Süddeutsche Zeitung

Special Olympics:Asterix bei den Berlinern

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Beim Teutates! Anlässlich der Special Olympic World Games in Berlin erscheint eine Asterix-Sonderausgabe.

Von Korbinian Eisenberger, Berlin

Es ist durchaus eine Herausforderung, so ein frisch gedrucktes Asterix-Heft in die Finger zu bekommen. Beim Teutates! Gibt's hier noch irgendwo so einen Asterix in leichter Sprache? Eine junge Frau im Rollstuhl hebt den Kopf. "Komm mal mit."

Sophie Kathrin Panek, 23, wirkt kenntnisreich. Per Aufzug geht es in Halle 10 auf dem Berliner Messegelände nach oben, und das erweist sich als richtiger Rechercheweg. Das Asterix-Heft in leichter Sprache liegt leicht in der Hand, weil ohne Hardcover - und hat Wiedererkennungswert. Die Herausgeber haben das Heft aus dem Jahr 1968 "Asterix bei den Olympischen Spielen" in einer "Sonder-Ausgabe" zu den Special Olympic World Games in Berlin herausgebracht. Die an diesem Wochenende beginnenden Spiele für geistig und mehrfach behinderte Athleten sind Anlass für ein neues altes Asterix-Heft, bei dem die Buchstaben in den Sprechblasen neu arrangiert wurden.

Legt man das alte und das neue Heft nebeneinander, ist gleich auf Seite 1 zu erkennen, was sich verändert hat: In einer Debatte zweier Römer über ihren Vorzeigeathleten Musculus muss sich der Soldat von seinem Vorgesetzten Folgendes anhören: "Man merkt doch gleich, dass du noch nicht lang bei der Armee bist, Fidibus. Er gehört zu unserer Garnison und der Glanz seines Ruhmes fällt auch auf uns zurück." Die neue Version kommt mit deutlich weniger Wörtern aus: "Fidibus, du bist wohl noch nicht lange bei der Armee? Musculus gehört zu unserer Truppe. Er ist sehr berühmt!" Buchstaben samt Leerzeichen im Vergleich: 161 zu 109.

43 Seiten später versenken die Gallier wie gewohnt die Seeräuberbande (1968: "Eine Piraten-Galeere!", 2023: "Ein Piraten-Schiff!"). Es lässt sich feststellen, dass die Einschätzung des Berliner Egmont-Ehapa-Verlags nicht von der Hand zu weisen ist, wonach der Inhalt sich nicht verändert habe. Wie angekündigt, unterscheidet sich die Ausgabe durch eine leichtere Sprache mit einer vereinfachten Satzstruktur und weniger Fremdwörtern. 20 000 Exemplare wurden gedruckt.

Eines davon hält nun Sophie Kathrin Panek in der Hand. Eine schöne Sache, findet sie. Ihre Barrieren im Alltag sehen aber anders aus. Sie studiert in Berlin Sozialversicherungsrecht, zweites Semester, und berichtet von einem sehr zähen Weg, überhaupt so weit gekommen zu sein. "In den meisten deutschen Schulen und Hochschulen ist man als Rollstuhlfahrer völlig verloren", sagt Panek. An ihrer Hochschule ist sie die einzige im Rollstuhl. "Es wundert mich nicht, weil es ist fast immer schwierig." Für den Master will sie in die Schweiz wechseln. "Da hat man es als Rollstuhlfahrer viel leichter."

Den Veranstaltern geht es nicht zuletzt darum, Behinderung in Deutschland sichtbarer zu machen, um den Betroffenen das Leben zu erleichtern. Egmont Ehapa bringt sich hier nun mit dem Sonderheft ein: "Es ist uns als Verlag eine große Ehre, in dieser Form an den Special Olympics ,teilnehmen' zu können und die wunderbare Welt von Asterix allen Menschen zugänglich zu machen zu dürfen", lässt sich Verleger Wolf Stegmaier auf der Verlagswebseite zitieren, wenn auch nicht in restlos einfacher Sprache.

Erhältlich ist der Comic auf Englisch oder Deutsch, für 7,99 Euro über den Webshop des Veranstalters. Die Athleten und Helfer bekommen ein Exemplar geschenkt.

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