Süddeutsche Zeitung

Angelique Kerber:Ziemlich knifflig

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Titelverteidigerin Angelique Kerber hat bei ihrem Auftaktmatch auf dem Centre Court mit Tatjana Marias variantenreichem Spiel zu kämpfen.

Von Barbara Klimke, London

Am zweiten Tag des Wimbledonturniers kam die Schirmherrin zu Besuch: Die Duchess of Cambridge schaute im All England Club vorbei, auf der Anlage herrschte Betrieb, und wer es wie Herzogin Kate auf den Centre Court schaffte, bekam ein würdiges Spektakel zu sehen: Titelverteidigerin Angelique Kerber eröffnete den diesjährigen Frauen-Wettbewerb mit einem Sieg gegen ihre deutsche Kollegin Tatjana Maria. Es war ein Match, das weit mehr Unterhaltung bot, als das dürre Ergebnis (6:4, 6:3) offenbaren konnte.

Kerber, 31, die letztjährige Siegerin, liebt den grünen Teppich, der sie auf dem Centre Court in Wimbledon immer fast ein wenig schweben lässt. Auch Maria, 31, fühlt sich auf Rasen wohl. Und während sich Kerber auf Mallorca und in Eastbourne vorbereitete, ist sie in den letzten Wochen durch England getourt. Zunächst reiste sie zu einem kleinen Turnier nach Surbiton, einem Ort im Südwesten von London, wo sie erst im Halbfinale gegen die Slowakin Magdalena Rybarikova verlor. Dann fuhr sie nach Nottingham, wo sie sich ebenfalls bis in die Vorschlussrunde gegen die Kroatin Donna Vekic spielte. Tatjana Maria betreibt ihren Sport als kleines Familienunternehmen: Immer dabei sind ihr Mann und Trainer Charles Eduard, den sie 2013 in Florida heiratete, wo sie heute noch wohnen, und Töchterchen Charlotte.

Wäre sie nicht eine so gute Spielerin, dazu so diszipliniert und hervorragend organisiert, dann würde sie als berufstätige Mutter kaum in der Lage sein, mit einer Grand-Slam-Siegerin wie Kerber mitzuhalten, die sich nur auf sich selbst konzentriert. Fast um jedes ihrer Aufschlagspiele musste Kerber am Dienstag hart kämpfen.

In Runde zwei trifft Kerber auf die Amerikanerin Lauren Davis

Maria hat 2018 ihren ersten Titel auf der WTA-Tour gewonnen, auf Rasen in Mallorca, sie ist die Nummer 65 der Welt und verfügt über ein Arsenal von variantenreichen Schlägen, das sie am zweiten Tag in Wimbledon komplett zur Anwendung bringen konnte: zum Beispiel, indem sie kraftvolle Grundschläge mit Volleys und Slicebällen mischte, die Kerber nicht selten irritierten. Beim schönsten Ballwechsel rettete sich Kerber, indem sie dem Ball hinterherrannte und dann durch Beine spielte, Maria aber machte den Punkt mit einem Volleystopp, der zum Sonderapplaus von den Rängen führte.

Vor allem lief sie diesmal nicht wieder in dieselbe Falle wie noch zu Jahresbeginn in Australien, als ihr Serena Williams gegenüberstand. Damals fremdelte sie in der Rod-Laver-Arena, die sie nie zuvor betreten hatte. Der Centre Court in Wimbledon ist seit letztem Sommer Kerbers Burg. Aber Maria, die zum neunten Mal in den All England Club kam, hat sich dort ebenfalls zu Hause gefühlt. "Es war ziemlich knifflig", sagte Kerber, die Spiel für Spiel um ihr Bleiberecht in der von wildem Wein umwachsenen Arena gekämpft hatte.

Bis auf weiteres ist sie jetzt jedenfalls im Turnier. Nach einer Pause am Mittwoch steht am Donnerstag die nächste Aufgabe gegen die 25-jährige US-Amerikanerin Lauren Davis an, eine Qualifikantin und Nr. 95 der Weltrangliste. Im Achtelfinale könnte sie auf ihre Finalgegnerin von 2018, Serena Williams, treffen. Dann könnte Ashleigh Barty, die French-Open-Siegerin und derzeitige Nummer eins der Tenniswelt, warten. Alles gefährlich womöglich für Kerber - aber für die Zuschauer schön spektakulär.

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SZ vom 03.07.2019
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