Süddeutsche Zeitung

1. FC Nürnberg:Schöne Zahlen

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Kompakt und konsequent: Der 1. FC Nürnberg hat seine Qualitäten aus der Vorsaison wiedergefunden und schafft gegen Hannover den vierten Sieg in Serie.

Von Markus Schäflein

Es handelte sich in der Wahrnehmung der fränkischen Anhängerschaft nicht nur um das Fußballspiel des 1. FC Nürnberg gegen Hannover 96, sondern auch um das Fußballspiel des 1. FC Nürnberg gegen Martin Bader. Die finanziellen Sorgen, die den Club plagen, werden schließlich maßgeblich dem bei Mitgliederversammlungen schon zwei Mal nicht entlasteten früheren Vorstand angelastet. Den risikoreichen Versuch, mit einem enorm hohen Budget in die erste Liga zurückzukehren, unternimmt Bader nun mit Hannover. Es wunderte also nicht, dass Club-Trainer Alois Schwartz gemahnt hatte, die Niedersachsen hätten "den stärksten Kader der Liga". Davon war am Sonntagnachmittag allerdings wenig zu sehen, die Nürnberger ärgerten Bader mit einem 2:0-Sieg.

Es war der vierte Erfolg in Serie für Trainer Alois Schwartz, der nach sechs sieglosen Spielen zu Saisonbeginn schon um seinen Job hatte bangen müssen. Vier Siege, 10:1 Tore - die Fortsetzung des aktuellen Laufes war auch eine gute Einstimmung auf die große Pokalaufgabe am Mittwoch gegen Schalke. "Das sind schöne Zahlen, wenn man die so liest", sagte Schwartz bei Sky. Der Club hat seine Kompaktheit aus der Vorsaison, als er Dritter wurde, wiedergefunden und zeigt wieder die gewohnten Qualitäten: Konsequenz in der Defensivarbeit, Effektivität im Angriff. Schon in der vierten Minute ging er in Führung: Tobias Kempe setzte sich entschlossen durch, seinen Schuss ließ Hannovers Ersatztorwart Samuel Sahin-Radlinger abprallen, im Nachsetzen traf der aus Augsburg geliehene Tim Matavz zum 1:0. Und in der 21. Minute legte Guido Burgstaller den zweiten Treffer nach: Ondrej Petrak eroberte den Ball im Mittelfeld und setzte Kevin Möhwald in Szene, der auf den ungedeckten Torjäger flankte. Ähnlich wie bei der ganzen Mannschaft hat es auch bei Burgstaller eine paar Spiele gedauert, bis er an seine gewohnte Form anknüpfte.

Erst nach der Pause kamen die Hannoveraner zur ersten größeren Möglichkeit: Martin Harnik scheiterte aus kurzer Distanz an Nürnbergs starkem Torhüter Thorsten Kirschbaum (49.). Auch ein Wechsel aus der Not - der angeschlagene Innenverteidiger Dave Bulthuis musste vom Platz, für ihn kam der 19-jährige Lukas Mühl - brachte Nürnbergs Ordnung nicht durcheinander. Und wenn die Niedersachsen Chancen hatten, vergaben sie sie: Miiko Albornoz scheiterte mit einem Elfmeter - nach Foul von Miso Brecko an Felix Klaus - an Kirschbaum (73.). "Wir waren gleich in den Zweikämpfen und haben zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht", erklärte Kirschbaum hinterher. Dass er nun endlich die Nummer eins im Nürnberger Tor sei, tue "unendlich gut", sagte er: "Die letzte Saison war nicht einfach." Unter dem ehemaligen Trainer René Weiler war der noch von Bader verpflichtete Kirschbaum dritte Wahl.

Bader übrigens mühte sich, nicht im Mittelpunkt zu stehen. Er hatte vor der Partie keine Interviews gegeben und hielt sich bei der Begegnung auch am Rand; zu unfreundlichen Begrüßungen von den Rängen kam es nicht. Unterdessen arbeitet Nürnbergs Finanzvorstand Michael Meeske nicht nur die wirtschaftliche Lage auf, sondern auch andere Hinterlassenschaften Baders, der den einflussreichen Ultragruppierungen des 1. FCN während seiner Amtszeit einige Zugeständnisse gemacht hatte. Bis auf Weiteres bleibt der Container vor der Nordkurve geschlossen, in dem die Ultras bei Heimspielen eigene Fanartikel verkaufen durften. Damit will Meeske die Gruppe nach den Ausschreitungen vom vergangenen Wochenende in Karlsruhe, die aus seiner Sicht mal wieder eine "unnötige Zahlungsverpflichtung" nach sich ziehen, empfindlich treffen. Denn die Gewinne machen einen großen Teil der Finanzierung von Choreografien und anderen Aktionen aus. Wie die Ultras darauf reagieren, bleibt abzuwarten - beim Geld hört, das hat nicht nur Martin Bader in Nürnberg erfahren, die Freundschaft bekanntlich auf.

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SZ vom 24.10.2016
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