Süddeutsche Zeitung

Kolumne "Ende der Reise":Lieber nicht in der ersten Reihe

Lesezeit: 1 min

Experten haben errechnet, auf welchen Plätzen die Chancen am größten sind, einen Flugzeugunfall zu überleben. Aber wozu?

Von Jochen Temsch

So wie manche Hundeherrchen ihrem Bello, so gleichen sich auch viele Smartphonenutzer ihrem kleinen Liebling in der Hosentasche an. Ihre Rücken werden krumm, auf dem Daumen wächst Hornhaut und sie reden wie Handyanzeigen, wenn sie ihr Wohlbefinden beschreiben. Dann sagen sie: Ich bin im roten Bereich, mein Akku ist fast leer. Oder: Ich habe nur noch zehn Prozent. Das bedeutet dann, sie sind urlaubsreif.

Kein Wunder, auf der Urlaubsreise selbst geht es weiter mit einer Sprachtechnik, die vor allem auf technischen Kennzahlen basiert. Wie ist das Hotel? Na ja, nur 15 Prozent der Gäste bewerten es als befriedigend. Und kaum einer antwortet auf die Frage, wie das Wetter wird, mit einem simplen "schlecht". Es heißt vielmehr: Die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei 30 Prozent. So, wie es die Wetter-App auf dem Smartphone vorgibt.

Nur die Ruhe

Die Statistik lässt sich auch auf wichtigere Dinge als auf das Trockenbleiben anwenden, nämlich auf das Leben selbst. So haben Experten der US-Magazine Popular Mechanics und Time anhand von Unfalldaten errechnet, in welchen Sitzreihen die Chancen am größten sind, einen Flugzeugunfall zu überleben: Auf den unbeliebtesten Plätzen im hinteren Drittel der Maschine ist die Überlebenswahrscheinlichkeit mit 69 Prozent am höchsten, während die Prognose im vorderen Drittel in der First- und Businessclass mit nur 49 Prozent eher ungünstig klingt.

Noch bescheidener ist nur die Aussicht, dass einem die Statistik im Ernstfall etwas nützt. Denn tendenziell schlagen Flugzeuge zwar eher mit der Schnauze als mit dem Heck auf - aber wer garantiert einem, dass das auch so ist, falls man gerade selbst in der letzten Reihe sitzt?

Aber Moment, Moment! Das Flugzeug gilt als eines der sichersten Verkehrsmittel überhaupt. Die Wahrscheinlichkeit, eine Bruchlandung zu überleben, liegt bei 95,7 Prozent.

Und falls der Lebensakku sich doch einmal so anfühlt, als wäre er komplett leer, dann, so Sportpsychologen, hat man immer noch 20 Prozent.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3516859
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 24.05.2017
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.