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Reisen nach Amerika:Schutz vor dem Pieks

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Egal, ob in Nord- oder Südamerika: Mücken übertragen überall gefährliche Krankheiten. Worauf man in welchem Land besonders achten sollte.

Ein einziger kleiner Pieks in die Haut reicht, um den Körper für Wochen außer Gefecht zu setzen. Mücken können viele Krankheitserreger transportieren - auch an Urlaubsorten, an denen der Tourist nicht unbedingt damit rechnet.

Gerade auf dem amerikanischen Kontinent ist ein konsequenter Mückenschutz deshalb äußerst sinnvoll, empfahlen Experten jetzt beim "Forum Reisen und Gesundheit" auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin.

Zwar sind Malaria und das Dengue-Fieber auf bestimmte Regionen in den tropischen Zonen Mittel- und Südamerikas begrenzt. Das West-Nil-Virus aber lauert in immer mehr Regionen von Kanada bis Argentinien.

Dengue-Fieber in der Karibik verbreitet

Sorgen macht den Fachleuten derzeit vor allem das Dengue-Fieber, das durch auch tagsüber aktive Mückensorten übertragen werden kann. In Venezuela und Brasilien komme es es jedes Jahr zu Epidemien. Und in der Karibik seien alle touristisch wichtigen Inseln potenziell davon betroffen, erklärte Prof. Erich Kröger, Wissenschaftlicher Leiter im Centrum für Reisemedizin (CRM) in Düsseldorf. Zuletzt habe es viele Fälle in Paraguay und im Oktober in Kuba gegeben, sagte Enno Winkler, der Leiter des Gesundheitsdienstes des Auswärtigen Amtes.

Die einzig möglichen Schutzmaßnahmen sind das Tragen langer Hosen und Ärmel sowie die Auftragen von Mückenspray. "Ein Impfstoff gegen Dengue-Fieber wird entwickelt, ist aber noch nicht auf dem Markt", sagte Kröger.

Die Krankheit verläuft in der Regel wie ein grippaler Infekt und klingt nach einigen Tagen ab. "Betroffene fühlen sich danach aber oft noch lange sehr schlapp, manchmal Monate lang", erklärte der CRM-Leiter. In zwei Prozent der Fälle komme es in Südamerika zu Komplikationen, auch ein tödlicher Ausgang sei möglich.

West-Nil-Virus nach den USA in Argentinien aufgetaucht

Anders als Dengue-Fieber oft übersehen werden Fälle, in denen ein Mückenstich das West-Nil-Virus in den Körper geschleust hat. Diese Infektionen gibt es im östlichen Mittelmeerraum und in Ostafrika schon lange, 1999 gelangte der Erreger dann erstmals nach New York.

Von dort aus hat sich das Virus rasch über den Kontinent verbreitet. "Inzwischen gibt es erste Fälle in Nord-Argentinien", sagte Burkhard Rieke, der CRM-Fortbildungsleiter. In einer gefährlichen Variante dringe der Erreger ins Zentrale Nervensystem ein - manchmal mit tödlichen Folgen. 2006 habe es 149 Todesopfer in den USA gegeben, so Prof. Tino F. Schwarz von der Stiftung Juliusspital in Würzburg.

Keine Blutspende nach USA-Urlaub

Viele Betroffene machen die Infektion aber auch durch, ohne groß etwas von ihr zu merken. Urlaubsrückkehrer aus den USA seien in Deutschland deshalb im Sommer und Herbst für einige Wochen nicht als Blutspender zugelassen, sagte Rieke.

Nach Ansicht von Prof. Schwarz muss wegen der hohen Zahl von Amerika-Reisenden "zunehmend mit importierten Infektionen gerechnet werden". Nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes (DRV) fliegen jedes Jahr mindestens 3,09 Millionen Deutsche über den Atlantik, fast die Hälfte in die USA.

Malaria-Risiko niedriger

Besser als andere Kontinente steht Lateinamerika allerdings beim Malaria-Risiko da. Es sei deutlich geringer als im tropischen Afrika und betreffe im Wesentlichen drei Grenzprovinzen Brasiliens sowie Surinam, Guyana und Französisch-Guayana, sagte Rieke. Gelegentliche Ausbrüche gebe es aber auch auf den Bahamas und Jamaika sowie in der Dominikanischen Republik. Auch hier gilt: Mückenschutz ist notwendig.

Ob darüber hinaus eine Vorbeugung mit Medikamenten erforderlich ist, hängt vom genauen Zielgebiet ab und sollte rechtzeitig vor dem Abflug mit einem reisemedizinisch fortgebildeten Arzt besprochen werden.

Vor der Reise zum Arzt

Den Arztbesuch können die Fachleute ohnehin nur empfehlen - egal, wohin in Amerika die Reise führt. Gerade bei den USA und Kanada unterschätzten Touristen die Risiken, sagte Prof. Kröger. "Die denken sich: "Das ist da wie in Europa"." Spezifische Gefahren gebe es aber trotzdem.

Auch Rieke empfiehlt, immer im Einzelfall zu prüfen, ob und welche Vorbeugungsmaßnahmen erforderlich sind: "Man kann nicht einen Ländernamen in einen Automaten eingeben, und unten rollen dann drei Spritzen oder ein Malariamittel heraus. So einfach geht es nicht."

Dringend empfohlen wird von den Experten der Abschluss einer Auslands-Reisekrankenversicherung und einer Rückholversicherung, die dafür sorgt, dass bei Bedarf ein Flug des erkrankten oder verletzten Touristen nach Deutschland bezahlt wird.

Die Botschaften evakuierten zwar auch, wenn das bei deutschen Staatsbürgern nötig ist, sagte Enno Winkler vom Auswärtigen Amt. "Aber wir holen uns das Geld zurück" - denn der Steuerzahler soll ja nicht für diese Heimflüge aufkommen.

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