gut genug. Brose Bamberg zeigt Interesse an einer Verpflichtung.

Von Sebastian Winter, München

Es ist gut zwei Wochen her, als Marko Pesic, der Sportdirektor der FC-Bayern-Basketballer, eine klare Ansage formulierte: "Ich möchte keine Geschenke an deutsche Spieler verteilen", sagte der 44-Jährige bei der letzten Pressekonferenz des deutschen Pokalsiegers vor der Sommerpause. Und weiter: "Ich schaue nicht mehr auf Pässe, wir wollen Spieler, die gut genug sind und die bereit sind, um ihren Platz im Team zu kämpfen. Sie müssen sich beweisen."

Ein paar Tage später verpflichten die Bayern dann Andreas Obst für die Guard-Position, den Nationalspieler, von dem sie glauben, dass er einer ist, der sich beweisen und um seinen Platz in seinem Team kämpfen kann. Marvin Ogunsipe kehrt außerdem nach einem Leihgeschäft mit den Hamburg Towers zu seinem Ausbildungsverein zurück, Gavin Schilling kommt vom Ligarivalen Braunschweig, der Vertrag von Nationalspieler Paul Zipser wurde verlängert. Und Robin Amaize, der Aufbau- und Flügelspieler, geboren und aufgewachsen in Gießen? Die Bayern haben den Vertrag des 27-Jährigen, der ursprünglich noch bis 2022 laufen sollte, nach SZ-Informationen aufgelöst.

Amaize stand nach Stationen in seiner Heimatstat Gießen, Braunschweig und Bayreuth seit 2018 beim FC Bayern unter Vertrag, wurde aber bereits in der Saison 2019/20 nach Oldenburg ausgeliehen - um mehr Spielpraxis zu bekommen als bei den stark besetzten Münchnern. Als er im vergangenen Jahr nach München zurückkam, wollte Amaize zeigen, dass er sich auch beim Euroleague-Teilnehmer durchsetzen kann. Der große Durchbruch gelang ihm aber nie, auch wenn er in den Playoffs besser in Form kam. Seine Abwehrarbeit war, wie es heißt, für den Geschmack der Verantwortlichen nicht gut genug, bei Trainer Andrea Trinchieri hatte er gerade deshalb keinen leichten Stand. Nun also die Trennung, auch, weil Amaize nicht ins Profil jener deutschen Spieler passte, die die Bayern, Trinchieri und Pesic haben wollen: gut genug und bereit, um ihren Platz zu kämpfen.

"Wenn Robin Amaize auf dem Markt ist, muss man sich natürlich damit beschäftigen", sagt Bambergs Sprecher

Dass die Bayern nun Andreas Obst verpflichtet haben, der auch auf Amaizes Position spielt, ist ein weiteres Argument, das für die Vertragsauflösung spricht. Sein Weg könnte nun rund 230 Kilometer nach Norden führen, dem Vernehmen nach steht Münchens großer Konkurrent Brose Bamberg in Verhandlungen mit dem sechsmaligen deutschen Nationalspieler, auch wenn die Oberfranken das auf Nachfrage nicht bestätigen wollten: "Zu Gerüchten haben wir nie etwas gesagt und das werden wir jetzt auch nicht tun. Fakt ist, Robin ist ein interessanter Spieler, Fakt ist aber auch, wir haben aktuell acht deutsche Spieler unter Vertrag. Wenn Robin Amaize auf dem Markt ist, muss man sich natürlich damit beschäftigen", sagte Bambergs Mediendirektor Thorsten Vogt. Nach einem Dementi klang diese Aussage jedenfalls auch nicht.

Bamberg hat immer Interesse an guten deutschen Spielern, das nötige Kleingeld hat der Klub sowieso, zuletzt zeigte das die Verpflichtung des starken US-Shooting-Guards Trevis Simpson, die am Mittwoch verkündet wurde. Der FC Bayern soll sich unterdessen dem serbischen Internetportal Mozzart Sport zufolge die Dienste des US-amerikanischen Shooting Guards Corey Walden gesichert haben. Demnach wurde der Zwei-Jahres-Vertrag des 28-Jährigen, der auch die serbische Staatsangehörigkeit besitzt, bei Roter Stern Belgrad aufgelöst. Walden hat bereits 2019/20 unter Trinchieri bei Partizan Belgrad gespielt. Insofern wäre sein Wechsel nach München durchaus schlüssig, auch wenn der Klub den Transfer am Donnerstag nicht bestätigte. Der 1,88-Meter-Mann verfügt über reichlich Euroleague-Erfahrung. Anders als Amaize, dem die Bayern am Ende schlicht nicht mehr zutrauten, sich auf höchster internationaler Ebene durchsetzen zu können.

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