Süddeutsche Zeitung

Einmal im Leben:Goldener Felsen in Myanmar

Der riesige Granitstein balanciert wie schwerelos auf einem Felsvorsprung, gehalten der Legende nach von einem Haar des Buddha. Wann man ihn besucht, sollte man sich aber gut überlegen.

Von Monika Maier-Albang

Besteigen darf man ihn nicht, das wäre aber ob der Form ohnehin schwierig. Sehen kann man ihn meistens - sofern er nicht gerade, wie bei unserem Besuch, eingerüstet ist mit Metallplatten und Tüchern, zur Goldauffrischung. Befühlen darf ich ihn gleich zweimal nicht, weil: Das ist nur buddhistischen Pilgern gestattet, was einerseits nachvollziehbar ist. Warum sollte man als gläubiger Christ Goldplättchen an einen Felsen kleben? Was sich aber andererseits gar nicht richtig anfühlt, denn: Berührt werden darf der Stein nur von männlichen Pilgern.

Aber trotzdem: hinfahren! Der Goldene Felsen in Myanmars Mon-Staat gehört zu den Orten, die sich, hat man einmal ein Bild davon gesehen, im Hirn und im Herzen festsetzen: der riesige Granitstein, der wie schwerelos auf einem Felsvorsprung zu balancieren scheint, gehalten der Legende nach von einem Haar des Buddha, und im Hintergrund, tief unten, weites Land. Fotos vom Felsen, aufgenommen bei Sonnenuntergang, sehen aus, als habe eine KI ein Traumbild von asiatischer Spiritualität entworfen.

Also besteigen wir im Städtchen Kyaikhtiyo stilecht den Pilgerbus, der ein umgebauter Lkw ist - mit eng befüllten Sitzreihen auf der Ladefläche. Nach einer kurvigen Auffahrt dann: ein Plateau mit Tausenden barfüßigen Pilgern, die im Schatten der Bäume picknicken, ein Lachen, eine Leichtigkeit, wie es sie 2016 gab nach dem demokratischen Neuanfang im Land. Das Lachen ist heute verstummt, die Menschen leiden unter den Repressionen der Militärherrscher. Bagan, der Shwedagon-Stupa, der Goldene Felsen: müssen warten auf bessere Zeiten. Aber dann, Goldener Felsen, gehörst du uns!

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