Süddeutsche Zeitung

Italien:Auf ein Gläschen

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Guy Grossi ist ein australischer Koch mit einem ausgeprägten Hang für die Küche seiner Vorfahren. Nun hat er eine Schlemmerreise durch Italien unternommen, hat gut gegessen und gut getrunken.

Von Stefan Fischer

Italien-Sehnsucht ist kein deutsches Phänomen, auch in Australien wird man fündig. Etwa im Restaurant-Imperium von Guy Grossi. Der Koch aus Melbourne hat eine Vorliebe für Pasta und Dolci, was seiner italienischen Abstammung geschuldet ist - er fügt den vielen Italien-Kochbüchern nun seines hinzu: "Bella Italia", im Original "Love Italy". Da steckt mehr dahinter als nur eine Vorliebe für alles, was sich in Italiens Töpfen und Pfannen findet. "Bella Italia" ist nicht nur eine Anleitung zum Kochen, sondern auch zur Aneignung einer Lebensart. Und zudem ist dieses opulent gestaltete Koch- zugleich ein Reisebuch.

Guy Grossi folgt darin einer Route durch Italien, die nicht bestimmt wird von architektonischen Sehenswürdigkeiten und landschaftlichen Reizen - beides gibt es eher nebenbei serviert. Er hat Produkte und Gerichte gewählt, "deren Entstehung ich mir unbedingt aus der Nähe ansehen wollte", so Grossi. Begleitet wurde er von seiner Tochter, dem Fotografen Mark Chew, der Verlegerin Julie Gibbs und Marco Vigarelli, der die Gruppe chauffierte. Eine Bildungs- und eine Schlemmertour in einem war das, die weit mehr eingetragen hat als eine absehbare Rezeptsammlung typischer italienischer Gerichte, die Guy Grossi dann nur noch nach ihrer regionalen Herkunft würde sortieren müssen.

"Bella Italia" liefert nicht noch ein Rezept für Spaghetti Carbonara, sondern präsentiert lokale Spezialitäten. Auf einer der ersten Seiten baumeln einem zwei geschlachtete Schweine entgegen, denn Grossi schwärmt im Auftaktkapitel von der Mustardela delle Valli Valdesi, einer Blutwurst aus dem Piemont. Er schreibt hier und im Folgenden kenntnisreich und wohlwollend über die Produzenten, über mögliche Zubereitungen und kommt ganz automatisch vom einen zum anderen. Was auch bedeutet: Über kurz oder lang landet Guy Grossi beim Wein oder dessen Folgeprodukten. Noch im Piemont stattet er Angelo Gaja einen Besuch ab, einem der renommiertesten Barolo-Winzer, was vielleicht nicht überrascht. Origineller ist seine Hommage an Soave-Weine - von denen es eben nicht nur die billige Supermarkt-Variante gibt. Groß sind die Qualitätsunterschiede auch beim Grappa. Und was landauf, landab als Balsamico verkauft wird, ist in Wahrheit gar keiner. Der echte, traditionell hergestellte schmeckt im Übrigen am besten zu Erdbeeren.

Guy Grossi : Bella Italia. Das Kochbuch. Mit Fotografien von Mark Chew. Aus dem Englischen von Regine Brahms und Jochen Stremmel. Dorling Kindersley Verlag, München 2014. 544 Seiten, 49,95 Euro.

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Quelle:
SZ vom 21.05.2015
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