Süddeutsche Zeitung

Basketball:Der Maestro bleibt

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Der FC Bayern verlängert mit Trainer Andrea Trinchieri und setzt mit der ständigen Mitgliedschaft in der Euroleague den nächsten Meilenstein.

Von Ralf Tögel, München

Die Zukunft? "Das ist nicht wichtig, ich bin nicht wichtig." Ein bisschen Koketterie war natürlich dabei, als Andrea Trinchieri, auf seine Zukunft angesprochen, seine Rolle im Gefüge der Basketballer des FC Bayern München verzwergte. Es war die letzte Erklärung des Trainers, ehe er sich nach der verpassten Meisterschaft in den Heimaturlaub nach Mailand verabschiedete. Sein Saisonfazit war dennoch positiv, auch wenn Alba Berlin gerade den Meistertitel mit zwei Siegen im Audi Dome verteidigt hatte. Immerhin hatten die Münchner an selber Stelle den Pokal gegen Alba gewonnen, und natürlich war da die famose Euroleague-Saison. Erst im fünften Spiel der Playoffs gegen Mailand war die internationale Reise vorbei, ein paar Pünktchen hatten letztlich zum Einzug in das Final Four des höchsten europäischen Wettbewerb gefehlt. Nie zuvor war ein deutsches Team in diesem Format erfolgreicher. Alles gut also?

Die Saison hinterließ das Gefühl, etwas verpasst zu haben

Aus Sicht der Entscheidungsträger im Klub allemal, Präsident Herbert Hainer etwa erklärte noch am Spielfeldrand nach der entscheidenden 79:86-Niederlage im vierten Spiel gegen Berlin, wie stolz ihn sein Team gemacht hatte. Und versicherte: "Wir werden weiter in die Mannschaft investieren, das war erst der erste Schritt auf dem Weg in die internationale Spitze." Geschäftsführer Marko Pesic wollte keine Kritik an der verpassten Meisterschaft üben, er erinnerte an die unglaublichen Anstrengungen dieser 90 Spiele langen Saison, die alle Beteiligten über ihre Grenzen hinaus geführt habe.

Und der Trainer? Wollte bei seinem letzten Auftritt nicht über sich reden, nur über die Mannschaft. Und an Paul Zipser denken, der während der Playoffs wegen einer Hirnblutung notoperiert worden war und hoffentlich bald gesund zurückkomme. Der Italiener hatte den Spielern und sich selbst alles abverlangt, das Saisonende kam folglich in sportlicher Würde - hinterließ aber das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Allein deshalb war absehbar, dass der 52-jährige Mailänder für zwei weitere Spielzeiten bis 2023 unterschrieben hat.

Der FC Bayern ist nun Lizenzinhaber der Euroleague, das macht Präsident Herbert Hainer stolz

Kurz zuvor hatte der Klub eine weitere schöne Nachricht erhalten, der FCB ist neuer Anteilseigner der Euroleague - und damit der erste deutsche Klub, der Inhaber einer langfristig gültigen A-Lizenz und festes Mitglied der kontinentalen Königsklasse ist. Die Bayern stehen nun in einer Reihe mit der europäischen Elite: Der aktuelle Titelträger Efes Istanbul, Fenerbahce Istanbul, der FC Barcelona, Real Madrid, ZSKA Moskau, Baskonia Vítoria, Olimpia Mailand, Olympiakos Piräus, Panathinaikos Athen, Maccabi Tel Aviv und Zalgiris Kaunas sind die bisherigen elf A-Lizenzinhaber, der Kreis wird neben den Bayern auch um den französischen Topklub Asvel Villeurbanne erweitert.

Das ist der Bereich, in dem sich der FC Bayern zukünftig sieht, spätestens mit der Fertigstellung des 11500 Zuschauer fassenden SAP Garden im Olympiagelände 2022 sind auch die Rahmenbedingungen geschaffen. "Wir sind sehr stolz, künftig zum festen Kern dieses großartigen Wettbewerbs zu gehören", freut sich Präsident Hainer, den richtigen Trainer dafür weiß er jetzt auch unter Vertrag: "Wir sind überzeugt, dass es mit unserem Erfolgstrainer gelingen wird, mittelfristig in die europäische Spitze vorzustoßen und auch national wieder erfolgreich um Titel kämpfen zu können."

Der FC Bayern ist nun Lizenzinhaber der Euroleague, das macht Präsident Herbert Hainer stolz

Vor Trinchieri hatte bereits Sportdirektor Baiesi seinen Vertrag um zwei Jahre verlängert, die sportliche Führung kann nun das Team für die kommende Saison zusammenbauen. Angesichts der Erfolge keine leichte Übung, denn die Spieler hätten allesamt ihren Marktwert in München gesteigert, wie Pesic sagt. Was im Besonderen für Spielmacher Wade Baldwin und Center Jalen Reynolds zutreffen dürfte, im Wettkampf um deren Dienste werde die Konkurrenz "schwere Geschütze auffahren". Auch Akteure wie D.J. Seeley, James Gist oder JaJuan Johnson, deren Verträge auslaufen, haben sich in den Fokus der Konkurrenz gespielt.

Die gute Nachricht: In Kapitän Nihad Djedovic, Vladimir Lucic, der als erster BBL-Akteur in das Euroleague-Allstar-Team gewählt wurde, Zan Mark Sisko, Nick Weiler-Babb und Robin Amaize steht das Gerüst für die kommende Spielzeit, Reynolds hat darüber hinaus eine Option auf ein weiteres Jahr. Den Rest soll der Maestro richten - eine nicht ganz unwichtige Aufgabe.

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