Süddeutsche Zeitung

Alba Berlin in der Euroleague:Die beste Rumpftruppe Europas

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Die Berliner Basketballer schlagen nach den Bayern auch Spaniens Meister aus Vitoria - obwohl weiterhin fast die gesamte erste Fünf und der Cheftrainer ausfallen.

Von Jonas Beckenkamp

Den Knackpunkt dieses Spiels erlebten die wohl stärksten Berliner Albatrosse nicht auf dem Parkett. Und auch nicht auf der Ersatzbank. Die Spieler, die normalerweise vorangehen, hockten in Zivil hinter dem Korb. Kapitän Niels Giffey, Luke Sikma, Peyton Siva und Marcus Eriksson fehlten alle verletzt. Sie sahen, wie ihr Kollege Maodo Lo am Dienstag im Euroleague-Nachholspiel den siegbringenden Wurf gegen Baskonia Vitoria-Gasteiz verwandelte.

Es war ein Korbleger zum 93:91, trotz Fouls eines Gegenspielers. Lo traf auch noch den fälligen Freiwurf, am Ende hieß es gegen Spaniens Meister 95:91 - und auf dem Feld standen viele beseelte, schnaufende Basketballer. Neben den Genannten konnte auch Chefcoach Aito Garcia Reneses wegen Corona-Quarantäne nicht mitwirken, aber die Berliner bewiesen auch ohne ihn ihre Resilienz. Nach dem 85:72-Sieg am Sonntag in der Bundesliga gegen den FC Bayern (auch da in Notbesetzung) war es erneut ein Kraftakt: So läuft das seit Wochen. Es geht, irgendwie, mit Emotionen, geistiger Frische und wunden Knochen. "Wir wissen, dass das unsere einzige Chance ist, mit Energie zu spielen und mit Selbstvertrauen. Und das funktioniert richtig gut", sagte Lo (19 Punkte), dem die Zuversicht aus jeder Pore drang.

Wo andere zusammensacken, scheinen die Berliner die Herausforderungen anzuspornen. "Der Glaube dieser Truppe ist unglaublich. Ich bin sehr stolz auf sie", fand Israel Gonzalez, der seit dieser Saison formal als gleichberechtigter Trainer neben Aito fungiert und den entscheidenden Spielzug angesagt hatte. Dank solcher Aktionen haben sie es bei Alba geschafft, dass jeder Spieler sich wichtig fühlt. Diesmal glänzte neben Lo vor allem Jayson Granger (21 Zähler), der gegen seinen ehemaligen Klub offensichtlich zusätzlich motiviert war.

"Jeder weiß, er muss irgendetwas bringen", sagte Lo, ein gebürtiger Berliner. Überhaupt: Das Alba-Konzept sieht vor, auf Profis made in Berlin zu setzen. Leute wie Jonas Mattisseck, 20, und Tim Schneider, 23, die diesmal mit 12 und sieben Punkten mithalfen. Bei sieben Siegen und zehn Niederlagen steht Europas beste Rumpftruppe nun nach der Euroleague-Hinrunde; bereits am Donnerstag geht es daheim gegen Maccabi Tel Aviv weiter.

Der Vorteil: Die Reisestrapazen bleiben aus. Denn "das ist das, was richtig killt", findet Lo. Noch ist der Tank nicht leer, doch irgendwann wird es nicht mehr gut gehen, mit nur zehn Spielern im Kader. "Das wird natürlich nicht einfach, das immer wieder zu wiederholen", sagte Gonzalez. Aber am Einsatz scheitert es nicht.

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