Süddeutsche Zeitung

Basketball:Abschied mit Tränen

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Nihad Djedovic verlässt überraschend den FC Bayern. Der langjährige Kapitän und Rekord-Spieler schließt sich nach neun Jahren in München dem spanischen Erstligisten Malaga an.

Von Benjamin Zügner

Nihad Djedovic saß auf dem Podium der Presselounge im Audi Dome, und wäre der 32-Jährige nicht 1,99 Meter groß geraten, er wäre wohl hinter dem Tisch verschwunden. Der Kapitän des FC Bayern Basketball stützte die Ellenbogen auf seine Oberschenkel, den Blick richtete er nach unten. Es ging jetzt um seinen überraschenden Abschied: "Ich werde aus dem Herzen sprechen", sagte der 32-Jährige, unterbrach dann kurz darauf sichtlich angefasst - dieser Termin ging ihm offensichtlich nahe.

Das ist nachvollziehbar, denn Djedovic hat neben seiner frühen Kindheit auch die besten Jahre seiner bisherigen Karriere in München verbracht. 2007 wurde er ins Nachwuchsprogramm des FC Barcelona geholt, über Spanien (Barcelona, Santiago de Compostela), die italienische Liga und Istanbul kehrte er 2012 nach Deutschland zurück und schloss sich nach einem Jahr bei Alba Berlin 2013 dem Basketballprojekt der Bayern an. Der Plan war "ein Jahr hier zu spielen und dann wieder zu gehen", erinnerte sich der Deutsch-Bosnier, es wurden neun Jahre mit drei Meisterschaften und zwei Pokalsiegen. Der Klub habe ihm "eine Vision gezeigt und die Liebe gegeben", die seine Meinung änderte.

Djedovic war Kapitän und Identifikationsfigur - und bei der letzten Meisterschaft 2019 bester Spieler

Es ist nicht übertrieben, Djedovic als Kern des Bayern-Teams zu bezeichnen, Geschäftsführer Marko Pesic bemühte noch ein wenig mehr Pathos und bezeichnete ihn als "Legende". Djedovic ist mit 291 Einsätzen allein in der Bundesliga unangefochtener Rekordspieler des FC Bayern, erzielte dabei 3244 Punkte - natürlich Bestwert. Und nicht nur auf dem Platz war er Führungsspieler. Der gebürtige Bosnier, der 2015 die deutschen Staatsbürgerschaft erhielt, ist auch abseits des Parketts Identifikationsfigur. "Nihad hat in seinen neun Jahren nicht nur die Kultur und Art und Weise, wie wir uns nach außen geben, vorgelebt", lobte Pesic, "es ist selbstverständlich, dass die Nummer 14 nicht mehr vergeben wird". Eine Ehre, die im Sport besonders verdienten Spielern zuteil wird.

Die Hochphase seines Wirkens für die Bayern war 2019, Djedovic führte sein Team als wertvollster Spieler der Finalrunde zur Meisterschaft. Danach plagte sich der flexible Guard immer wieder mit Verletzungen, verpasste viele Finalserien, fand dann in den gerade beendeten Playoffs wieder zu seiner Bestform - ohne Erfolg. Die Entscheidung, sich dem CB Malaga für zwei Jahre anzuschließen, einem Traditionsverein in der "besten Liga Europas", wie Djedovic betonte, sei bereits vor zwei Wochen gefallen, unabhängig von der Finalniederlage. Der FC Bayern jedoch "wird immer in meinem Herzen sein".

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