Transparenz-Blog

Warum ändert sich das Corona-Dashboard der SZ?

Die SZ zeigt auf ihrer Website stets aktuell, wie sich die Pandemie in Deutschland und der Welt entwickelt. Warum wir einige Werte in der Omikron-Welle angepasst haben.

Sören Müller-Hansen, Datenjournalist
10. Februar 2022 - 4 Min. Lesezeit

Seit nunmehr knapp zwei Jahren bestimmen die Zahlen zur Corona-Pandemie unser Leben. Für viele unserer Leserinnen und Leser gehört es zur morgendlichen Routine, auf der Website der SZ oder in der App nachzuschauen, wie hoch die Inzidenz gestiegen ist, wie viele Menschen in ihrer Stadt positiv auf das Coronavirus getestet wurden oder wie die Intensivstationen ausgelastet sind. Diese Zahlen präsentieren wir in einem Dashboard, einem kompakten Übersichtsmodul, in dem die wichtigsten Daten zur Pandemie gebündelt werden.

Alle Daten zur Pandemie zeigen und erklären wir außerdem in diesem laufend aktualisierten Artikel.

Die Omikron-Welle hat dazu geführt, dass sich in den vergangenen Wochen viel mehr Menschen mit dem Virus angesteckt haben als je zuvor. So viele, dass längst nicht mehr alle Infizierten einen PCR-Test machen können. Wir haben deshalb einige Änderungen am Corona-Dashboard vorgenommen.

Warum ein „>“ vor der aktuellen Inzidenz steht

Die Inzidenz zeigt, wie viele Menschen je 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner in den vergangenen sieben Tagen mit einem PCR-Test positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Schon seit Beginn der Pandemie gibt es Menschen, die gar nicht merken, dass sie sich angesteckt haben oder trotz Symptomen nicht zum Test gehen. Die offiziell gemeldete Inzidenz war dadurch schon immer zu niedrig.

Diese Untererfassung ist in der Omikron-Welle allerdings extrem gewachsen, weil viele Menschen mit Krankheitssymptomen nur noch einen Schnelltest machen sollen oder können. Viele Gesundheitsämter brauchen angesichts der vielen Infizierten länger für die Meldung der Infektionen, Kontaktpersonen können sie auch nicht mehr informieren. Dadurch ist das Dunkelfeld unerkannter Ansteckungen größer geworden.

Um deutlich zu machen, dass die Inzidenz eigentlich viel höher ist als offiziell angegeben, haben wir ein Größer-Zeichen, ein „>“, vor die vom Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldete Zahl gesetzt. Wichtiger als der genaue Inzidenzwert ist ohnehin die langfristige Entwicklung, die wir schon seit Längerem durch den Pfeil neben der Zahl abbilden.

Warum wir nun den Wochenschnitt der Neuinfektionen zeigen

An den Wochenenden arbeiten viele Gesundheitsämter, Testzentren, Ärztinnen und Ärzte weniger. Wahrscheinlich ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass das RKI an diesen Tagen weniger Neuinfektionen und neue Höchstwerte meist in der Mitte der Woche vermeldet. Diese Schwankungen bilden nicht das Infektionsgeschehen ab. Sie zeigen nur, dass das Meldewesen Schwächen hat.

Bislang haben wir die Werte trotzdem gezeigt, weil sie auch in der Berichterstattung eine wichtige Rolle spielen. In solchen Meldungen erfüllen wir eine Chronistenpflicht, wir berichten aktuelle Zahlen und können sie im Text einordnen. Im Gegensatz dazu vermittelt das Dashboard ein Bild der Exaktheit, die Einordnung fehlt. Wir zeigen deshalb nun, wie viele Neuinfektionen das RKI in den vergangenen sieben Tagen im Schnitt täglich gemeldet hat. Damit lassen sich die aktuellen Zahlen besser mit den Werten der Vortage vergleichen, weil die beschriebenen Schwankungen in der Berechnung ausgeglichen werden können. Teilweise kann es dadurch zu Abweichungen zwischen den Zahlen im Dashboard und jenen in der Berichterstattung kommen.

Warum die SZ keine „vollständigen“ Impfungen mehr angibt

Im vergangenen Jahr haben wir gezählt, wie viel Prozent der Bevölkerung einmal und vollständig geimpft waren. Der Grund dafür, dass wir nicht doppelte Impfungen gezählt haben, ist etwas kompliziert: Es gibt einen Impfstoff vom Hersteller Johnson & Johnson, bei dem bis Mitte Januar eine Impfdosis reichte, um als vollständig geimpft zu gelten. Am 15. Januar 2022 hat das Paul-Ehrlich-Institut beschlossen, dass eine Person nun unabhängig vom Hersteller erst nach der zweiten Spritze als grundimmunisiert gilt. Diese Änderung betrifft etwa 3,5 Millionen Menschen.

Wir zählen im Dashboard deshalb nun, wie viel Prozent der Deutschen eine, zwei oder drei Impfungen erhalten haben. Die Zahl der doppelt Geimpften ist dadurch niedriger als die vorher dargestellten vollständig Geimpften. Das RKI hat seine Zahlen bislang noch nicht korrigiert, es zeigt weiterhin die höhere Zahl und plant erst für einen späteren Zeitpunkt eine Umstellung.

Haben Sie noch Fragen zum Corona-Dashboard der SZ? Dann schreiben Sie uns gerne.

Team
Text Sören Müller-Hansen
Daten und Entwicklung Markus Hametner, Stefan Kloiber, Sören Müller-Hansen, Benedict Witzenberger
Redaktion Sabrina Ebitsch, Markus Hametner, Daniel Wüllner
Digitales Design Lea Gardner
Infografik Julian Hosse
Schlussredaktion Christian Albrecht