Süddeutsche Zeitung

Basketball-Bundesliga:Gegen die Reboundschwäche

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Muskelmasse unterm Korb: Der FC Bayern München verpflichtet den französischen Nationalspieler Mathias Lessort.

Von Ralf Tögel

Es wirkt fast so, als wollten die Basketballer des FC Bayern die Konkurrenz erschrecken. Tag für Tag trudeln Meldungen über Neuverpflichtungen ein, Tag für Tag handelt es sich um Spieler, die jeder Mitbewerber als furchteinflößend empfinden muss. Also zur heutigen Meldung des Tages: Die Münchner Basketballer haben einen neuen Center verpflichtet, Mathias Lessort heißt der Mann, er ist 23 Jahre alt, 2,06 Meter groß und knapp 100 Kilogramm schwer, scheint vorwiegend aus Muskeln zu bestehen und bereitet sich derzeit mit der französischen Nationalmannschaft auf die Weltmeisterschaft in China vor.

Nach den NBA-Spielern Josh Huestis und Greg Monroe sowie den Guards T.J. Bray und Diego Flaccadori ist der französische Nationalcenter der fünfte Zugang des deutschen Meisters, der sich damit aber noch immer nicht zufrieden gibt. Die sportliche Führung um Geschäftsführer Marko Pesic und Sportdirektor Daniele Baiesi fahndet nach dem Weggang von Stefan Jovic ja nach einem Point Guard; es ist die einzige Position, die noch einen Hochkaräter verträgt. Dieser ist bereits angekündigt, natürlich nicht namentlich, doch angesichts der bisherigen Einkäufe darf man schon gespannt sein, wen sich die Bayern für den Regisseursposten noch in den Kader holen.

Lessort dagegen ist ein waschechter Center von modernem Zuschnitt, ein athletischer Spieler mit Stärken im Pick-and-roll-Spiel sowie sicher im Abschluss. Seine größte Qualität aber hat der französische Nationalspieler im Rebound, exakt jener Disziplin, die sich in der vergangenen Saison als Schwäche im Spiel des Meisters herausgestellt hatte. Nach Gerg Monroe, der sich unter dem Korb bereits seit Jahren in der nordamerikanischen Profiliga NBA beweist, wird nun also auch Lessort dazu beitragen, diese zu beheben. Wobei die Ausrichtung des deutschen Meisters angesichts der bisher getätigten Neuverpflichtungen klar in Richtung Europa geht.

Marko Pesic' Ankündigung, der FC Bayern werde sich trotz der drei hochkarätigen Weggänge Jovic, Devin Booker und Derrick Williams verstärken, dürfte selbst ohne den noch zu verpflichtenden Spielmacher bereits erfüllt sein. Center Booker jedenfalls dürfte dank Monroe und Lessort bald vergessen sein, zumal in Leon Radosevic ein weiterer so genannter Big Man im Kader steht. "Mit Mathias komplettieren wir einen tiefen und extrem vielseitigen Frontcourt", sagt Baiesi, "unsere Big Men und Forwards werden sich ergänzen und uns viele Optionen ermöglichen."

Lessort zählt zu den vielversprechendsten Fünfern im europäischen Basketball, beim NBA-Draft 2017 zog ihn Philadelphia an Nummer 50. Nach seinem Profidebüt 2014 beim französischen Erstligisten Élan Chalon, wo er im Übrigen Backup eines gewissen Devin Booker war, wechselte Lessort nach Nanterre, wo er Europe Cup und französischen Pokal gewann. Dann führte ihn sein Weg, der bislang geradlinig nach oben geht, zu Roter Stern Belgrad, wo er in der Euroleague debütierte, vergangene Saison war er in der spanischen Liga und im Eurocup eine Stütze bei Unicaja Malaga. Momentan trainiert Lessort in Pau mit dem französischen Nationalteam, seine Kollegen müssen sich also noch gedulden. Bis auf zwei: Bei der WM treffen die Franzosen im ersten Spiel auf Deutschland - mit den Münchnern Maodo Lo und Danilo Barthel.

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SZ vom 02.08.2019
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