Süddeutsche Zeitung

1. FC Kaiserslautern:Schmerzen in der Brust

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Trainer Jeff Strasser liegt nach dem Abbruch der Partie gegen Darmstadt im Krankenhaus - ein Herzinfarkt konnte ausgeschlossen werden. Martin Bader soll Sportchef werden.

Von Tobias Schächter, Darmstadt

Der 1. FC Kaiserslautern kommt nicht zur Ruhe. Der Klub Fritz Walters steht auf dem letzten Tabellenplatz in der zweiten Liga, finanzielle Altlasten gefährden die Zukunft im Profifußball - und nun auch noch das: Die als "Abstiegsendspiel" titulierte Partie beim Tabellensechzehnten Darmstadt wurde in der Halbzeit beim Stand von 0:0 abgebrochen. FCK-Trainer Jeff Strasser klagte über Übelkeit und Schmerzen in der Brust und wurde nach einer ersten Behandlung im Kabinentrakt von einem Notarztwagen ins Krankenhaus gefahren. Fans beider Teams sangen "You'll never walk alone" für Strasser, nachdem der Abbruch der Partie nach einer halben Stunde Wartezeit wegen "eines medizinischen Notfalls im FCK-Trainerteam" bekannt gegeben worden war.

Am Donnerstag teilte der FCK mit, dass nach ersten Untersuchungen ein Herzinfarkt bei Strasser ausgeschlossen werden könne. Der Luxemburger wurde in ein Krankenhaus in Kaiserslautern verlegt. Er sei ansprechbar und es gehe ihm den Umständen entsprechend gut, erklärte Sportdirektor Boris Notzon. Das Training leitete Co-Trainer Alexander Bugera. Wer am Samstag beim Heimspiel gegen Spitzenreiter Düsseldorf die Elf coacht, blieb offen. Die Partie in Darmstadt soll zeitnah nachgeholt werden - über die vollen 90 Minuten. Unklar ist, ob und wann Strasser wieder beim FCK einsteigt, weitere Untersuchungen sollen Aufschluss bringen.

Die schwache erste Halbzeit und den Spielabbruch verfolgte in Darmstadt auf der Tribüne auch Martin Bader. Der 49-Jährige wird beim FCK den zweiten Vorstandsposten neben Finanzchef Michael Klatt übernehmen, wie der Verein am Donnerstag mitteilte. Zum Jahreswechsel war Marketingvorstand Thomas Gries zurückgetreten, der Aufsichtsrat wollte den vakanten Vorstandsposten nun mit mehr sportlicher Kompetenz ausfüllen. In Klaus Drach bekommt Bader einen Direktor für Marketing und Vertrieb zur Seite gestellt.

Bader war vergangenen März nach nur 17 Monaten bei Hannover 96 als Geschäftsführer Sport entlassen worden. Die Bosse glaubten, unter der Führung Baders den erhofften Bundesliga-Aufstieg zu verpassen; dieser gelang 96 mit Nachfolger Horst Heldt. Zuvor wirkte der Sportökonom Bader elf Jahre beim 1. FC Nürnberg, wo er als Sportvorstand nach dem Bundesliga-Abstieg 2014 und vielen Querelen 2015 gehen musste. Ob Bader, dessen Vertrag offenbar auch für die dritte Liga gilt, dem taumelnden FCK Sportkompetenz verleiht?

Bei der Suche nach einem Sportvorstand hatte sich Kaiserslautern zuvor einige Absagen eingehandelt. Kaum jemand glaubt derzeit an die sportliche Rettung, und der FCK leidet existenziell - unter anderem an den Folgen des Stadionausbaus zur WM 2006.

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Quelle:
SZ vom 26.01.2018
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