Süddeutsche Zeitung

Basketball:Frustrierendes Improvisationstheater

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Nach dem 93:98 in Leiden ist für Bayreuths Basketballer die letzte theoretische Chance dahin, die zweite Runde im Europe Cup zu überstehen. Und am Sonntag reisen sie auch noch zum FC Bayern.

Von Christoph Leischwitz

In den vergangenen Wochen und Monaten war das Spiel von Medi Bayreuth zu einem Improvisationstheater verkommen. Zweifellos auch eine hohe Kunst, für die man einiges an Talent mitbringen muss, aber es klappt eben mal besser, mal schlechter, wenn wieder ein Aufbauspieler, der Forward und/oder der Center krank oder verletzt sind. Am Mittwochabend fehlte dann auch noch der Regisseur erkrankt. Kein Corona, doch Raoul Korner konnte eben nicht mitreisen ins niederländische Leiden. Der Trainer verpasste damit nicht nur eine rund achtstündige Busfahrt, sondern auch den letzten Auftritt seiner Mannschaft auf europäischer Bühne: Nach dem 93:98 ist für die Bayreuther nun auch die letzte theoretische Chance dahin, die zweite Runde des Europe Cup zu überstehen.

In der Vierergruppe mit ZZ Leiden, Parma-Parimatch und Legia Warschau sind die Oberfranken abgeschlagen Letzter, die letzten beiden Partien dürften ein Schaulaufen werden, auch wenn am kommenden Dienstag gegen Parma erstmals wieder Zuschauer in die Oberfrankenhalle kommen dürfen. "Wir waren in der Verteidigung extrem schwach und haben uns besonders im Eins-gegen-eins viel zu oft schlagen lassen", sagt der Interims-Cheftrainer Mauricio Parra. Wie so oft, gab es auch diesmal Spieler, die in der Offensive glänzen konnten, so kam etwa Terry Allen auf 21 Punkte. In der Defensive machte es sich aber meist deutlicher bemerkbar, dass der Mannschaft die Eingespieltheit fehlt. Obwohl man selbst 93 Punkte erziele, verliere man dann eben, merkte Parra noch an. So kommt das Bayreuther Spiel oft stark schwankend daher in diesen Tagen: Auf einen klaren Rückstand wird oft mit einer verbissenen, sehr engagierten Aufholjagd reagiert. In Leiden gab es gleich zwei davon, einmal kam Bayreuth nach 21 Punkten Rückstand kurz vor Schluss bis auf vier Punkte heran.

"Wir werden auf keinen Fall den Kopf hängen lassen, sondern uns nun voll auf die BBL konzentrieren", sagt der genesene Doreth

Das einzige Positive an diesem Spiel sei gewesen, fand Parra, dass in Bastian Doreth ein Hauptprotagonist wieder einige Minuten mitspielen konnte. Der Nationalmannschafts-Rückkehrer hatte sich Anfang Januar einen Kapselriss im Zeh zugezogen. Ebenso wichtig war aber, dass nach der Rückreise keine weiteren Erkrankungen oder Verletzungen gemeldet wurden. Sie wagen es kaum zu hoffen, doch schon bald könnte so etwas wie personeller Normalzustand erreicht werden, nachdem der Kader nur ein einziges Mal, am ersten Bundesliga-Spieltag, komplett war. "Wir werden auf keinen Fall den Kopf hängen lassen, sondern uns nun voll auf die BBL konzentrieren", sagt Doreth, der sicherlich schon bald auch wieder mehr Minuten auf dem Platz stehen wird. Bei Andreas Seiferth, der seit Monaten an einer komplizierten Fußverletzung laboriert, ist es noch unklar, wann er aufs Parkett zurückkehrt, er scheint sich aber dem Ende seines Leidenswegs zu nähern. Die Rückkehr des Centers wäre wichtig, um den Dauereingesetzten Martynas Sajus unter dem Korb auch einmal ein wenig entlasten zu können.

Einerseits ist es Ansichtssache, ob man nun findet, dass die vielen Absenzen nun zu spät oder gerade noch rechtzeitig zusammenfinden. Zusammengestellt wurde der Kader schon, weil man international lange mitspielen wollte. Doch im Moment hat sich in Bayreuth die Erkenntnis durchgesetzt, dass angesichts der Personalmisere einfach nicht sehr viel mehr möglich war. Um eine kleine Aufholjagd zu starten, bietet sich allerdings der nächste Gegner nicht gerade an. Das kommende Bundesligaspiel findet am Sonntag (18 Uhr) statt - auswärts, beim Tabellenführer FC Bayern, der dann auch wieder 1600 Fans in der Halle haben darf. Raoul Korner ist auf dem Weg der Besserung, es sieht dennoch so aus, als ob er die Reise nach München noch verpasst. Es könnte auch ohne ihn fast wieder voll werden im Mannschaftsbus.

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