Transparenz-Blog

Wie funktioniert der Klimamonitor der SZ?

Dashboards sind eine noch junge journalistische Form – wie die Daten dort hineinkommen und wie Leser selbst mit ihnen experimentieren können, erklärt am Beispiel von Wetter- und Klimadaten.

Sabrina Ebitsch, Leiterin Datenteam, und Sören Müller-Hansen, Datenjournalist

4. August 2021 - 3 Min. Lesezeit

Bei vielen wichtigen Themen – von Corona über die Bundestagswahl bis hin zum Klima – machen Zahlen die Geschichte: Das, was für Leser relevant ist, speist sich aus aktuellen Daten und ihrem Zusammenspiel. Die SZ arbeitet dabei oft mit Dashboards, kompakten Übersichtsmodulen also, in denen die zentralen Zahlen auf einen Blick zusammengeführt werden. Wie beim Klima-Dashboard, das wir zuletzt um Wetterdaten erweitert haben: In dem neuen Feld können Interessierte nun ihren eigenen Wohn- oder Urlaubsort eingeben und so personalisierte Wetterwerte mit dem langjährigen Mittel vergleichen. Hier können Sie es selbst einmal ausprobieren:

Unsere Datenjournalistinnen und Programmierer bauen Dashboards wie dieses so, dass sie weitgehend autonom funktionieren, sich die Daten von offiziellen, verlässlichen Quellen wie dem Robert-Koch-Institut bei Corona oder dem Deutschen Wetterdienst (DWD) über eine technische Schnittstelle selbst holen – automatisch und kontinuierlich. Das hat für unsere Leserinnen und Leser den Vorteil, dass sie sich stets genau die Zahlen ansehen können, die sie am meisten interessieren.

Manchmal bekommen wir Fragen zur Datenherkunft. Nach Möglichkeit verlinken wir daher die Originalquellen direkt im Dashboard oder verweisen ansonsten in Begleittexten wie der Methodik auf die Quellen. Damit die Daten ins Dashboard kommen, zapfen wir in einem ersten Schritt die Schnittstellen des DWD für aktuelle Monatswerte etwa zu Temperaturen und Niederschlag an. In einem zweiten holen wir uns den vom DWD errechneten Durchschnittswert von 1981 bis 2010 für diesen Monat und setzen ihn in Relation. So können Leser sehen, ob es beispielsweise im Juli bei ihnen zu Hause ungewöhnlich warm oder nass war.

Um für jeden Ort das Wetter anzeigen zu können, haben wir Rasterdaten analysiert: Für jeden Quadratkilometer in Deutschland berechnet der DWD dabei aus den realen Messdaten an den Wetterstationen die Werte. Wir haben die Koordinaten aller Quadratkilometer mit denen aller Orte abgeglichen, damit jede und jeder einfach über die Eingabe des Wohnorts oder der Postleitzahl mitmachen kann.

Kleinere Unschärfen sind da nicht ganz auszuschließen - etwa wenn Orte relativ weit weg von einer Wetterstation liegen. Solchen Problemen bei der Datenarbeit begegnen wir auf mehreren Ebenen: Wir machen Unsicherheiten transparent und erklären sie; wir stellen in einer Vorabrecherche sicher, dass wir mit den aktuellsten, vollständigsten und zuverlässigsten Datensätzen arbeiten; und wir sorgen drittens dafür, dass die Unsicherheit klein und der Mehrwert für den Leser groß ist – und wenn diese Bilanz anders ausfällt, verzichten wir.

Haben Sie noch Fragen zum Klimamonitor oder zum Datenjournalismus bei der SZ? Dann schreiben Sie uns gern!

Team

Digitales Design: Lea Gardner
Illustration: Bernd Schifferdecker