Süddeutsche Zeitung

Von Würzburg bis Füssen:Auf einen Williams

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Die Romantische Straße bietet viele Möglichkeiten zur Einkehr. Mit Aussicht auf überraschende Erlebnisse.

Von Barbara Vorsamer

Am schönsten war es in Schillingsfürst. Noch nie davon gehört? Das hat vermutlich niemand, der nicht gerade die Romantische Straße entlangradelt und zwischen Rothenburg ob der Tauber und Dinkelsbühl eine Einkehr sucht. In den Pfingstferien 2020 war das Örtchen geradezu ausgestorben, die Sehenswürdigkeiten geschlossen, die Schlossgaststätte ebenso. Irgendwo kamen wir dann aber doch noch zu einem Teller Käsespätzle und einem Viertel Wein, wir durften ihn auf der Terrasse der Wirtsleute trinken ("Teller dann einfach da hinten hinstellen, wir sind jetzt weg"), das Desinfektionsmittel im Bad roch nach Williams Birne. Ob sie da einfach eine Flasche Schnaps hingestellt haben? Wir probierten lieber nicht.

Eigentlich wollten wir überhaupt nicht Rad fahren, meine beste Freundin und ich. Eigentlich wollten wir nach Italien. Doch das Coronavirus hat unsere Pläne genauso durchkreuzt wie die vieler anderer Urlauber. 1,8 Millionen Deutsche unternahmen 2020 die erste Radreise ihres Lebens, die meisten blieben dafür im eigenen Land - vermutlich, weil so vieles andere gerade nicht möglich war. Die Romantische Straße ist für Einsteiger sehr zu empfehlen. Man kann einfach das Stadtradl in den Regionalexpress nach Würzburg stellen, auch für alles andere - Gepäcktasche, Kleidung, Helm - ist eine durchschnittliche Pendlerausrüstung ausreichend (auch wenn manch hochgerüsteter E-Biker, den man auf dem Weg trifft, das anders zu sehen scheint).

Die 500 Kilometer lange Route führt in neun Tagen von Würzburg bis Füssen und ist dermaßen gut ausgeschildert, dass es quasi unmöglich ist, sich zu verfahren. Auf dem Weg kann man barocke Städtchen besichtigen und sehr guten Wein trinken, von jedem Ortsschild grüßt die lokale Weinkönigin. Bei Tagesetappen von maximal 70 Kilometern und maximal 870 Höhenmetern muss sich niemand überanstrengen - zumindest, wenn man es so angeht wie wir. Auf der Terrasse in Schillingsfürst bekamen wir Gesellschaft von zwei anderen Radlerinnen, die gerade dabei waren, die Bikepacking Trans Germany zu fahren: in 14 Tagen vom Bodensee nach Rügen, 1600 Kilometer, 20 000 Höhenmeter, Übernachtung im Zelt. Kann man machen. Muss man aber nicht.

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