Elektronische Geräte im Flugzeug:Lesen, spielen, starten
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Viele Passagiere verdrehen die Augen, andere ignorieren den Hinweis. Kurz vor Start und Landung bittet das Bordpersonal die Fluggäste, Mobiltelefonen, iPads und Co. auszuschalten. Wenn es nach der US-Flugsicherheit geht, könnte sich das bald ändern - und internationale Auswirkungen haben.
Die Stewardess schaut schon streng. Also schnell die letzte SMS getippt, den letzten Gruß gehaucht - und schon muss das Handy ausgeschaltet werden. Noch immer sind die Regeln an Bord der meisten Flugzeuge strikt, was elektronische Geräte betrifft.
Doch nun erwägt sogar die sonst recht strenge amerikanische Flugsicherheitsbehörde FAA, die Nutzung von Mobiltelefonen, iPads und Co. weniger restriktiv als bisher zu handhaben. Im September, wenn letzte technische Gutachten eingeholt sind, sollen die neuen Regeln vorgestellt werden. Und viele hoffen, dass sie dabei helfen, international einheitliche Vorschriften zu entwickeln.
Der Wunsch nach mehr Handy-Freiheit über den Wolken kommt von den Passagieren. Sie ärgern sich darüber, dass sie ihr Mobiltelefon nicht einmal zum Abspielen von Musik verwenden dürfen oder ihr elektronisches Lesegerät bei Start und Landung ausschalten sollen, während der Sitznachbar ungestört in seinem Buch weiterlesen darf. Die Regeln waren vor Jahren eingeführt worden, weil man befürchtete, die Strahlung der Geräte könnte die Bordelektronik beeinflussen.
Wissenschaftler wollen das zwar nicht mit letzter Sicherheit ausschließen, doch gibt es eine Art empirischen Gegenbeweis: Bei Befragungen geben Fluggäste immer wieder an, dass sie schon einmal vergessen hätten, ihr Handy auszuschalten - demzufolge hätte es schon zu vielen Problemen kommen müssen. Und ob das Handy wirklich aus ist, kann das Kabinenpersonal ja auch kaum kontrollieren.
Viele Fluggesellschaften machen ohnehin längst ein Geschäft daraus, ihren Gästen auch während des Fluges eine Internetverbindung anzubieten, bei einigen Airlines kann man sogar während des Fluges per Handy telefonieren. Zwei Voraussetzungen sind dafür nötig: Das Flugzeug muss mit einer Anlage ausgestattet sein, die während des Fluges ständig eine Parabolantenne auf Satelliten ausrichtet. Zum anderen muss der Telefonanbieter ein Abkommen mit dem Betreiber der Satellitenverbindung geschlossen haben.
Ganz ähnlich funktioniert die Internetanbindung, die zum Beispiel bei der Lufthansa auf vielen Langstrecken angeboten wird. Diesen Dienst kann man auch während des Fluges buchen. Eine Gefährdung der Bordelektronik wird bei diesen Systemen schon dadurch ausgeschlossen, dass sie eine Mobilfunkzelle oder eine Wlan-Basisstation im Passagierraum bereitstellen. Dadurch müssen Handys und Laptops mit viel weniger Leistung senden.
In Deutschland regelt die Luftfahrzeug-Elektronik-Betriebsverordnung (LuftEBV) aus dem Jahr 2008 den Umgang mit elektronischen Geräten an Bord. Fluggesellschaften dürfen demnach ihren Gästen erlauben, auch Geräte wie Handys zu nutzen, wenn nachgewiesen ist, dass die Bordelektronik des jeweiligen Flugzeugtyps davon nicht beeinträchtigt wird.
Dass elektronische Geräte wohl auch künftig bei Starts und Landungen sowie beim Rollen weggesteckt werden müssen, hat aber eher handfeste Gründe: Die Geräte sind hart und könnten beim Umherfliegen zu Verletzungen führen. Dass viele Airlines zögern, Handytelefonate zu erlauben, liegt nicht nur an der Technik. Machbar wäre es, aber die Mehrheit der Passagiere will wenigstens beim Fliegen ihre Ruhe.