Süddeutsche Zeitung

Ende der Reise:K-Pop an Bord

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Korean Air hat ein neues Sicherheitsvideo präsentiert, das es "so bisher noch nicht gegeben hat". Stimmt.

Von Hans Gasser

Der Mensch ist Fatalist: Gelangweiltes Wegschauen, wenn die Stewardess den Gebrauch von Rettungsweste und Notrutsche erklärt. Fällt die Kiste runter, braucht man eh keine Notrutsche mehr. Und wie oft hat man die Sicherheitspantomime der Flugbegleiterinnen schon gehört und gesehen?

Doch damit ist nun Schluss. Zumindest bei Korean Air. Die nationale südkoreanische Fluglinie hat vor drei Tagen ihr neues Sicherheitsvideo präsentiert, das es "so bisher noch nicht gegeben hat". Stimmt. "Sicherheit muss nicht ernst oder langweilig sein", so der für das Video verantwortliche Sprecher der Fluggesellschaft. Langweilig ist es in der Tat nicht. So wie Zahnweh nicht langweilig ist. Ernst aber wohl schon.

Denn die Airline hat keine Kosten gescheut. In fünf sich wie koreanischer Kaugummi ziehenden Minuten bekommt man künftig als Passagier ein Musikvideo zu sehen, in dem eine androgyne K-Pop-Boygroup um ihr Leben tanzt, singt und Joysticks bedient, bis die Turbinen wackeln und die Ohren quietschen. Das Setting liegt irgendwo zwischen "Star Trek", Michael Jackson und "Krieg der Sterne".

Doch wer jetzt denkt, es ginge hier nur um eine knallige und laute Verpackung für Sicherheitshinweise, der denkt - typisch europäisch - viel zu klein. "Let's go everywhere", der eigens komponierte Song des Videos, soll am 18. November als Single veröffentlicht werden. Und die nur dafür gegründete Band Super M hat am 5. Oktober bereits ihr erstes Konzert in Los Angeles gespielt. Gecastet wurden Super M vom größten koreanischen Unterhaltungskonzern und Musiklabel SM Entertainement, das sich die Fluglinie an Bord geholt hat. Man hat einfach sieben K-Pop-Künstler aus anderen Formationen genommen und neu gemischt. Die den Sicherheitsgurt erklärende Stewardess wird im Video von der berühmten Sängerin BoA  gegeben.

Man wolle damit "aktiv zur Verbreitung von K-Pop und koreanischer Popkultur in der ganzen Welt beitragen", teilt die Fluglinie mit. Bleibt für den derart malträtierten Passagier nur noch die Frage: Wo ist der Notausgang?

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Quelle:
SZ vom 07.11.2019
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